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Der Kabarettist und Autor Frank Goosen betritt Neuland: Bisher war er Fan und Kritiker des VfL Bochum, nun stellt er sich für den Aufsichtsrat zur Wahl.

Der Kabarettist und Autor Frank Goosen ist bekennender Anhänger des VfL Bochum und regelmäßiger Stadiongast des derzeitigen Zweitligisten. Nun hat sich der 44-Jährige dazu bereit erklärt, Verantwortung für seinen Verein zu übernehmen. Bei der Mitgliederversammlung am Montag, 4. Oktober, stellt er sich zur Wahl in den Aufsichtsrat.

Der VfL-Fan Frank Goosen engagiert sich künftig auch in der Vereinsarbeit. Warum?

Frank Goosen: Unser Aufsichtsrat-Chef Werner Altegoer hat mich geradeaus gefragt. Das hat mich gefreut, und es ehrt mich auch ein bisschen. Zunächst einmal muss ich aber darauf hinweisen, dass ich erst noch gewählt werden muss.

Sie sind oft kritisch mit Ihrem Verein umgegangen, auch nach dem letzten Abstieg. Für viele Bochumer Fans sind Sie eine Lichtgestalt. Im Falle eines Misserfolgs könnte der Lack blättern.

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Goosen: Meine Glaubwürdigkeit ist ein hohes Gut. Wenn es nicht gut läuft, werde ich vielleicht mit haftbar gemacht. Aber: Ich finde das jetzt spannend, Neuland zu betreten, und will mir nicht den Vorwurf anhören, dass ich nur meckern kann. Es wegen des Risikos nicht zu machen, wäre feige gewesen.

Was sagen Sie denen, die befürchten, der Verein könnte Sie einfangen wollen, um Sie mundtot zu machen?

Goosen: Zum Einfangen gehört immer auch einer, der sich einfangen lässt.

Welche Veränderungen braucht der VfL unbedingt?

Goosen: Seit Jahren haben ein unsportlicher Geist und eine unsportliche Rhetorik um sich gegriffen. Wir reden viel zu viel darüber, was der VfL alles nicht erreichen kann. Wir sind uns einig darüber, dass es Grenzen gibt, vor allem finanzielle. Aber trotzdem muss der Verein doch Ziele haben. Unser Anspruch muss bleiben, ein Erstligaverein zu sein, das waren wir in 34 von den letzten 40 Jahren. Die Fans waren extrem sauer darüber, dass ihnen von außen und vom Verein eine überzogene Erwartungshaltung unterstellt wurde. Ich würde gerne mithelfen, dieses Verhältnis zu verbessern.

Der Aufsichtsrat wird von einem Patron geführt.

Goosen: Ich bin mit Werner Altegoer in vielen Punkten überhaupt nicht einer Meinung, aber man kann mit ihm schon streiten. Ich bin nicht auf den Mund gefallen, und ich bin gespannt darauf, ob die Diskussionen im Aufsichtsrat tatsächlich so einseitig ablaufen, wie behauptet wird.

VfL-Fans sind daran gewöhnt, leiden zu müssen. Aktiv mitzuarbeiten - ist das jetzt die Steigerung?

Goosen: Ach, das ist doch ein Klischee. Welche Fans leiden denn nicht mit ihrem Verein? Fragen wir doch mal die Anhänger von Rot-Weiß Essen oder die von Darmstadt 98. Mit dem Verein zu leiden, gehört doch zum Wesen des Fans. Wer sich nur über Titel definiert, ist Bayern-Anhänger.

Berührt die neue Aufgabe auch Ihre Arbeit?

Der Kabarattist und Autor beim Zeltfestival Ruhr.
Der Kabarattist und Autor beim Zeltfestival Ruhr. © Ingo Otto / WAZ FotoPool

Goosen: Ironische Bemerkungen und Witze über den Verein werde ich nie einstellen, auch nicht auf der Bühne.

Der VfL ist bisher nach jedem Abstieg wieder aufgestiegen. Wird dieses nun ein besonders schweres Zweitligajahr?

Goosen: Es war immer schwierig. Mit jedem Jahr, in dem die Kommerzialisierung fortschreitet, können wir es uns immer weniger leisten, länger als ein Jahr in der Zweiten Liga zu bleiben. Im zweiten Anlauf ist kaum einer wieder aufgestiegen. Dann braucht man deutlich länger, weil der Etat gekürzt werden muss. Das ist ein enormer Druck für den gesamten Verein.

Was muss sich denn auf dem Platz ändern?

Goosen: Meine fußballerische Kompetenz ist nicht höher als die der meisten anderen Stadionbesucher. Ich bin schlecht darin, das Spiel zu lesen, weil ich dabei viel zu emotional bin. Aber ich weiß, dass die fußballerische Qualität da ist. Wenn allerdings einer wie der neu hinzugekommene Koreaner Tese besonders verehrt wird, zeigt das, welches Defizit die Fans seit langem beklagen.

Es haben sich also viele Spieler nicht genügend mit dem VfL identifiziert?

Goosen: Dieser Eindruck hat sich unter den Fans jahrelang verfestigt. Du musst wenigstens spüren, dass am Ende eines Spiels noch ein Ruck durch die Mannschaft geht.

Ist es beim VfL wichtiger als woanders, bei Verpflichtungen von Spielern auf deren Charakter zu achten?

Goosen: Absolut. Neuen Spielern muss klargemacht werden, was hier gefragt ist. Der VfL muss viel mehr um seine Fans und Sponsoren buhlen, uns rennt keiner die Tür ein. Wer Logen will, geht nach Dortmund und Schalke. Wer Fußball hautnah erleben will, sollte nach Bochum kommen. Deshalb muss sich ein Spieler auch neben dem Platz mehr engagieren.

Wäre es daher ideal, wenn der VfL voll auf junge Spieler aus der Region setzen würde?

Goosen: Wir sehen an Chong Tese, dass das nicht zwingend notwendig ist. Besser ein guter Kerl aus Feuerland als ein Blödmann aus Stahlhausen. Aber es wäre natürlich schön, wenn mal wieder ein Bochumer Junge in der Startelf stünde. So eine richtige Bochumer Visage, die in ein paar Jahren Mannschaftskapitän sein und – sagen wir mal – 2020 den DFB-Pokal in den Himmel recken wird.