Essen.

Ein Plädoyer für Größenwahn hielt der Bochumer Kabarettist und Frank Goosen beim „Steeler Stündchen“. Mit einer neuen Ausgabe der intimen Talkrunde läutete Intendant Markus Beutner-Schirp das Kulturhauptstadtjahr in seinem Theater Freudenhaus ein.

Im Zentrum des Gesprächs , das vor ausverkauftem Haus stattfand, standen Zustand und Zukunft des Ruhrgebiets .Dabei bekamen zweifelhafte Imagekampagnen ihr Fett weg — wie jüngst der in der Nachbarstadt gescheiterte Slogan „Bochum macht jung“. „Dagegen ist ,Essen die Einkaufsstadt’ vergleichsweise inhaltsschwer“, schmunzelt Goosen.

Das Ruhrgebiet tue sich nach dem Ende der Industriezeit schwer damit, eine neue Identität zu finden. „Man darf keine Scheu vor positiven Klischees haben“, meint Goosen. Events wie das Fest zur Eröffnung des Kulturhauptstadtjahrs auf Zollverein, wo man mit Kohle- und Kumpel-Klischees klotzte, seien der richtige Weg, um ein Selbstbewusstsein für die Region zu entwickeln. „Ohne Größenwahn kommt man keinen Schritt vorwärts.“

Auch erweist sich Goosen als Freund der Idee zur Ruhr-Metropole: „Die Identität der Städte geht dadurch nicht verloren – nicht so lange es Fußball gibt“, ist der Kicker-Kolumnist überzeugt. Das Problem sei aber: „Die Leute, die das beschließen müssen, müssten sich dann selbst abschaffen.“

Ein weiteres Problem der Region sei die Abwanderung der Kreativen: „Da müssen sich die Verantwortlichen sich fragen, woran das liegt.“ Goosen fordert ein Literaturhaus im Ruhrgebiet als zentralen Punkt, von dem aus Literatur organisiert wird.