Bochum.
Die Geldnot ist groß. Doch die Freunde Sheffields sind zuversichtlich: Das Bündnis mit den Partnern in England werde auch ohne öffentliche Förderung fortbestehen.
Sheffield-Freundin Monika Wulfhorst-Werner hält’s mit dem jungen Franz Beckenbauer: „Gute Freunde kann niemand trennen“ - auch nicht die öffentliche Hand, die zwar den Rotstift schwingt, die seit sechs Jahrzehnten gewachsenen Bande zwischen den Partnern „jedoch keinesfalls beschädigen will und wird“.
Als „schade, aber verständlich“ empfindet es die Vorsitzende und Gründerin des deutsch-englischen Partnerschaftsvereins, dass die Stadt Bochum ihre Ausgaben für die vier Städtepartnerschaften ab 2011 auf Null zurückfahren will, besser: muss. „Ich hätte ein merkwürdiges Gefühl, wenn Kindergärten geschlossen werden müssten, damit wir feiern können“, sagt Monika Wulfhorst-Werner.
1950 hatte Bochum mit Sheffield das erste internationale Städtebündnis besiegelt. „Fünf Jahre nach Ende des Krieges markierte es den Beginn einer vorsichtigen Wiederannäherung der ehemaligen Gegner auf kommunaler Ebene“, weiß Ulrich Kreutz, der sich im Rathaus um die Partnerstädte kümmert. Sheffield war und ist ein Freund auf Augenhöhe: „Mit einer Bevölkerung von gut einer halben Million Menschen, als damalige Metropole des nordenglischen Steinkohlereviers mit einer großen Tradition in der Stahlproduktion und -verarbeitung erwies sich die Hauptstadt von South Yorkshire als geeigneter Partner.“
Im wirtschaftlichen Bereich gibt es Verbindungen zwischen der IHK und der Chamber of Commerce. Vielfältige private Bekannt- und Freundschaften sind entstanden – meist auf Vereins- und Verbandsebene. „Das reicht vom Höntroper Bläserkreis bis zur Lebenshilfe“, berichtet Monika Wulfhorst-Werner. „Einen der ältesten Kontakte pflegt Adler Riemke. Die Fußballer, die einst gegen die Wisewood Juniors gekickt haben, schauen heute als Opas zu, wie ihre Enkel gegen die Kinder aus England Tore schießen. Großartig!“, lacht Ulrich Kreutz.
Der Schüleraustausch indes hat gelitten, beobachtet Monika Wulfhorst-Werner: „In den englischen Schulen ist Deutsch klar auf dem Rückzug. Da wird eher Spanisch unterrichtet. Folge: Die Schulen in Sheffield haben keinerlei Interesse mehr an zusätzlichen Austauschprogrammen mit deutschen Jugendlichen. Dabei gibt es in Bochum mehrere Schulen, die solche Partnerschaften wünschen.“
Ob jung oder alt: Damit Bochumer ihre Partnerstadt kennenlernen können, organisieren die 49 „Freunde Sheffields“ seit der Vereinsgründung 1990 Bürgerreisen; die letzte Tour fand im Mai statt. Zudem wird zu Clubabenden und Vorträgen eingeladen. Ziel: den Bochumern die britische Kultur und Lebensart näher zu bringen. Es wird auch konkret Hilfe geleistet. Monika Wulfhorst-Werner: „Wir stellen Kontakte für Studienaufenthalte her. Neulich konnten wir einer Bochumer Krankenschwester für ein Praktikum im General Hospital in Sheffield eine Unterkunft in einer Gastfamilie vermitteln.“
Die offiziellen Beziehungen zwischen den Partnerstädten sieht die Vereinsvorsitzende in Gefahr: „Das Fundament auf Verwaltungsebene bröckelt. Die Finanznot in Sheffield ist ja ähnlich eklatant wie bei uns.“
Die Freundschaft zwischen vielen Menschen in Bochum und Sheffield indes sei stabil und tragfähig: „Sie wird auch ohne finanzielle Unterstützung der Stadt, die wir zuletzt ohnehin kaum in Anspruch nahmen, Bestand haben!“