Dr. Christoph Kivelitz hat vor fünf Jahren im Aufrag des Kulturausschusses eine Bestandsaufnahme zur Kunst im öffentlichen Raum erstellt - die alsbald wieder in der politischen Schublade verschwand.
Mit dem Kunsthistoriker sprach WAZ-Kulturredakteur Jürgen Boebers-Süßmann über das schwere Erbe der öffentlichen Kunst in Bochum.
Worum ging es damals bei Ihrer Arbeit?
Kivelitz: Es ging um einen Überblick über die verschiedensten Aspekte der Kunst im öffentlichen Raum. Schnell zeigte sich, das das ein ganz weites Feld ist.
Angeblich gibt es an die 700 öffentliche Objekte.
Das kann gut sein, eine genaue Zahl gibt es nicht, weil immer wieder Kunst auch „verschwindet“, so wie zuletzt in Wiemelhausen. Und es kommt darauf an, was man dazu zählt: Fassadengestaltungen, Denkmäler, Kirchenfenster ... das alles ist ja auch „öffentlicher Raum“.
Hatte Ihre Bestandsaufnahme konkrete Folgen?
Den Eindruck hatte ich nicht, vielmehr kam es mir so vor, als wäre das Ganze bald wieder zerredet worden. Das Thema ist aber auch schwierig zu fassen, weil nicht nur die Kulturverwaltung betroffen ist, sondern auch andere Stellen wie das Grünflächenamt oder, wie jetzt, das Schulamt einbezogen werden müssen. Zwischen all diesen Interessen- und Bedenkenträger wird vieles zerrieben.
Kunst für die Öffentlichkeit
Es kann einem in Bochum so vor kommen, dass Kunst im öffentlichen Raum ein eher unliebsames Thema ist.
Ja, und dafür gibt es Gründe. Zunächst kostet der Erhalt von Kunst Geld, das nicht da ist. Dann scheut die Politik - und das war Ende der 70er Jahre noch anders - die öffentliche Debatte um vorgeblich sperrige Kunst in der Stadt. Dazu kommt, dass es eigentlich seit der Installierung des „Terminal“ 1979 keine Kontinuität in der Betreuung von Kunst gibt, und auch keine Diskussionen, wie man mit dem in über 100 Jahren angesammelten Bestand umzugehen gedenkt. Mein Eindruck ist: Es gibt keine wirklichen Freunde in Bochum für dieses Thema.
Wie könnte man die Diskussion ins Rollen bringen?
Man müsste einfach öfter und intensiver über Kunst im öffentlichen Raum sprechen - und dabei „die Bürger mitnehmen“, wie es so schön heißt. So gesehen, ist die Vernichtung der Hajek-Skulptur in Wiemelhausen vielleicht ein Signal zum Umdenken. Es kommt sehr darauf an, dass überhaupt erstmal ein Bewusstsein geschaffen wird, für das, was da ist an Kunst-Schätzen im Stadtgebiet.
Was schlagen Sie vor?
Warum nimmt sich nicht die Reihe der „Stadtgespräche“ im Museum dieses Themas an? Es wäre so nahe liegend.