Bochum. Wegen der weltweiten Finanzkrise ist auf das Bochumer Landgericht eine Klagewelle von privaten Geldanlegern zugeschwappt. 60 private Geldanleger verklagen diverse Großbanken wegen nicht ausreichender Beratung.
Wie Gerichtssprecher Thorsten Wienecke auf Anfrage der WAZ sagte, hätten seit der Krise rund 60 Bürgerinnen und Bürger diverse Großbanken auf Schadensersatz verklagt, weil sie sich von ihnen nicht hinreichend beraten fühlen. „Das ist erheblich mehr als vor der Finanzkrise. Früher waren solche Verfahren eher die Ausnahme”, sagte Wienecke.
Einige verloren mehrere 100.000 Euro
Bei den eingeklagten Summen handelt es sich im Beträge zwischen rund 10.000 Euro und mehreren 100.000 Euro. Diese Vermögen soll in verschiedenen Fonds verbrannt worden sein, zu denen die Banken ihren Kunden geraten haben, heißt es. Einige Anleger sollen bereits vor diesen spekulativen Anlagen Kunden der jeweiligen Bank gewesen sein und ihr Geld in konservativen, aber relativ wenig gewinnträchtigen Bundesanleihen gesteckt haben. Auf Anraten von Bankmitarbeitern sollen diese Gelder dann in riskante, aber von der Rendite her verheißungsvolle Fondsstrukturen umgeleitet worden sein - mit am Ende riesigen Verlusten.
Prozesse ab November
Die Klagen werden vor der 1. Zivilkammer unter Vorsitz von Dr. Michael Krökel in Bochum verhandelt, einem Spezialgericht für Bank- und Finanzgeschäfte. Die ersten Klagen sollen ungefähr ab November verhandelt werden. Zu einem Vergleich waren die Beklagten bisher offenbar nicht bereit. Zumal dies sofort Präzedenzwirkung für andere Fälle entfalten könnte.
In den Prozessen dürfte auch die Frage erörtert werden, inwieweit die Banken und ihre Mitarbeiter durch die unsicheren Anlage-Vermittlungen profitiert haben und wie hoch die Risikobereitschaft der Anleger war.