Duisburg. .
Der Ruhm des Künstlers ist groß, sein Werk wenig bekannt. So tritt die Ausstellung „Barely Something/Kaum Etwas“ mit Werken von Ai Weiwei im privaten Museum DKM in Duisburg an, ein Missverhältnis zu korrigieren. „Eine Retrospektive, die in die Formensprache Ai Weiweis einführen will“, so Kurator Roger M. Buergel. Bei der letzten Documenta unter der Leitung Buergels hatte Weiwei die Installation „Fairytales – 1001 Chinesen“ realisiert. Bekannt ist auch seine Mitarbeit am Vogelnest, dem Olympiastadion in Peking.
Aufsehen erregten Aktionen, die auf die politische und gesellschaftliche Situation in seinem Heimatland aufmerksam machen. So wurde Weiwei nach Recherchen über die Erdbebenopfer von Sichuan bei einem Polizeieinsatz schwer am Kopf verletzt. Die vergrößerten Röntgenaufnahmen, die das erlittene Hämatom dokumentieren, hängen in der Ausstellung. Ihnen gegenüber eine Liste mit Tausenden von Namen der Schulkinder, die in eingestürzten Gebäuden ums Leben kamen. Minimalistisch wird hier der Opfer gedacht, zugleich der Versuch angeprangert, Verbrechen mit dem Mantel des Schweigens zu überdecken.
Poetisches Teehaus
Diese äußere Einfachheit, manchmal auch kontemplative Stille, die Weiweis Werke atmen, steht im Gegensatz zu ihrer emotionalen Wucht. Ein schwarzes Regal, darin 30 Glasbehälter gefüllt mit rötlichem Staub – von 4000 Jahre alten neolithischen Tongefäßen. Eine dreiteilige Fotoserie, die zeigt, wie der Künstler eine Vase aus der Han-Dynastie (ab 200 v.Chr.) fallen lässt; die Scherben liegen auf dem Boden des Ausstellungsraums. Aktionen, die auf tiefgreifende Zerstörungen weisen: auf die radikale Abkehr von den geistigen und gesellschaftlichen Traditionen während der Kulturrevolution, auf die Hinwendung zum Kapitalismus.
Voller Poesie ist Weiweis „Teehaus“ (2009). Gebaut aus gepressten Tee-Blöcken, steht es sowohl für traditionellen Genuss als auch für Vergänglichkeit. Von berückender Schönheit ist „Die Welle“ (2005) aus schimmerndem Porzellan; ein Stück wie herausgeschnitten aus idealisierter Meeresdarstellung.
Dass auch Bloggen zur Kunst von Weiwei gehört, zeigt die Ausstellung nicht. Dass er fast ununterbrochen sich und seine Umgebung fotografiert und per Handy bloggt, ist keine Manie. Damit konterkariert er Versuche, unter seinem Namen irreführende Botschaften zu verbreiten.