Eigentlich sollte das „Café Industrie”, das von Frank Goosen initiierte neue Theater neben der „Riff”-Halle, am 8. Oktoeber eröffnen. Nun steht der Termin auf der Kippe: Investor Leo Bauer hat ein Problem.

Das Gelände des alten Bahnhofs abseits des KAP hatte der Groß-Gastronom von der Deutschen Bahn gekauft; die Altgebäude sollen nun umgebaut werden (Stichwort: Kulturgleis, die WAZ berichtete). So weit passt das unternehmerische Vorhaben perfekt zur Absicht der Stadt, die sich auf einer Internet-Seite ihrer Wirtschaftsförderung schon mal mit dem Privatinvestment schmückt. Aber bis am Kulturgleis die Signale hoch gehen, müssen noch ein paar Hausaufgaben gemacht werden.

Marode Wasserleitungen

Etwa, was die Zufahrt des Bahngeländes zur Viktoriastraße hin angeht. Sie ist nun in Bauers Besitz – und mit ihr die unterirdischen Wasser-, Strom- und Gasleitungen. Die Wasserleitungen sind, was seit Jahren bekannt ist, marode. Bauer war nun davon ausgegangen, dass die Stadt, die die Zufahrt als Erschließungsachse des Geländes im Bebauungsplan vorsieht, mit dem Ausbau des Holperwegs auch die Leitungen sanieren würde. Und das zügig. „Aber Ende März wurde uns eröffnet, dass die Straße nicht gemacht wird. Nicht jetzt und nicht in den nächsten Jahren”, so Dirk Steinbrecher, der in Bauers Auftrag das Goosen-Theater gastronomisch führen wird.

Nun hat das Café Industrie ein Problem – die vergammelten Leitungen. „Bei einem Konzert nebenan im ,Riff' hatten wir schon mal ein Rohrleck”, schildert Steinbrecher. Damals musste ein Wassertankwagen her, um Musiker und Gäste versorgen zu können. Der Geschäftsführer mag sich nicht ausdenken, was passiert, wenn Strom und Wasser ausfallen, während demnächst im Theater Veranstaltungen laufen. Für den Herbst sind u.a. Szene-Hochkaräter wie Mirja Boes, Stoppok oder Konrad Beikirchner bereits gebucht. „Und dann sitzen die Leute auf einmal im Dunkeln, oder die Toilettenspülung geht nicht mehr.” Für Steinbrecher eine „absolut verheerende” Vision: „Da kommt doch kein Mensch mehr wieder!”

Laufendes Verwaltungsgeschäft

Für die Stadt ist Bauers Ärgernis laufendes Verwaltungsgeschäft. Das Quartier mitsamt den Hallen ist Teil des Bebauungsplanes „City Tor Süd”, dessen Beschluss durch den Rat frühestens im Januar 2010 ansteht. „Erst wenn der B-Plan rechtsgültig ist, kann es überhaupt zu einer Sanierung der Straße kommen”, so Eckart Kröck, Leiter des Stadtplanungs- und Bauordnungsamts, der sogleich einschränkt: „Das hat natürlich auch noch mit der Haushaltslage zu tun.” Heißt: wegen der Haushaltssperre könnte sich der Ausbau hinziehen. Und zwar auf unbestimmte Zeit. Unbenommen, so Kröck zur WAZ, bleibe dem Grundstücksinhaber, die Kanalarbeiten auf eigene Kosten vorzuziehen – um sie irgendwann mit der Stadt abzurechnen. Seine Privatstraße mitsamt den Leitungen privat zu sanieren, lehnt Bauer ab: zu teuer. „Die Erschließung ist nach unserem Dafürhalten mit dem Kaufpreis abgegolten”, so Geschäftsführer Steinbrecher.

Bauer, der nach eigenen Angaben „mehrere 100 000 Euro” in die Ex-Bahnanlagen gesteckt hat, hat wegen der strittigen Straßensanierung seine Pläne vorerst auf Eis gelegt. Gut möglich also, dass der Eröffnungstermin 8. Oktober für das mit großen Hoffnungen belegte Café Industrie platzt. Und dass Frank Goosen die bereits gebuchten Künstler wieder ausladen muss.