Bochum.
Die Rechtsanwaltskammer Hamm will Dr. Welf Haeger die Zulassung entziehen, weil er in „ungeordneten und zerrütteten finanziellen Verhältnissen“ lebe. Da versteht der Bochumer Jurist und Comedian keinen Spaß und schießt zurück.
Schluss mit lustig: Als Comedian steht Dr. Welf Haeger im nächsten Monat mit seinem neuen Programm auf der Bühne. Ob es dauerhaft beim Titel „Der Anwalt“ bleiben kann, ist indes fraglich: Die Rechtsanwaltskammer Hamm hat ein Ausschlussverfahren gegen den Bochumer eingeleitet.
Als „Mann mit dem Leopardenmantel“ ist der 49-Jährige zu – mitunter zweifelhaftem – Ruhm gelangt. Zwischen Genie und Wahnsinn werden seine Auftritte verortet, bei denen er sich gern als Frauenheld geriert. Immerhin: Der Dr. jur. avancierte mit seinem speziellen Humor zum Stammgast bei Stefan Raabs TV Total. Auch bei anderen Comedy-Formaten (u.a. Night Wash) war und ist Dr. Haeger gern gesehen. Beim RTL-Supertalent hingegen wurde er 2010 vom Publikum aus dem Studio gebuht.
Dr. Haeger soll Versorgungswerk der Rechtsanwaltskammer knapp 20 000 Euro schulden
Auch in Hamm hält sich die Zahl seiner Fans offenbar in engen Grenzen. Und das liegt nicht am komödiantischen Können. Die Rechtsanwaltskammer hat beschlossen, Dr. Haegers „Zulassung zur Rechtsanwaltschaft zu widerrufen“. Als Begründung wird ein „Vermögensverfall“ angeführt. Der Anwalt lebe in „ungeordneten und zerrütteten finanziellen Verhältnissen“. Allein dem Versorgungswerk der Rechtsanwaltskammer schulde er knapp 20 000 Euro. „Durch eine mögliche Kontopfändung“ sei „ein Zugriff der Gläubiger auf Mandantengelder zu befürchten“. Die „Gefährdung der Interessen der Rechtssuchenden“ mache den Entzug der Zulassung erforderlich.
Dr. Haeger schießt zurück. „Die Verfügung ist unrechtmäßig. Ich habe Klage vor dem Anwaltsgerichtshof NRW eingereicht. Der Widerruf meiner Zulassung hat damit aufschiebende Wirkung. Heißt: Ich darf weiter als Anwalt arbeiten“, sagte der Bochumer im WAZ-Gespräch. Zusätzlich habe er die Kammer bei der Staatsanwaltschaft Dortmund wegen Rechtsbeugung angezeigt: „Die angebliche Nachzahlung ist nicht korrekt. Meine finanziellen Verhältnisse sind keinesfalls zerrüttet.“
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Das eigentliche Motiv der Anwaltskammer ist für Dr. Haeger „leicht durchschaubar: Die wollen mich als unbequemen Preisbrecher vom Markt drücken.“ Als „Anwalts-Discounter“ (andere sprechen vom „Aldi-Anwalt) offeriert Dr. Haeger seinen n Rat zum Einheitspreis: „36 Euro pro Stunde netto für alles!“ Das gefalle den arrivierten Kollegen „natürlich nicht“.
Neue Programm wird am 5. Juni in Duisburg vorgestellt
Auch seinen Nebenjob als Comedian führt Dr. Haeger als Grund für die „groteske Kampagne“ an. „Nicht jeder in meinem Berufsstand ist glücklich, dass einer von ihnen als Spaßmacher auf der Bühne steht. Manch einer rümpft über mich die Nase. Ich vermute, dass man mich auch deshalb loswerden will.“
„Kein Kommentar“, heißt es zu dem Streit bei der Anwaltskammer. „Es handelt sich um ein berufsrechtliches Verfahren, das der Verschwiegenheitspflicht unterliegt“, erklärt Hauptgeschäftsführer Stefan Peitscher auf WAZ-Anfrage.
Ungeachtet seiner ungewissen Zukunft als Anwalt will Dr. Haeger seine Comedy-Karriere vorantreiben. Am 5. Juni stellt er in Duisburg sein neues Programm vor. Ob im Leopardenmantel, ist noch offen.