Bochum. . Um die Schauspielerin Tana Schanzara zu ehren, wurde ein kleiner Platz nach ihr benannt. Ansehnlich ist er nicht. Was eine derartige Würdigung soll, wird am Mittwoch, 23. März, von 15 bis 17 Uhr am WAZ-Mobil vor dem Schauspielhaus diskutiert.

Tana Schanzara (1925-2008) bleibt unvergessen: Nach der Schauspielerin, die seit 1956 zum Bochumer Ensemble gehörte, wurde nach langem Hin und Her der kleine Platz gegenüber vom Theater benannt. Doch die Fläche ist weder augenfällig noch ansehnlich.

Zuletzt musste sich gar die Politik dafür stark machen, dass der Platz überhaupt gereinigt und gepflegt wird, denn er war nicht in der Straßenwidmung erfasst. Außer dem Straßenschild „Tana-Schanzara-Platz“ findet sich hier kein Hinweis auf die große Revier-Duse. Um das Manko zu lindern, haben Bürger vor einigen Wochen ein Foto von Tana „wild“ aufgehängt.

Schild „wild“ aufgestellt

Versuche, den Tana-Schanzara-Platz – der genau genommen ein Teil des Westfalenplatzes ist – gestalterisch aufzuwerten, scheitern regelmäßig an der desolaten Haushaltslage der Stadt einerseits, andererseits an den Eigentumsverhältnissen. Drei Besitzer teilen sich die Fläche zwischen Oskar-Hoffmann- und Clemensstraße: Der Spielplatz gehört 32 Einzeleigentümern, die laut Verwaltung nicht bereit sind, an einer Neukonzeption mitzuwirken. Die Flächen nördlich und südlich davon sind städtisch. Unter dem Spielplatz liegt eine private Tiefgarage, und unter dem städtischen Bereich im Norden ein Luftschutzbunker. Alles, was man derzeit machen könne, sei, sich um die Grünanlage zu kümmern, ließ die Stadt wissen.

