Bochum. . Politiker in Bochum wollen doch nicht, wie einst geplant, die Platanengruppe an der Marienkirche unter Denkmalschutz stellen. Die Linke wittert falsches Spiel - und stellt einen Zusammenhang mit dem Bau des neuen Musikzentrums an dieser Stelle her.
Jeder Baum zählt. Da wird Hermann W. Schweihs, der Gründungs-Grande von Pro Grün, schwerlich widersprechen. Jetzt sind Bochums Kommunalpolitiker davor zurück gezuckt, die Platanengruppe an der Marienkirche wie eigentlich lange geplant unter Denkmalsschutz zu stellen. Verdacht: Man ließ die Finger davon, um einen anderen Plan nicht zu stören - den über 30 Millionen Euro teuren Bau des Musikzentrums.
Besieht man sich das prachtvolle Baum-Ensemble, das in vier Dreiergruppen rings um die Marienkirche an der Ecke Viktoriastraße/Marienplatz in zumindest in Bochum einmaliger Weise angeordnet ist, dann leuchtet ein, warum die Stadt sie durch Ernennung zum Naturdenkmal langfristig schützen wollte.
"Besondere Bedeutung für innerstädtisches Umfeld"
Im Gutachten eines vereidigten Sachverständigen für Baumpflege und Baumerhaltung wurde noch 2003 und 2005 festgestellt, dass die 12 Platanen nicht nur stand- und bruchsicher sind, sondern auch „eine besondere Bedeutung für das innerstädtische Umfeld darstellen“. Für die Bäume, so der Experte, sei eine „Reststandzeit“ von etwa 50 Jahren anzusetzen.
Wäre da nicht der Sturm Kyrill gewesen. Der hielt sich nicht an das Gutachten, sondern knickte einer der 12 Platanen einen ihrer vier starken Äste auf halber Höhe ab.
An diesem Stämmling sei eine 2 Meter lange und 30 cm breite „Abrisswunde“ entstanden, stellte die Stadt betrübt fest, um zu konstatieren, „dass hier eine Gefahr für die weitere Vitalität des gesamten Baumes gegeben ist“.
Stadtverwaltung lehnte ab
Als die Linkspartei im Hauptausschuss beantragte, die 12 Platanen zum Naturdenkmal zu krönen, blies die Stadtverwaltung geschmeidig zum Rückzug: „Falls dieser Baum auf Dauer nicht zu halten ist, entfällt ein wesentliches Kriterium für die Naturdenkmalwürdigkeit.“
Das Risiko, dass der Baum irgendwann mal wegen des Aststumpfes schlapp macht, mochte die Ratsmehrheit nicht auf ihre Kappe nehmen. Dann wären es ja nur noch 11 Bäume und nicht mehr 12 wie einst die Apostel..
„Der Baum sieht nicht mickrig aus“, fanden die Linken großzügig. Und witterten falsches Spiel. Klar, wenn man das Musikhaus vom Marienplatz aus in die Marienkirche hineinbaut, wie sonst auch, kommt man zwar noch haarscharf an zwei Platanen-Dreiergruppen vorbei, aber was ist mit den Wurzeln? Wenn ausgeschachtet wird, werden sie gekappt. Was für Bäume tödlicher ist als Kyrill.
Jetzt wurden die Platanen „einstweilig sichergestellt“, was einen nur vorläufigen Schutz bedeutet. Mehr nicht.