Bochum. .

Nach wie vor tut sich nichts am Hotel Eden. Das Gebäude an der Rottstraße steht, obwohl der neue Besitzer Petros Vasiliou seit dem Ankauf 2008 ständig den Abriss ankündigt.

Dieser Tage wurden dennoch erste Teile abgebrochen, indes nicht aus städtebaulichen, sondern aus künstlerischen Gründen. Der Fotograf Thomas Bocian (24) montierte gemeinsam mit Sebastian Schlecht den Hotelschriftzug ab und hat sich in den verrottenden Bau gewagt, um eine Bilderdokumentation zu schaffen zwischen Schimmel, Leerstand, Vergangenheit und Perspektive. Bocian: „Das Hotel Eden war für mich schon lange ein Sehnsuchtsort.“ Er sehnte sich danach, einmal hineinzukommen; „Darauf will doch jeder Bochumer.“ Seine Neugierde war geweckt, seit er Geschichten über die Vergangenheit des Hotels, u.a. von seiner Oma, gehört hatte.

Bilder zu Videoinstallation verknüpft

So schrieb er den neuen Besitzer Vasiliou an mit der Bitte, ihm Einlass in den Leerstand zu gewähren. „Ich war überrascht, wie gut erhalten der Bau eigentlich noch war, trotz Schimmel, Grünzeug und Verfall. Ich glaube, die Natur will, dass das Hotel verschwindet.“ Die Ausbeute seines Fotostreifzugs zwischen November 2009 und Januar 2010 ist seit Freitag gleichzeitig in drei Galerien in Bochum zu sehen bis zum 5. Juni.

In „The Spam“, Alte Hattinger Straße, sind die Bilder zu einer Videoinstallation verknüpft, die Sebastian Schlecht erstellt hat: In einem kleinen, mit schwarzen Vorhängen abgedunkelten Verschlag werden die Fotos an die Decke projiziert, die sich in einer Pfütze am Boden spiegeln – ganz der realen Biotop-Szenerie des Hotels entlehnt. In der Galerie Rottstraße 5 in Eden-Nachbarschaft zeigt Bocian seine eigentliche Bilder-Ausbeute, und im Freien Kunst-Territorium an der Bessemer Straße gibt es einen historischen Einblick.

Ungewöhnliche Einblicke

Die Bilder gewährend ungewöhnliche Einblicke, machen Details im Hotel zum Mikrokosmos, erhöhen den „Schandfleck“ zur Kunst. „Die Serie zeigt Spuren auf, die die Vorbesitzer hinterlassen haben.“ Das waren seit den 1950er Jahren zunächst Hotelgäste, später Prostituierte und ihre Freier, dann kurzzeitig Asylbewerber. Seit 17 Jahren nun steht das Hotel leer. Der Schriftzug, der im Schaufenster von „The Spam“ steht (stilecht umrahmt von Unkraut und einer Ratte), soll nach einer Idee der jungen Künstler bei der Finissage am 5. Juni für ein soziales Projekt in Bochum versteigert werden.

Perspektiven soll es ja geben für den Standort Rottstraße; der Investor will dort einen Glücksspielbetrieb errichten. Doch noch immer fehlt die Baugenehmigung. Weiterhin gilt: Die Stadt kann sie nicht erteilen, weil Unterlagen fehlen. Wie Baudezernent Dr. Ernst Kratzsch zuletzt auf Anfrage mitteilte, benötigt die Stadt Unterlagen zur Statik und zum Brandschutz, nachdem bei der Fassade Nachbesserungen eingefordert worden waren.

Architekt bleibt zuversichtlich

Architekt Christoph Bender bleibt zuversichtlich: „Ich bin sicher, dass wir die Baugenehmigung bis zum 10. Juni haben werden. Dann kann der Abriss zügig erfolgen; die Essener Abbruchfirma Arnolds hat bereits den Auftrag. Zuvor müssen wir entrümpeln. Dann können die Bagger anrücken.“ Der eigentliche Gebäudeabriss soll vier bis sechs Wochen dauern.

Glücksspielbetrieb

Ehemaliges Hotel Eden am Westring / Rottstraße.
Ehemaliges Hotel Eden am Westring / Rottstraße. © WAZ
 Vlado Baláz (Architekt), Petros Vasiliou (Investor), Said Badry (Diplom Ingenieur) vor dem ehemaligen Hotel.
Vlado Baláz (Architekt), Petros Vasiliou (Investor), Said Badry (Diplom Ingenieur) vor dem ehemaligen Hotel. © WAZ
So könnte das Gebäude in seiner neuen Form aussehen.
So könnte das Gebäude in seiner neuen Form aussehen. © WAZ
Der Charme der 60er Jahre in der ehemaligen Empfangshalle verschimmelt buchstäblich. Auch Wasser tropft von der Decke.
Der Charme der 60er Jahre in der ehemaligen Empfangshalle verschimmelt buchstäblich. Auch Wasser tropft von der Decke. © WAZ
Auch der Hinerhof. . .
Auch der Hinerhof. . . © WAZ
. . . und die alte Einfahrt. . .
. . . und die alte Einfahrt. . . © WAZ
. . . wirken im Schatten der Marienkirche wie ein Müllabladeplatz.
. . . wirken im Schatten der Marienkirche wie ein Müllabladeplatz. © WAZ
Ein alter Kalender als stummer Zeuge aus dem Sommer 1994.
Ein alter Kalender als stummer Zeuge aus dem Sommer 1994. © WAZ
Die Gebäude im Hinterhof stehen seit langem leer.
Die Gebäude im Hinterhof stehen seit langem leer. © WAZ
. . . trostloser Ausblick auf die Einfahrt. . .
. . . trostloser Ausblick auf die Einfahrt. . . © WAZ
. . . und die rückwärtige Fassade.
. . . und die rückwärtige Fassade. © WAZ
Fenster stehen auf und der Putz bröckelt teilweise.
Fenster stehen auf und der Putz bröckelt teilweise. © WAZ
Ein altes Schlüssenbrett.
Ein altes Schlüssenbrett. © WAZ
Gebäude im hinteren Teil der Bebauung. Fotos: Karl Gatzmanga / WAZ
Gebäude im hinteren Teil der Bebauung. Fotos: Karl Gatzmanga / WAZ © WAZ
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