Bochum. . Eine Podiumsdiskussion an der Ruhr-Universität am 31. Mai beschäftigt sich mit dem Schicksal des chinesischen Künstlers Ai Weiwei. Mit dieser Aktion nimmt die Bochumer Universität eine Sonderstellung in der Sinologie ein.
Die Menschenrechte und China. Ein sensibles Thema, oft gar kein Thema. Entsprechend viele der westlichen Reaktionen darauf, dass Ai Weiwei, weltweit bekannter Künstler und populärer Kritiker der chinesischen Regierung, am 3. April festgenommen wurde und verschwand. Ohne Anklage, geschweige denn Prozess. Erst kürzlich durfte seine Frau ihn besuchen und war erleichtert, dass es ihm offenbar den Umständen entsprechend gut geht.
Prof. Heiner Rötz von der Sektion Geschichte und Philosophie Chinas an der Fakultät für Ostasienwissenschaften veranstaltet am Dienstag, 31. Mai, 18 Uhr, eine Podiumsdiskussion zu dem Thema. Das ist ungewöhnlich, denn in der deutschen Sinologie herrscht eher Schweigen angesichts des Themas. Rötz vertritt hier - wie er in Artikeln in der FAZ und der SZ in letzter Zeit dezidiert kundgetan hat - eine andere Ansicht: „Als Sinologie sollten wir uns zuständig fühlen. Bei Künstlern, mit denen wir uns wissenschaftlich beschäftigen, haben wir die Aufgabe, uns auch politisch um sie zu kümmern.“
Nicht zu wichtig nehmen
Schon angesichts der Verleihung des Friedensnobelpreises im Dezember 2010 an Liu Xiaobo organisierte er als - soweit bekannt - einziger deutscher Sinologe eine Podiumsdiskussion zu den Umständen der Verleihung und den Menschenrechtsverletzungen in China. Die Bochumer Sinologie nimmt damit eine Sonderstellung ein. Seit vielen Jahren beschäftigt man sich hier intensiv und publizistisch aktiv mit der Opposition und den Dissidenten in Fernost.
Angst vor Konsequenzen hat der 1950 geborene Professor aber trotzdem nicht. „Wir sollten uns hier nicht zu wichtig nehmen“, spielt er die Bedeutung der Podiumsdiskussion etwas herunter. „Ich denke aber, dass man den Mut haben muss. Es gehe letztendlich um wissenschaftliche Informationen, die von ihrer politischen Bedeutung nicht zu trennen seien.
Zivilcourage gegen Staatsgewalt
Drei Wissenschaftler werden auf dem Podium Platz nehmen: Tienchi Martin Liao ist Vorsitzende des unabhängigen chinesischen PEN und wird über „Zivilcourage versus Staatsgewalt“ sprechen. Tania Becker von der Fakultät für Ostasienwissenschaften ist auch Kunstgeschichtlerin und wird in das Werk Ai Weiweis einführen. Max Zellmer, ebenfalls von der hiesigen Fakultät, wird über die Bedeutung des Internets in China sprechen. Anschließend soll unter Einbeziehung des Publikums durch den Moderator Rötz eine Diskussion stattfinden. Die Frage, wo Ai Weiwei ist, wird nicht zu klären sein, es geht aber auch um die Frage, wo die Wissenschaft zu stehen hat.