Bochum. . Schwache Kommunikation wird als Grund dafür gewertet, dass die Stiftung Bochumer Symphonie erst jetzt mitteilte, dass für den Bau des Musikzentrums noch vier Millionen Euro fehlen und Bürgschaften schon 2009 erloschen waren.

Ist der Bochumer Rat hinters Licht geführt worden? - Der Eindruck drängt sich auf: Denn als der Rat am 9. März den Baubeschluss für das 33 Millionen Euro teure Musikzentrum fasste, wussten die meisten Ratsmitglieder weder, dass bei der Stiftung Bochumer Symphonie noch ein Loch von vier Millionen Euro an Spendengeldern klaffte, noch dass Bürgschaften bereits im Jahr 2009 erloschen waren.

Erst drei Wochen später, am 30. März hatte Thomas Jorberg, Vorstand der GLS-Bank als auch Vorstand der Stiftung, dem Ältestenrat der Stadt auf Einladung von Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz reinen Wein eingeschenkt. Und am selben Tag die Spender per Post unterrichtet.

„Eine Woche vorher hatte ich ein Gespräch mit der Stiftung,“ erklärte Scholz gegenüber der WAZ. „Da wurde ich darüber informiert, dass bestimmte Bürgschaften nicht verlängert wurden. Da habe ich gedacht, das sollten auch andere wissen, aber nicht im Sinne Gott oh Gott.“

Kommunikationsprobleme

„Mir ist in dieser Situation das Herz in die Hose gerutscht“, erinnert sich Wolfgang Cordes anders an den Schreck. Der Fraktionsvorsitzender der Grünen im Rat hatte nämlich zuvor beim WAZ-Treff „Bochum 11“ noch öffentlich am Mikrofon die Bürgschaft erwähnt, um Spenden zu werben.

„Die Kommunikation hat still und heimlich geruht“, versucht Heinz-Dieter Fleskes, Fraktionschef der SPD, eine Erklärung. „Von vier Millionen Euro wusste ich de facto nichts. Diese Zahl ist jung, in ihrer Größenordnung aber bemerkenswert. Spender hatten limitiert, die müssen jetzt reaktiviert werden.“

Sein Informationsstand sei bis dahin gewesen, dass der Stiftung noch Spenden in Höhe von etwa zwei Millionen Euro fehlen würde. Dass das Doppelte nicht da ist, „hätte besser kommuniziert werden müssen“, meint Fleskes in milder Kritik. Schließlich hatte der Bochumer SPD-Parteichef und Landtagsabgeordnete Thomas Eiskirch schon im Dezember die frohe Botschaft verkündet, das Musikzentrum sei dank EU-Fördergelder nun doch machbar.

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Die Politik ist optimistisch

„Dass die Bürgschaft ausgelaufen war, wusste ich auch nicht“, sagte CDU-Fraktionssprecher Roland Mitschke. „Gleichwohl war bekannt, dass eine Summe X fehlte, so um zwei Millionen Euro. Wer es wollte, konnte es wissen.“ „Ich fühle mich nicht hinters Licht geführt“, sagte FDP-Fraktionschef Jens Lücking. Dabei habe auch er den genauen Fehlbetrag nicht gekannt und sei von zwei Millionen Euro ausgegangen. Aber: „Wir gehen kein Risiko ein. Wenn das Geld nicht zur Verfügung steht, ist der Bau hinfällig.“ Im übrigen sei er optimistisch, dass es der Stiftung noch gelingen wird, mit Hilfe von Großspendern die Finanzlücke zu schließen: „Ich habe angeregt, zur Krupp-Stiftung zu gehen.“

Chancen, dass nun auch Großspender aus dem gesamten Ruhrgebiet anbeißen, sehen auch Fleskes und Mitschke, weil das jetzt geplante Musikzentrum einen pädagogischen Ansatz habe und keine Konkurrenz darstelle wie das zuvor geplante Konzerthaus zu den Spielstätten der Nachbarstädte. Lücking: „Ich bin guter Dinge und überzeugt, dass das Geld zusammenkommt.“

„Die Stiftung macht auf Optimismus“, sieht Uwe Vorberg von den Linken die Sache skeptisch. „Das Problem ist, dass die Stiftung öffentlich den Eindruck erweckt hat, das Geld sei da.“

Die Zeit drängt. Bis 2014 muss das erbaute Musikzentrum abgerechnet sein, sonst erlöschen die EU-Fördergelder. Die Anträge dafür sind allerdings noch nicht gestellt.