Bochum. .
Zuschüsse fließen für das neue Bochumer Musikzentrum nur, wenn die Stadt die Jahrhunderthalle zeitnah übernimmt. Das wiederum bedeutet ein Risiko. Skeptiker befürchten hohe Folgekosten.
Bochumer Kulturpolitiker lagen sich in den Armen, als bekannt wurde, dass die Finanzierung eines Musikzentrums an der Marienkirche gesichert ist. Doch Skeptiker befürchten hohe Folgekosten, weil das Land an den Geldsegen eine Bedingung knüpfte: Die Stadt muss dafür die kostenträchtige Jahrhunderthalle als Eigentümer übernehmen, offensichtlich zeitnah. Es scheint auf das Jahr 2013 hinauszulaufen.
Das wäre genau der Zeitpunkt, den die Stadtverwaltung am 8. Juli dem Rat für die Übernahme der Jahrhunderthalle vorgeschlagen hatte. Doch der Rat hatte den Termin aus Angst vor Kosten abgelehnt. Auf Antrag von SPD und Grünen wurde daher die „Verwaltung beauftragt, den Übernahmezeitpunkt im Jahr 2023 anzustreben“.
„Trauen Sie ihren eigenen Parteifreunden in Düsseldorf nicht?“, hatte CDU-Sprecher Roland Mitschke den Koalitionsparteien vorgehalten. Die CDU befürchtete, dass das Land, sollte die Stadt die Jahrhunderthalle erst 2023 haben wollen, ihre Finanzzusage über 9,53 Mio Euro für die Marienkirche widerrufen könnte. Dann wäre der Plan, ein Konzerthaus (jetzt Musikzentrum) mit der Marienkirche baulich zu verbinden, nicht mehr finanzierbar.
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„2023? Das war eine Absichtserklärung des Rates“, bemerkte Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch jetzt auf Nachfrage der WAZ gelassen und stellte klar: „Die Landesregierung erwartet von uns, dass wir das nicht erst 2023 machen. Wir haben das Ziel, den Vertrag 2011 auszuhandeln, auch mit der Ansiedlung der Kultur Ruhr GmbH.“ Das Jahr 2013 als Zeitpunkt der Übernahme der Jahrhunderthalle erscheine „realistisch“.
Welche Kosten drohen dann der Stadt?
Die Folgekosten für die Jahrhunderthalle betragen bis zum Jahr 2023 nach bisherigen städtischen Berechnungen jährlich etwa 2,3 Millionen Euro. Darin sind die Instandhaltung und die Grundsicherung für die Halle enthalten, auch die Kosten für den Triennale-Vertrag.
Davon zahlt die Stadt seit 2007 jährlich 400 000 Euro. Der große Rest stammt vom Regionalverband Ruhrgebiet (RVR), vom Land NRW, von der Kultur Ruhr GmbH und von NRW.Urban. Bei den einmaligen Investitionen ist die Stadt Bochum noch zweimal dabei: Mit 2,17 Mio Euro beim Jahrhunderthallen-Ensemble im Westpark und mit 2,38 Millionen Euro bei der Marienkirche, wovon 1,2 Millionen Euro als Kaufpreis für das Areal der Marienkirche an die katholische Kirche fließen. 11,8 Millionen Euro will das Land noch in den Westpark investieren - davon 5 Mio Euro für ein Parkhaus, 1 Mio Euro für die Erschließung der Gahlenschen Straße, 2,6 Mio Euro für die Dachsanierung der Halle, 446 000 Euro für den Ausbau der Turbinenhalle, 400 000 Euro für die Sanierung des kleinen Wasserturms, 322 000 Euro für die Colosseum-Treppe.
Schwammiger wird es bei den laufenden Kosten. Als Verhandlungsergebnis mit dem Land hatte die Stadt im Sommer einen Zeitfahrplan aufgestellt, der bis 2023 keine Erhöhung der jährlichen Beteiligung von 400 000 Euro vorsieht, auch wenn die Stadt die Halle ab 2013 übernimmt.
Risiken: Ende 2013 läuft der Triennale-Spielbetriebsvertrag aus, die Fortsetzung muss noch ausgehandelt werden. Außerdem ist der Landesvertrag zur Grundsicherung der Halle als „Ankerpunkt der Route der Industriekultur“ nur bis 2016 gesichert. Zur selben Zeit endet auch der Vertrag mit dem RVR.