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Die Stadt Bochum büßte durch horrende Wechselkursgeschäfte mit Schweizer Franken über 12 Millionen Euro ein. CDU und Linkspartei im Rat der Stadt werfen dem Kämmerer Dr. Manfred Busch nun Zockerei vor.

Über 12 Millionen Euro büßte die Stadt Bochum seit Januar 2010 durch horrende Wechselkursgeschäfte mit Schweizer Franken ein, weil der Euro schwächelt. Bochums Stadtkämmerer Dr. Manfred Busch kassiert deshalb scharfe Kritik von Ratsmitgliedern der CDU und der Linkspartei. Gegenüber der WAZ bestätigt Busch zwar den aktuellen Millionenverlust, hofft aber, dass sich das schlechte Währungsblatt noch wendet und sich damit das Problem gleichsam von allein erledigt.

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Als der Kämmerer aus dem Sommerurlaub aus Holland zurückkehrte, sah er sich gleich einer anschwellenden Attacke ausgesetzt. „Über 10 Millionen Euro verzockt?“, stellte die Ratsfraktion der Linkspartei anzüglich in den Raum. Schon im Juni hatte CDU-Ratsmitglied Hans Henneke in dieser Sache mal im Rat nachgefragt.

Zurzeit schon 12,1 Millionen Euro Verlust

Was war passiert? Tatsache ist, dass die städtische Kämmerei, zuständig für die Finanzen der Stadtverwaltung, gigantische Kassenkredite in Schweizer Franken aufgenommen hatte: am 19. Januar 2010 für 103 Millionen Schweizer Franken, was 70 Millionen Euro entsprach. Am 11. Februar 2010 legte die Kämmerei noch einmal nach, nahm einen noch größeren Kassenkredit auf - 117,5 Millionen Schweizer Franken (gleich 80 Millionen Euro).

Als Hans Henneke das erste Mal im Rat nachfragte, wie hoch eigentlich die Verluste durch diese Kreditgeschäfte seien, erklärte die Kämmerei im Juni, zum Stichtag 19. Mai 2010 könne man von einem Wechselkursverlust von etwa 6,2 Millionen Euro sprechen, falls man die Kassenkredite sofort ablösen würde.

Weil der Euro dem Schweizer Franken gegenüber weiter sank, beträgt der Verlust zur Zeit schon 12,1 Millionen Euro, sagte Uwe Vorberg, Fraktionsvorsitzender der Linken im Rat. „Es wird Zeit, dass die Stadtspitze ihr Finanzmanagement grundlegend überdenkt.“ Gegenüber der WAZ sagte Stadtkämmerer Busch, die genannten Zahlen würden stimmen. Sowohl die Höhe der Kredite als auch der errechnete Währungsverlust.

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Von Rolf Hartmann

Stadt will vom Zinsunterschied profitieren

Trotzdem sei die Lage auch bei „erratischen Schwankungen auf den Finanzmärkten“ nicht so dramatisch wie sie scheine. „Das ist eine Momentaufnahme. Niemand zwingt uns, diese Kredite jetzt aufzulösen. So bescheuert sind wir nicht“, erläutert er seine Kassenkredit-Geschäfte auf der Schweizer Franken-Basis. „Wir können Jahre warten, bis wir das tun. Wir diktieren diesen Zeitpunkt.“ Denn es seien Kredite ohne Fristbindung. Im Grunde brauche man nur abzuwarten, bis sich der Euro wieder erhole, Dann werde der jetzige Millionenverlust dahinschmelzen. Risiko: Wenn der Euro weiter schwächelt, wird der Währungsverlust immer größer.

„Wir leben vom Zinsunterschied“, begründet Dr. Busch, warum die Kämmerei sich überhaupt auf den Kredit-Deal mit Schweizer Franken eingelassen hatte. Die in Euro umgerechnete Summe in Höhe von 150 Millionen sei ohnehin nur „ein Zehntel unseres Kreditvolumens“, gab er einen Hinweis auf die dicke Verschuldung der Stadt.

Risiko: „Wenn für Schweizer Franken der Zins höher liegt als für den Euro, haben wir mit Zitronen gehandelt“, räumt der Finanzdezernent ein. Aber noch ist genau das Gegenteil der Fall. Noch.

Deshalb gehe die Stadtverwaltung dieses höhere Risiko ein, weil man vom Zinsunterschied profitiere. Für die beiden Millionen-Kredite auf Schweizer Franken habe die Stadt einen Zinsvorteil von 0,62 Prozent erzielt, aktuell liege er sogar bei 0,7 Prozent, nennt der Kämmerer Zahlen. Das bedeute pro Jahr eine Einsparung von rund einer Million Euro. Schon in den Jahren 2008 und 2009 habe der Rückgriff auf Fremdwährungskredite in Schweizer Franken funktioniert: 2008 wurden laut Busch dadurch 3,35 Mio Euro gespart, 2009 sogar 5,28 Mio Euro.