Bochum. . Die Arbeit des Seniorenbeirates in Bochum ist nicht immer leicht. Das räumt auch der stellvertretende Vorsitzende Gert Hille im Gespräch mit WAZ-Mitarbeiterin Jimena Salloch ein: “Nicht alles wird erledigt, nur weil wir den Finger heben.“
Ob Friedhofsmobile, Behindertentoiletten oder Bushäuschen. Wenn es um die Belange älterer Bürger geht, führt kaum ein Weg am Seniorenbeirat vorbei. Er versucht zu helfen, wenn der Schuh im Alltag drückt.
Woher die 13 Damen und Herren ihre Anregungen nehmen, ob Bochum seniorenfreundlich ist und wie der Kontakt zwischen Jung und Alt funktioniert, verrät Gert Hille, stellvertretender Vorsitzender des Gremiums, WAZ-Mitarbeiterin Jimena Salloch. Seit 2004 gehört der 74-Jährige dem Seniorenbeirat an.
Ist Bochum eine seniorenfreundliche Stadt?
Gerd Hille: Absolut. Schließlich verfügt nicht jede Stadt über einen Seniorenbeirat. Dabei möchte ich die Unterstützung unserer Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz besonders würdigen, das ist nicht selbstverständlich.
Machen Sie sich täglich auf die Suche nach neuen Problemen?
Hille: Wir besuchen zum Beispiel Heime, städtische, kirchliche wie private, reden mit den Bewohnern. So knüpfen wir Kontakte zu denen, die keine Hilfe von außen bekommen. Aber natürlich erhalten wir auch täglich Post von Senioren, die uns ihre Sorgen schildern: ganz gleich, ob es dabei um eine Verkehrssituation oder eine fehlende öffentliche Toilette geht.
Was ist Ihnen derzeit ein Dorn im Auge?
Hille: Die verkehrliche Situation an der Kreuzung Bongardstraße/Kortumstraße (Boulevard) ist äußerst unbefriedigend. Zwar ist der Fußgänger verpflichtet zu warten, doch es entstehen immer wieder Konflikte, da viele der Auffassung sind, der Boulevard sei Teil der Fußgängerzone. Gleiches gilt für die Rathaus-Kreuzung. Zwar gab es bislang noch keine Fußgängerunfälle, doch wir möchten nicht warten, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist.
Wie gehen Sie nach Kenntnisnahme der Mängel in der Stadt vor?
Hille: Wir wenden uns an die zuständigen Verwaltungsstellen und recherchieren, wie das Problem zu lösen wäre. Anschließend besprechen wir die Themen in unseren Sitzungen. Mindestens fünf bis sechs Mal im Jahr treffen wir uns im Rathaus. Dabei fallen unsere Beschlüsse freilich nicht immer einstimmig aus. Doch meist herrscht Einigkeit im Gremium . . .
Stößt der Seniorenbeirat immer gleich auf offene Ohren?
Hille: Leider nein. Nicht alles wird erledigt, nur weil wir den Finger heben. Doch man darf sich nicht entmutigen lassen und muss hartnäckig bleiben.
Ein Credo, das Sie an die Jugend weitergeben?
Hille: Natürlich. Ich sage den Jugendlichen immer, dass Sie nicht verzagen dürfen. Die Probleme im beruflichen Bereich sind heute ganz andere als noch zu meiner Zeit. Viele werden ausgebeutet oder bekommen auch nach 50 Bewerbungen keinen Job. Das darf nicht so bleiben.
Worum beneiden Sie die Jugend von heute?
Hille: Ich bewundere sie für ihr Geschick in technischen Belangen, etwa wie sie mit dem Computer arbeiten. Ich eignete mir damals mit Mühe und Not den Umgang mit dem Internet in Eigenregie an. Zu meiner aktiven Berufszeit gab es halt noch kein Internet. Soll ich Ihnen eine E-Mail schicken?