Bochum. .

Städtepartnerschaften – gibt’s die noch? „Durchaus. Sie werden von der breiten Öffentlichkeit nur kaum noch wahrgenommen“, sagt Ulrich Kreutz (54), der die Kontakte im Rathaus koordiniert.

Steuergelder stehen dafür zwar kaum noch, ab 2011 wohl gar nicht mehr zur Verfügung. Neue Impulse verspricht sich Ulrich Kreutz gleichwohl von einem Treffen mit Vertretern aller Partnerstädte 2011 in Bochum.

Vor 60 Jahren besiegelte Bochum die erste Partnerschaft mit Sheffield in England. 1980 folgte das spanische Oviedo, 1987 Donezk (Ukraine), 1990 das thüringische Nordhausen. „Alle vier Partnerschaften funktionieren und genießen in der Verwaltung einen hohen Stellenwert. Nicht umsonst sind sie Chefsache der OB“, betont Ulrich Kreutz im Büro für Angelegenheiten des Rates und der Oberbürgermeisterin. Seit über 20 Jahren laufen bei ihm die Freundschaftsfäden zusammen. Ein Wandel sei dabei unübersehbar: „Anfangs wurden die Bündnisse intensiv von der Stadt begleitet. Inzwischen sind es hauptsächlich engagierte Bürger, Schulen, Klubs, Verbände und die jeweiligen Partnerschaftsvereine, die die Beziehungen fortführen und ausbauen. Das ist meist nicht spektakulär und schlagzeilenträchtig, doch gelebter europäischer Alltag.“

Partner-Etat beträt 18 000 Euro

Privat statt Staat: Im Rathaus beobachtet man das ehrenamtliche Wirken mit Wohlgefallen – ist der Rückzug der öffentlichen Hand doch auch deren finanzieller Not geschuldet. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen sich Bochum das feierliche Jubiläum der Partnerschaft mit Sheffield und Oviedo im Jahr 2000 über 100 000 Mark kosten ließ. In diesem Jahr weist der Partner-Etat gerade noch 18 000 Euro aus. Und selbst diese wenig opulente Summe steht nur auf dem Papier. „Die Haushaltssperre verbietet freiwillige Leistungen. Darunter fallen die Ausgaben für Städtepartnerschaften. Wir können deshalb nur noch vereinzelt Förderungen gewähren – und dies auch nicht für Bochumer, sondern allein für auswärtige Gäste“, sagt Ulrich Kreutz. Selbst mit den kleinen Finanzspritzen dürfte es bald vorbei sein: Der Etatentwurf für 2011 sieht einen Verzicht auf sämtliche Aufwendungen für Städtepartnerschaften vor. „Und bei unseren Partnerkommunen in England, Spanien, Ukraine und Thüringen ist die Finanzlage leider auch nicht viel besser“, weiß Ulrich Kreutz

Kontakte sollen intensiviert werden

Ohne Moos nix los? „Zum Glück nicht. Hinter unseren Partnerschaften steckt mehr als die vier Straßennamen auf der Stadtautobahn. Die Bürger haben die Sache selbst in die Hand genommen. Um Geld zu sparen, wohnen immer mehr Besucher nicht in Hotels, sondern in Gastfamilien“, verweist der Partnerschafts-Beauftragte auf den vielfältigen kulturellen, sportlichen und wirtschaftlichen Austausch, der auch ohne öffentliche Zuschüsse aufrecht erhalten wird. Im Dezember zum Beispiel werde eine Jugendgruppe aus Donezk erwartet. „Angesichts der Entfernung, Kosten und bürokratischen Hemmnisse ist dieser Besuch etwas Besonderes“, erklärt Ulrich Kreutz.

Neben Vertretern aus Donezk sind auch Delegationen aus Sheffield, Oviedo und Nordhausen im Frühjahr 2011 zu einem Treffen in Bochum eingeladen. Auf Initiative von OB Dr. Ottilie Scholz sollen die „Partnerschaftsidee weiterentwickelt und die Kontakte intensiviert werden“. Damit, so Ulrich Kreutz, dokumentiere Bochum, wie wichtig der Stadt auch in Zeiten knapper Kassen die internationalen Partnerschaften seien.