Bochum. .
Ob das Comedy-Theater von Frank Goosen gebaut wird, scheint immer fraglicher zu werden. Die Initiatoren des Café Industrie auf dem Gelände des ehemaligen Katholikentagsbahnhofs scheinen frustriert.
Es war eine städtebauliche Vision, die Sinn machte und Hoffnung: das Viktoria-Quartier. Ein kreatives Stück Stadt, eine Achse der Kultur, quer durch die City. Vom Schauspielhaus aus sollten sich kulturelle Einrichtungen wie an der Perlenkette aufreihen: erst auf dem Katholikentagsgelände das Café Industrie von Frank Goosen, ein Tempel für die Kleinkunst, dann das Konzerthaus und der Kammermusiksaal in der Marienkirche. Auf der anderen Seite das Bermudadreieck - qualitativ aufgewertet durch die Nähe zu abendlichen Kulturhighlights.
Frust auf Seiten der Initiatoren
Um das Konzerthaus steht es derzeit schlecht, in der Marienkirche üben die Streetart-Artisten von Urbanatix, statt international renommierter Klassiksolisten, und dem Café Industrie droht scheinbar auch das Aus. Der Frust auf Seiten der Initiatoren, neben Frank Goosen sind das die Gastro-Größen Leo Bauer und Dirk Steinbrecher, war schon länger bekannte. Der Streit mit der Stadt über die Sanierung eines alten Abwasserkanals war der Grund, dass fertige Pläne für die „Industrie“-Räumlichkeiten nie umgesetzt wurden. Jetzt erfuhr die WAZ, dass sich die Initiatoren womöglich endgültig von dem Projekt zurückziehen wollten.
Marco Ortu, Manager von Frank Goosen, wiegelte auf Nachfrage aber zunächst ab. „Wir wollen uns dazu noch nicht offiziell äußern“, sagt er. Nach den Herbstferien wolle man sich noch einmal zusammensetzen, um dann über die Zukunft des engagierten Plans zu entscheiden. Auch angesichts von Bauers Investitionen in den näher zur Viktoriastraße gelegenen Teil des alten Bahnhofsgeländes scheint aber eine veränderte Fokussierung wahrscheinlich. Die sog. „Rotunde“, die alte Empfangshalle, stand zuletzt im Vordergrund, war Austragungsort von Parties und Ausstellungen. Für klassische Kleinkunst, wie sie Goosen und Bauer fürs „Café Industrie“ vorschwebte, scheint sie aber ungeeignet.
Fast nichts bleibt über
Mehrfach tauchte, was das Kleinkunst-Theater angeht, die Formulierung „bereits im Bau befindlich“ in Entwicklungskonzepten der Stadt und auch im ersten Programmbuch der Ruhr.2010 auf. Sollte auch dieses Projekt scheitern, würde von der hochgepriesenen kulturell-kreativen „Blaupause“ Viktoria-Quartier, die über Bochum ausstrahlen sollte, auch für andere Städte, fast nichts überbleiben.
Kulturdezernent Michael Townsend versicherte, dass von der Stadt aus „alles“ getan worden sei, um das Problem um den strittigen Abwasserkanal zu beseitigen. Für ihn habe die Gesamtfläche des Viktoria-Quartiers immer noch das gleiche wichtige Potenzial wie zuvor. Auch die Nutzung des vorderen Bereichs des Geländes - der Rotunde - sei „nicht schlecht“, das sei sogar der „wichtigere Teil“.