Das modernisierte Foyer des Kulturzentrums bot der offiziellen Gedenkstunde für die Opfer der Schoah am Freitag einen würdigen Rahmen.
Und weil es einmal mehr die Stadt Herne war, die dazu eingeladen hatte, blieb es Oberbürgermeister Horst Schiereck überlassen, die zahlreichen Gäste zu begrüßen. Schiereck begründete, warum man die Gedenkveranstaltung einen Tag nach dem eigentlichen Datum des Anlasses – am 27. Januar 1945 befreiten die Alliierten das Konzentrationslager Auschwitz – terminiert hatte: „Viele unserer jüdischen Gäste haben gestern an den Gedenkfeiern in ihren Gemeinden teilgenommen.“ So trug der „Keshet“-Chor der jüdischen Gemeinde Bochum Herne-Herne-Hattingen mit seinen Liedern zum besinnlich-feierlichen Charakter der Veranstaltung bei. Ihr Vorbeter Aaron Naor sprach ebenso wie seine Kollegen Dechant Christian Gröne sowie Pfarrer Stefan Grote von den beiden großen christlichen Kirchen zum Abschluss der Feier am Mahnmal ein Gebet.
Zunächst aber hatte Schiereck bei seiner Rede im Foyer betont, wie sehr ihn das Wiedererstarken jüdischen Gemeindelebens freue und auch konstatiert: „Eine lebendige Erinnerungsarbeit endet nicht mit dem Bau neuer Synagogen.“ Vielmehr entwickle Erinnerungsarbeit Zukunft im lebendigen miteinander. „Die Synagoge Bochum wird mehr und mehr zu einem Begegnungszentrum der Kulturen“, sagte Schiereck.
Für einen Gastvortrag hatte die Stadt den Historiker Hubert Schneider gewinnen können. So erfuhren die Teilnehmer an der Gedenkveranstaltung über „Die Einrichtung von Judenhäusern ab 1939 und deren Funktion bei der Vertreibung der Juden am Beispiel Herne und Wanne-Eickel“. Der Wissenschaftler führte aus, dass es zur menschenverachtenden Strategie der Nazi gehört habe, den Juden ihr vielleicht letztes Refugium in einer ab 1938 immer feindlicher werdenden Umgebung zu nehmen – ihre Wohnungen. So wurden allein in Berlin Juden aus ihren 30 000 Wohnungen vertrieben und auf Judenhäuser verteilt. Die Betroffenen wurden auf engem Raum zusammengepfercht, gerieten unter noch stärkere Kontrolle und wurde am Ende von dort aus deportiert. In Herne wurden drei solcher Judenhäuser eingerichtet, zwei auf der Bahnhofstraße und eins auf der Kampstraße. In Wanne-Eickel gab es zwei Judenhäuser – das ehemalige Armenhaus Auf der Wilbe in Röhlinghausen und in Wanne an der Emscherstraße. Hubert Schneider: „Die Häuser und ihre Bewohner waren nicht etwa versteckt. Wer sehen wollte, konnte sehen.“