Bochum. . Seit inzwischen einem ganzen Jahrhundert gibt es ihn und er betrifft die halbe Weltbevölkerung: der Weltfrauentag. In Bochum feierten rund 30 Bochumer Frauenorganisationen den 100. Geburtstag des weltweiten Gedenktages.

Es gibt Gedenktage auf der Welt, die sich einfach nicht durchsetzen. So schuf der damalige US-Präsident Richard Nixon am 2. Januar 1974 anlässlich der Ölkrise den „55-Meilen-in-der-Stunde-Tag“, welcher später abgeschwächt und im Jahr 1995 wieder abgeschafft wurde. Ebenfalls eher unbekannt dürften im Volksmund der Tag des Schlafes (21. Juni) sowie der Tag der Linkshänder (13. August) sein.

Der gestrige Tag jedoch betraf rund die Hälfte der Weltbevölkerung: Der Weltfrauentag wurde erstmals am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz gefeiert, auf den 8. März einigte man sich erst später.

Frauenwahlrecht als Anlass

Damals war es vor allem das Frauenwahlrecht, welches die Frauenschar um die deutschen Sozialistinnen Clara Zetkins und Käte Duncker auf die Straßen trieb. Der Erste Weltkrieg rückte die Veranstaltung einige Jahre später eher in Richtung eines Anti-Kriegs-Aktionstages. In Zeiten der Weimarer Republik stand erstmals der legale Schwangerschaftsabbruch auf der Agenda der Frauen.

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Von Stephanie Jungwirth

Durch die maßgeblich sozialistische Beteiligung war der Weltfrauentag zwischen 1933-1945 verboten, das „Auslüften“ von roten Gegenständen an Fenstern oder Wäscheleinen am 8. März signalisierte Widerstand und sozialistische Untergrundarbeit.

Anerkennung erst spät

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Handhabung des Weltfrauentages im geteilten Deutschland sehr unterschiedlich. Erst Ende der 1960er Jahre rückte die neue Frauenbewegung den 8. März wieder stärker ins Bewusstsein. 1977 beschloss die UN-Generalversammlung die Anerkennung des Datums als Internationalen Frauentag.

In Bochum versammelten sich um 14 Uhr die Anhängerinnen von rund 30 Bochumer Frauenorganisationen, um gemeinschaftlich auf Frauenthemen hinzuweisen. Verschiedene Infostände, Aktionen und Aufführungen zogen auch männliche Zuschauer an. Claudia Evers von der Gleichstellungsstelle der Stadt Bochum bilanzierte: „Es ist wichtig, dass gerade junge Frauen wahrnehmen, dass wir noch immer viele Baustellen haben. Gerade, wenn es um gleiche Bezahlung geht!“