Bochum. .
Nach mehreren Brandlegungen steht seit Dienstag ein 19-jähriger Aktivist der Wattenscheider NPD vor dem Bochumer Landgericht. Zu den Vorwürfen wollte er aber nichts sagen.
Der 19-jährige NPD-Aktivist wollte zum Prozessauftakt nichts zu den Vorwürfen sagen. Staatsanwalt Holger Heming wirft dem Wattenscheider vor, mit teilweise selbst gebauten Sprengsätzen mehrere kleinere Brandanschläge verübt und an den Tatorten selbst verfasste Flugblätter ausgelegt zu haben. Darin soll er den Verdacht auf die „Antifaschistische Jugend Bochum“ gelenkt haben. „Achtung Nazis“ habe es darauf zum Beispiel geheißen.
Ein Sprengsatz hatte den Briefkasten seiner eigenen Wohnung in die Luft gejagt. Teile flogen 20 Meter weit. In einem anderen Fall wurde mittels eines Mobile die Wohnungstür seiner Großmutter angezündet. Wäre die Tür nicht rechtzeitig gelöscht worden, hätte das Feuer auf die Wohnung übergegriffen, heißt es in der Anklage. In einem weiteren Fall soll der 19-Jährige eine Mülltonne in Brand gesetzt haben. Zwei Pkw fingen Feuer und wurden zerstört. Schaden: 15 000 Euro.
Der Ankläger erhebt noch weitere Vorwürfe: unter anderem das Schmieren eines Hakenkreuzes auf einen Container, das Sprühen mit Pfefferspray gegen Jugendliche (die an den Augen verletzt wurden) sowie der Besitz von kinder- und jugendpornografischen Bildern auf seinem Handy. Der Tatzeitraum in der Anklage liegt zwischen Juni 2010 und Januar 2011.
Die Hauptverhandlung wird besonders gesichert, um Übergriffe zu vermeiden. Unter anderem saßen drei Wachtmeister - statt wie üblich nur einer - im Saal.
Als 16-Jähriger in die NPD eingetreten
„Ich bin mit 16 Jahren in die NPD eingetreten“, berichtete der Angeklagte. Seine Eltern hätten das „nicht gut“ gefunden. Nach der zehnten Klasse verließ er mit Abschluss die Hauptschule. Seitdem sucht er eine Ausbildungsstelle. „Es hat sich noch nichts ergeben.“
Wie gestern bekannt wurde, steht noch eine weitere Strafanzeige gegen ihn im Raum: Vor vier Monaten soll er einen Amoklauf in seiner früheren Schule in Wattenscheid angedroht haben. Der Vorwurf sei „Schwachsinn!“, sagte er zum Prozessauftakt.
Seit vergangenen Freitag sitzt er in U-Haft, weil er am selben Tag zwei pyrotechnische Gegenstände zur Explosion gebracht haben soll, unter anderem an jener Schule. In seiner Wohnung fand die Kripo einen „Schießkugelschreiber“. Sollte der NPD-Aktivist voll schuldfähig sein (im Saal sitzt ein psychiatrischer Gutachter), droht eine lange Jugendstrafe.