Bochum. .

„Natürliche Ästhetik trifft urbanen Raum“. Das steckt hinter der Abkürzung des N.A.T.U.R.-Festivals in der Rotunde am Konrad-Adenauer-Platz. Die Eröffnung am Freitag war glänzend besucht, seither ist der ehemalige Katholikentagsbahnhof Schauplatz von Workshops, Vorträgen, Film und Musik. Sehr sehenswert ist die Ausstellung in den unterschiedlichen Räumen des Gebäudes. Hier sind es vor allem fotografische Arbeiten, die das Konzept einer Konfrontation der Natur mit dem urbanen Raum spektakulär bebildern.

Eine der stärksten Arbeiten der großen Schau ist aber eine Installation. In einem alten Schaukasten hat der 1959 geborenen Kölner Biologe und Medienkünstler Klaus Fritze Reagenzgläser mit Pflanzen mit aus Printmagazinen ausgeschnittenen Porträts mehr oder minder bekannter Prominenter kombiniert. Die teilweise exotischen Pflanzen, die in einer Agar/Agar-Nährlösung wachsen, und die Köpfe kollidieren in einem Versuchsaufbau, der nach den Ordnungsprinzipien eines Wissenschaftlers organisiert zu sein scheint. Eine Arbeit, die einerseits die extreme Schönheit der Natur ausstellt, diese aber konterkariert mit Aspekten des Klonens und dem Schaudern ob der unbegrenzten Möglichkeiten einer unkontrollierten Wissenschaft. Den Kontakt zum renommierten Künstler schuf Christoph Kivelitz, inzwischen leider verstorbener Leiter der K.Gallery.

Superscharfe Nachtaufnahmen

Herauszuheben aus der Fülle interessanter fotografischer Arbeiten ist Thiemo Bögners „Waldraum“. Seine superscharfen nächtlichen Fotografien zeigen Wälder, wie sie heute sind, doch in dieser Form selten wahrgenommen werden.

Über ein irritierendes Eindringen der Natur in den grauen Alltagsraum erzählen Fotografien von Lena Jäger und Ricardo Nunes. Ihre Serie „Grüne Genesung“ zeigt etwa einen Fuchs in einem desolaten Hinterhof oder erstaunliche Vegetation in einer Telefonzelle. Durch diese Montagen bekommen die Bilder ein narratives, dynamisches Moment.

Land-Art

Eine Installation, die der Land-Art zuzurechnen ist, liefern Bianca Wichinghof und Oscar Ledesma. „Odessa“ ist ein rätselhafter und geheimnisvoller Ort, Besucher können auf Bänken Platz nehmen, um ihn wirken zu lassen.

Schon wenn die Besucher sich dem Ausstellungsort nähern, stoßen sie auf einen Blickfang: Die Künstlergruppe „Oskar“ hat einen alten Trabbi umfunktioniert. Aus Motor- und Kofferraum sprießen Blumen, aus dem offenen Schiebedach wächst ein Baum. Die Zeiten ändern sich eben.