Gladbeck. .
Zum 66. Mal jährte sich am 27. Januar die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Seit 1996 ist dieser Tag ein offizieller Gedenktag und das „Gladbecker Bündnis für Courage“ hatte daher zu einem gemeinsamen Gedenken ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus eingeladen.
Eine bunt gemischte Gruppe von ungefähr 40 Leuten hat sich in der kleinen Cafeteria versammelt, darunter Mitglieder des Bündnisses, Schüler des Heisenberg-Gymnasiums, der stellv. Bürgermeister Hans-Joachim Kalb (CDU) und Zeitzeugen aus den Niederlanden.
Auschwitz wurde 1940 als sogenanntes Arbeitslager errichtet, diente aber nur nebensächlich diesem Zweck. Es war ein Vernichtungslager, „eine Maschinerie, gebaut um pures Grauen zu produzieren“. Über 1,5 Millionen Menschen, hauptsächlich Juden, aber auch Menschen anderer Religionen, sowie Regimegegner und Homosexuelle wurden dort grausam ermordet.
Um einen Eindruck für dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte zu vermitteln, zeigt Roger Kreft, DGB-Vorsitzender und Mitbegründer des Gladbecker Bündnis für Courage, zum Einstieg einen Dokumentarfilm über das KZ Auschwitz. Betretenes Schweigen macht sich im Raum breit. In die Augen der älteren Besucher steigen Tränen.
Die Bilder der Gräueltaten, der Leichenberge und der „Lebensumstände“ der Insassen müssen erst mal verarbeitet werden. Da hilft es, dem Gitarrenspiel von Norbert Gerbig zu lauschen. Wer mag kann mitsingen - die Texte stammen von Opfern aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Gutes Vorbild für die Jugend ist die 19-jährige Sinem Kocak. Sie offenbart in ihrem Vortrag ihre ganz persönlichen Gedanken zum Thema Holocaust. „Man ist es den Opfern und Überlebenden schuldig, daran zu gedenken. Es sind nicht einfach 1,5 Millionen willkürlich umgebracht worden. Es waren Junge, Kranke, Verliebte, Musiker, Kaufleute, Großfamilien und Kinder.“
Für die ehemalige Schülerin des Heisenberg-Gymnasiums war das Thema Nationalsozialismus schon immer wichtig. „Wir haben auch im Geschichts-Leistungskurs eine Fahrt nach Auschwitz gemacht. Da erlebt man das dann noch viel intensiver!“
Mit der Einstiegsgeschichte zu dem Theaterstück „Geboren um zu leben - für eine Ewigkeit?“ bringt Walter Hüßhoff wieder Gänsehaut-Stimmung in die Runde. Dem 62-Jährigen ist es wichtig, dass die Verfälschungen der Geschichte aufgedeckt werden und man sich mit ihr auseinandersetzt. „Nur wenn das passiert, können weitere Völkermorde und Religionskriege verhindert werden.“
„Menschen dürfen sich nicht über Menschen stellen.“, so Roger Kreft. Er ist überzeugt, dass man sich an solche schlimmen Ereignisse erinnern muss. Denn ohne Erinnerungen gäbe es weder die Überwindung des Bösen, noch die Lehre für die Zukunft. „Vor Schuld darf eine Gesellschaft nicht weglaufen.“ Dieser Abend soll nicht nur an Vergangenes erinnern, sondern auch für eine friedliche Zukunft stehen.
Zum Abschluss liest Pfarrerin Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup einige Briefe von Angehörigen der Gladbecker Holocaust-Opfer vor. Der Abend endet in nachdenklicher Atmosphäre.