Ein unwürdiges Andenken

Der Platz gegenüber dem Bochumer Schauspielhaus wurde nach der verstorbenen Schauspielerin Tana Schanzara benannt. Foto: Udo Kreikenbohm / WAZ FotoPool
Der Platz gegenüber dem Bochumer Schauspielhaus wurde nach der verstorbenen Schauspielerin Tana Schanzara benannt. Foto: Udo Kreikenbohm / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Er besteht aus einer Wiese, einem runtergekommen Spielplatz und Brachland. Fotomontage: Udo Kreikenbohm / WAZ FotoPool
Er besteht aus einer Wiese, einem runtergekommen Spielplatz und Brachland. Fotomontage: Udo Kreikenbohm / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Tana Schanzara, am 19. Dezember 1925 in Kiel geboren, galt als Revier-Duse, als Original des Ruhrgebiets und war populär in weiten Kreisen der Bevölkerung. Dieses Foto zeigt Tana Schanzara im März 2002 in
Tana Schanzara, am 19. Dezember 1925 in Kiel geboren, galt als Revier-Duse, als Original des Ruhrgebiets und war populär in weiten Kreisen der Bevölkerung. Dieses Foto zeigt Tana Schanzara im März 2002 in "Harold und Maude". © ©Wilfried Böing
Der Platz ist kein würdiges Andenken an diese große Volksschauspielerin, die seit 1956 dem Ensemble des Schauspielhauses Bochum angehörte. Da sind sich die Bochumer Bürger einig. Foto: Udo Kreikenbohm / WAZ FotoPool
Der Platz ist kein würdiges Andenken an diese große Volksschauspielerin, die seit 1956 dem Ensemble des Schauspielhauses Bochum angehörte. Da sind sich die Bochumer Bürger einig. Foto: Udo Kreikenbohm / WAZ FotoPool
"Es ist ein Witz und absolut unwürdig, dass dieses Stück Wiese einem Urgestein wie Tana Schanzara gewidmet ist. Das hätte sie niemals gewollt. Was zu ihr gepasst hätte? Eine Tana-Büste, die sie in jungen Jahren zeigt: Das hätte ihr bestimmt gefallen", sagt Rolf Waleczek (56). © WAZ FotoPool
"Eine Frau wie Tana hätte etwas Besonderes verdient", meint Charlotte Herrmann (19). "Ich habe sie oft am Theater gesehen und als Künstlerin sehr geschätzt. Sie hätte sich bestimmt über ein paar Bänke hier gefreut, auf der sich die Bochumer mal ein Päuschen gönnen können. © WAZ FotoPool
"Dies ist ein historischer Ort, daher sollte man auch respektvoll damit umgehen. Metalltafeln mit Fotos, welche die Geschichte des Platzes dokumentieren, würden vielmehr ein Gefühl von Heimat vermitteln: Denn Tana war Heimat", schlägt Jürgen Bielawny vor. © WAZ FotoPool
Daphny Scheiwe (30) sagt:
Daphny Scheiwe (30) sagt: "Diesem Platz würde etwas Bepflanzung gut tun. Abgesehen davon, dass Tana Schanzara eine große Schauspielerin war und ihr diese Grünfläche nicht gerecht wird, wäre es für das gesamte Stadtbild sinnvoll, etwas mehr für die Optik zu tun." © WAZ FotoPool
"In meinem Büro habe ich ein Plakat von Tana, das sie hinter einem Kioskschalter zeigt. Ein solches Bild würde diesem tristen Platz etwas Farbe verleihen und wäre sicherlich ganz im Sinne dieser einzigartigen Ruhrpottpflanze gewesen", sagt Rainard Fahrig (58). © WAZ FotoPool
Versuche, den Tana-Schanzara-Platz gestalterisch aufzuwertenm, scheitern an der desolaten Haushaltslage der Stadt einierseits, aber auch an den Eigentumsverhältnissen. Foto: Udo Kreikenbohm / WAZ FotoPool
Versuche, den Tana-Schanzara-Platz gestalterisch aufzuwertenm, scheitern an der desolaten Haushaltslage der Stadt einierseits, aber auch an den Eigentumsverhältnissen. Foto: Udo Kreikenbohm / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Der ehemalige Westfalenplatz (hier ein Foto aus dem April 2010) wurde im Sommer 2010 in denTana-Schanzara-Platz umbenannt. Foto: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool
Der ehemalige Westfalenplatz (hier ein Foto aus dem April 2010) wurde im Sommer 2010 in denTana-Schanzara-Platz umbenannt. Foto: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
In einer schlichten Zeremonie wurde das Straßenschild enthüllt. Manche nennen die Grünfläche schlicht „Hundewiese“.  Foto: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool
In einer schlichten Zeremonie wurde das Straßenschild enthüllt. Manche nennen die Grünfläche schlicht „Hundewiese“. Foto: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Während in Bochum lediglich der wenig schöne Platz an die beliebte Schauspielerin erinnert, wurde in Dortmund ein Tana-Schanzara-Preis ausgelobt und zum ersten Mal vergeben: an die Bochumer Schauspielerin Maja Beckmann. Foto: Knut Vahlensieck
