Bochum. . “Als Zeichen gegen das Vergessen und Verschweigen“ wurde am Holocaust-Gedenktag eine Gedenkplatte für Max Michaelis an der Immanuelskirche in Bochum gelegt. In der Baptistengemeinde war er als Leiter angestellt, wurde deportiert und ermordet.
Das Dritte Reich und der Holocaust sind stete Mahnung und Erinnerung. Ständig laufen neue Kino-Filme darüber an, immer wieder stehen neue Bücher, die zu diesen Zeiten spielen, in den Bestsellerlisten. Jeder weiß, was sich vor über 60 Jahren in Deutschland abgespielt hat. Trotzdem liegt Menschen, die den Zweiten Weltkrieg nicht miterlebt haben, die Vorstellung fern, dass er sich auch hier, in ihrer Heimatstadt, abgespielt hat. Dass auch hier in Bochum (politische) Juden verleumdet und deportiert wurden.
Max Michaelis war einer von ihnen.
Michaelis zog in den 1920er Jahren mit seiner Frau Meta aus Berlin nach Wattenscheid. Dort war er sehr aktiv in der Baptistengemeinde der Immanuelskirche, baute sogar eine Zweiggemeinde in Wattenscheid auf.
Zurückgestuft, entlassen, deportiert
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 änderte sich das Leben der Familie. Max Michaelis wurde vom Posten des Leiters zum Hausmeister der Gemeinde zurückgestuft. 1935 folgte mit dem Inkrafttreten der Rassegesetze seine Entlassung aus dem Gemeindedienst. Er stand mit seiner Familie auf der Straße. 1938 wurde Michaelis KZ-Insasse in Bergkamen und leistete Zwangsarbeit. Er wurde in den folgenden Jahren mehrmals verhaftet und 1944 ins KZ Buchenwald deportiert. Dort verliert sich seine Spur. Er starb vermutlich Ende April 1945.
Der Pastor der Immanuels-kirche, Ronald Hentschel, hat zusammen mit den hinterbliebenen Töchtern die Geschichte des verlorenen Vaters recherchiert und aufgearbeitet. So wurden große Teile der Michaelis-Familie wieder zusammengeführt. „Als Zeichen gegen das Vergessen und Verschweigen“ wurde am Donnerstag, 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, eine Gedenkplatte für Max Michaelis im Eingangsbereich der Immanuelskirche gelegt. Bei dem vorangehenden Gottesdienst bedankte sich die jüngste Tochter Ursula im Namen der Familie Michaelis bei der Gemeinde und plädierte für einen offenen Umgang mit dem Geschehenen: „Damit das Gestern von damals heute nicht und nie wieder zu einem Morgen wird.“