Bochum. .
Jutta Kreutz will nicht überheblich wirken. Die Bündnisse mit Sheffield, Oviedo und Nordhausen hält sie für richtig und wichtig. Doch: „Was wir mit unseren Freunden in der Ukraine aufgebaut haben, ist etwas Besonderes“
„Und hopp!“ Paket nach Paket wird von den ehrenamtlichen Helfern gestapelt. Immer wieder bringen Bürger prall gefüllte Tüten und Taschen mit Spenden vorbei. Im Aufenthaltsraum duftet es nach Kaffee und Kuchen. Hier, in der Sammelstelle an der Herner Straße 146, schlägt es: das Herz der Partnerschaft zwischen Bochum und Donezk.
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Jutta Kreutz will nicht überheblich wirken. Die Bündnisse mit Sheffield, Oviedo und Nordhausen hält sie für richtig und wichtig. Doch: „Was wir mit unseren Freunden in der Ukraine aufgebaut haben, ist etwas Besonderes“, betont die Hattingerin, die seit zehn Jahren Vorsitzende der Gesellschaft Bochum-Donezk ist.
Jutta Kreutz zählte zu den Frauen und Männern der ersten Stunde, als die Partnerschaft mit der 1,1-Millionen-Einwohner-Metropole 1987 besiegelt wurde. „Anfangs gab es viele Zweifler, die der Beziehung angesichts der Distanz von 3500 Kilometern und der Verarmung breiter Schichten der Bevölkerung keine Chance gaben“, erinnert sich Ulrich Kreutz, damals Ehemann von Jutta Kreutz, damals wie heute Städtepartnerschafts-Beauftragter im Rathaus.
Die Ehe der Kreutz’ überdauerte nicht. Wohl aber das Bündnis mit Donezk. Dabei war und ist es gerade das soziale Elend im ukrainischen Kohlerevier, das die Freundschaft zwischen Ost und West so tief und unverbrüchlich macht. „Die humanitäre Hilfe“, weiß Jutta Kreuz, „steht obenan. Denn die Not ist groß. Auch das unterscheidet uns massiv von der Arbeit der drei anderen Partnerschaftsvereine.“
Mit 250 Mitgliedern leisten die Donezk-Freunde Großartiges: In den Räumen an der Herner Straße 146, die ihnen von der Stadt zur Verfügung gestellt werden, sammeln die Helfer Textilien, Spielzeug, Schuhe, Gehhilfen oder Verbandsmaterialien. Drei- bis fünfmal im Jahr werden sie mit Lastwagen, die nach Lieferungen in den Westen Bochum ansteuern, nach Donezk gebracht. Ein Sozialfonds verteilt die Spenden vor Ort an Waisenhäuser, Familien, Rentner und Invaliden (darunter ehemalige Zwangsarbeiter). „Die Hilfe kommt an. Das wissen wir nicht zuletzt aus vielen Dankesbriefen“, sagt Jutta Kreutz.
Unter der Schirmherrschaft von OB Dr. Ottilie Scholz unterstützt der Verein in einem Hospital in Donezk eine Station für leukämiekranke Kinder. „Durch die hohe Umweltbelastung kommt es zu vielen Erkrankungen. Zwei Drittel der Patienten sind jünger als fünf Jahre. Furchtbar“, klagt Jutta Kreutz. Erfreulich: Dank der finanziellen und medizinischen Hilfe aus Bochum sei die Überlebenschance seit den 90er Jahren von 5 auf 70 Prozent gestiegen.
Die Partnerschaft lebt
Jährlich 80 000 Euro Spendengelder sind erforderlich, um die Behandlung auf der 40-Betten-Station zu gewährleisten. „Es ist nicht leicht. Aber stets ist es uns gelungen, genügend Geld zusammenzutragen“, sagt die Vorsitzende.
Nachhaltige Hilfe ermöglichen die Dauerpaten mit festen jährlichen Zahlungen. Hinzu kommen Einzelspenden. Das Ehepaar Potyka kocht seit 19 Jahren Marmelade ein und verkauft die Gläser für den guten Zweck. Jährliche Einnahmen: bis zu 8000 Euro.
Derweil füllen die Donezk-Freunde mit Tombola- und Verkaufsständen beim Stadtparkfest und auf dem Weihnachtsmarkt die Kasse auf. Denn auch neue Projekte wollen finanziert sein: eine Diabetikergruppe für Kinder ebenso wie Essen auf Rädern für Rentner in den Randbezirken.
„Und hopp!“ In der Sammelstelle ist der Paketturm weiter gewachsen. Jutta Kreutz sieht’s mit Wohlgefallen: „Bei uns lebt die Partnerschaft.