Während in Bochum lediglich der wenig schöne Platz an die beliebte Schauspielerin erinnert, wurde in Dortmund ein Tana-Schanzara-Preis ausgelobt und zum ersten Mal vergeben: an die Bochumer Schauspielerin Maja Beckmann. Foto: Knut Vahlensieck © Knut Vahlensieck
Wichtige Erinnerungen an die Zeit, als Tana Schanzara noch das Schauspielhaus aufmischte, bilden ihre Memoiren. Der Bochumer Brockmeyer-Verlag hat die launigen Erinnerungen neu aufgelegt. Elmar Goerden schrieb das Vorwort.
Wichtige Erinnerungen an die Zeit, als Tana Schanzara noch das Schauspielhaus aufmischte, bilden ihre Memoiren. Der Bochumer Brockmeyer-Verlag hat die launigen Erinnerungen neu aufgelegt. Elmar Goerden schrieb das Vorwort.
Bodo Goeke, langjähriger Fotograf der Westfälischen Rundschau, stellte seine Tana Schanzara Bilder im Spiegelzelt am U-Turm aus. vl. Horst Hanke Lindemann, Bodo Goeke und Franz Josef Leuthold. Foto: Ralf Rottmann
Bodo Goeke, langjähriger Fotograf der Westfälischen Rundschau, stellte seine Tana Schanzara Bilder im Spiegelzelt am U-Turm aus. vl. Horst Hanke Lindemann, Bodo Goeke und Franz Josef Leuthold. Foto: Ralf Rottmann © Ralf Rottmann
Tana Schanzara ist auch Jahre nach ihrem Tod in verschiedenen Film- und Fernsehaufnahmen präsent. Hier eihn Bild aus dem Film
Tana Schanzara ist auch Jahre nach ihrem Tod in verschiedenen Film- und Fernsehaufnahmen präsent. Hier eihn Bild aus dem Film "Ein Dichter in der Familie".
Tana Schanzara in dem Film
Tana Schanzara in dem Film "Ein Dichter in der Familie".
Günter Lamprecht als Manfred Burger in einer Szene mit Tana Schanzara im Fernsehfilm
Günter Lamprecht als Manfred Burger in einer Szene mit Tana Schanzara im Fernsehfilm "Rückfälle". Foto: WDR © obs
Ihre typische Stimme klingt vielen heute noch im Ohr: Tana Schanzara in einem Konzert auf Zollverein. Foto: Christian Kruska
Ihre typische Stimme klingt vielen heute noch im Ohr: Tana Schanzara in einem Konzert auf Zollverein. Foto: Christian Kruska © Christian Kruska
BKK-Kunstauktion zu Gunsten der Dt. Aids-Stiftung im Oktober 2004: Auktionator Hape Kerkeling mit Gast Tana Schanzara vor der Auktion an einem Bild des Gelsenkirchener Malers Hans Stüber vom Malakoff-Turm der Bochumer Zeche Hannover.
BKK-Kunstauktion zu Gunsten der Dt. Aids-Stiftung im Oktober 2004: Auktionator Hape Kerkeling mit Gast Tana Schanzara vor der Auktion an einem Bild des Gelsenkirchener Malers Hans Stüber vom Malakoff-Turm der Bochumer Zeche Hannover. © uvb / NRZ
Hape Kerkeling und Tana Schanzara im Jahr 2004.
Hape Kerkeling und Tana Schanzara im Jahr 2004. © uvb / NRZ
Tana Schanzara in der Lichtburg am 14. März 2006. Foto: Gerd Wallhorn
Tana Schanzara in der Lichtburg am 14. März 2006. Foto: Gerd Wallhorn © WAZ
Imogen Kogge (re.) mit Tana Schanzara in
Imogen Kogge (re.) mit Tana Schanzara in "A Kiss is Just a Kiss" am Schauspielhaus Bochum. © Renate Neder
Die Schauspielerin hatte viele Fans: Autogrammstunde mit Tana Schanzara in Bochum. Foto: Ingo Otto
Die Schauspielerin hatte viele Fans: Autogrammstunde mit Tana Schanzara in Bochum. Foto: Ingo Otto © WAZ
Die
Die "Perle vom Pott" kochte gerne. Die überzeugte Tierschützerin liebte vor allem die herzhafte westfälische Küche und zeigte die Zubereitung von "Schlabberkappes" in Alfred Bioleks Kochsendung "Alfredissimo!". Foto: WDR © WDR
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Für viele Bürger ist das viel zu wenig. „Es ist ein Witz und absolut unwürdig, dass dieses Stück Wiese einem Urgestein wie Tana Schanzara gewidmet ist. Das hätte sie niemals gewollt. Was zu ihr gepasst hätte? Eine Tana-Büste, die sie in jungen Jahren zeigt: Das hätte ihr bestimmt gefallen“, regt sich WAZ-Leser Jürgen Bielawny auf.

"Was soll diese Würdigung?"

Für Kontroversen ist die Debatte um das Andenken von Tana Schanzara in Bochum also immer wieder gut. Deshalb steht das WAZ-Redaktionsmobil am Mittwoch, 23. März, von 15 bis 17 Uhr auf dem Hans-Schalla-Platz (vor dem Schauspielhaus). Diskutiert wird die Frage „Tana-Schanzara-Platz: Was soll diese Würdigung?“ Dabei sein werden der Intendant des Schauspielhauses, Anselm Weber, Hajo Salmen vom Freundeskreis des Bochumer Schauspielhauses, und Eckart Kröck, Amts- und Institutsleiter des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes. Moderiert wird die Veranstaltung von WAZ-Redaktionsleiter Thomas Schmitt und Kulturredakteur Jürgen Boebers-Süßmann.