Bochum.

Seit neun Jahren sucht Herbert Grieswald aus Bochum nun einen Job. Dabei ist er er ausgebildeter Netzwerk-Techniker und vielseitig qualifiziert. Er fühlt sich von der ARGE im Stich gelassen.

Herbert Grieswald (52) weiß nicht mehr, wie er reagieren soll, „eigentlich könnte ich ein Buch darüber schreiben“, lacht er freudlos. Worüber? Über seine erfolglosen versuche endlich einen Job zu finden. Seit neun Jahren ist er arbeitssuchend, schreibt Bewerbungen an Firmen in der Umgebung, geht regelmäßig zur Agentur für Arbeit (ARGE). Er ist ausgebildeter PC-Netzwerktechniker, eine qualifizierte Fachkraft, trotzdem findet er keine Arbeit. Vielleicht gerade deshalb, denn oft genug bekommt er zu hören, dass er überqualifiziert sei.

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„Natürlich gibt es auch Sozialschmarotzer“, weiß Grieswald. Ihn selber regt es auf, dass er dem Staat auf der Tasche liegt, „die Steuern bekommt, die ich selber früher einmal eingezahlt habe“. Was ihn stört ist nicht nur, dass er keinen Job bekommt, sondern auch, dass „die ARGE es so hinstellt, als gebe es keine ausgebildeten Fachkräfte“, so Grieswald. Es gebe sie, so seine Überzeugung, sie könnten nur nicht vermittelt werden, weil sie zu teuer seien. „Ich selber“, so sagt er, „bin nur ein Beispiel“.

Sein Lebenslauf ist lang und fast lückenlos, einen ganzen Ordner füllt er. Angefangen hat er beim Bund, dort ließ er sich auch ausbilden. 1983 macht er sich mit einem Tabakladen und Lotteriegeschäft in Langendreer selbstständig. Nebenbei arbeitete er aber immer noch in anderen Firmen, meist als Netzwerk-Administrator. Dabei eine Autofirma, verschiedene Elektro-Unternehmen, und Werbeagenturen, bis er schließlich zu Opel kam. „Das war 1991“, erinnert er sich. Dann kam 1995 die große Kündigungswelle und auch Grieswald sollte gehen – wegen einer Verletzung und dem Arbeiten über Kopf war er öfter krank geschrieben. Aber er ging vor das Arbeitsgericht und bekam eine Abfindung. Danach kam er zum ersten Mal in Kontakt mit dem Arbeitsamt, besuchte verschiedene Weiterbildungsmaßnahmen, „alle selber gesucht“, betont er.

2000 fasste Grieswald endlich wieder Fuß auf dem Arbeitsmarkt und bekam eine Festanstellung bei der Westfalenbank. „Was ich da noch nicht wusste“, erklärt er, „der Standort in Bochum, stand schon auf wackeligen Füßen“. Und so stand er 2001 wieder ohne Arbeit da. „Was ich von da an erlebt habe ist unglaublich“, wertet Grieswald.

Eine Bewerbung nach der anderen schreibt er seitdem. Der Bewerbungsordner ist gewissenhaft geführt, mit Register. „Ich lese alle Zeitungen“, so Grieswald, „für die Stellenanzeigen“. Gehorsam geht er zu jedem Jobangebot, dass von der ARGE kommt, bisher ohne Erfolg. „Ich habe schon erlebt, dass die Firmen gar nicht mit der ARGE zusammenarbeiten“, erzählt er, „oft werden die Stellen auch hausintern neu besetzt, bevor ich da war, das ist billiger für die“. Er kenne fast jeden Personalchef kleinerer und mittlerer Unternehmen, von hier bis Hagen, scherzt er.

Geholfen hat es bisher nicht. Eine Fortbildung nach der anderen macht Grieswald, „das ist besser, als zu Hause zu sitzen“, findet er. Mittlerweile hat er fast sämtliche Sportboot- und Segelscheine, die man in Deutschland machen kann, hat den Jagd- und den Funkschein, hat Englischkenntnisse und ist lizenzierter Microsoft-System-Administrator. „Könnte ich die Zeit zurückdrehen“, meint Greiswald, „dann wäre ich damals irgendwie bei der Bundeswehr geblieben“.