Bochum. Zahlreiche Gewerbeflächen hat die Stadt Bochum vermarktet. Nun ist ihr Bestand geschrumpft. Es gibt vorerst nur eine Lösung, um das zu ändern.

Gewerbeflächen hat es in Bochum mal wie Sand am Meer gegeben, allen voran auf dem Gelände des ehemaligen Opel-Werks im Stadtteil Laer. Unternehmen, die heute nach Arealen zur Ansiedlung oder Erweiterung suchen, müssen schon mit der Lupe auf die Stadt schauen, um noch etwas zu finden. „Wir haben noch zwei Hektar Fläche frei“, sagt Rouven Beeck, Geschäftsführer der Bochum Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG). Das sind nicht einmal drei Fußballfelder.

Zwei Drittel der Flächenanfrage für Bochum kommen von außerhalb

Das ist deutlich zu wenig für eine Stadt, deren jährlicher Vermarktungsbedarf nach Einschätzung der WEG bei zwölf Hektar liegt und die weiterhin begehrt bei Unternehmen ist. Die Nachfrage sei zwar um 20 Prozent gesunken, räumt Beeck ein, befinde sich aber immer noch auf einem höheren Niveau als vor Corona. Das gelte vor allem für Firmen von außerhalb. Zwei Drittel aller Anfragen kommen von auswärts. Interessenten gehören vor allem dem Dienstleistungssektor (53 Prozent) an, aber auch der Industrie (35 Prozent). Eher klein ist momentan die Nachfrage im Handel (zwölf Prozent).

Weitere gut acht Hektar Land hat Bochum zwar noch in der Hinterhand. Aber die sind längst reserviert für Unternehmen, die grundsätzlich schon ihre Entscheidung für die Stadt getroffen haben, aber momentan noch abwarten. Das liegt u.a. an den derzeit hohen Bau- und Finanzierungskosten. So verzögert sich etwa die Entwicklung zwischen Kreuz- und Neustraße in der Nähe des Bermudadreiecks.

Nicht nur verzögert hat sich die Umsetzung der Pläne für eine attraktive Fläche in der Innenstadt. An der Ecke Südring/Hellweg wird nun doch kein Büro- und Dienstleistungsgebäude gebaut, einen Teil der Fläche hat Investor Dr. Bodo Brandts zurückgegeben. Gemeinsam wollen er und die WEG das gesamte Areal vermarkten, so die Auskunft der Wirtschaftsentwicklung.

Mehr zum Thema

Längst schlägt sich der Mangel an vermarktbarer Fläche im tatsächlichen Umsatz nieder. Im vergangenen Jahr wurden lediglich 54.000 m2 Grund und Boden verkauft oder vermietet; so wenig wie schon lange nicht mehr (Grafik). Anbieten kann die WEG interessierten Firmen momentan nur noch wenige Areale; vor allem in den Gewerbegebieten Gerthe-Süd und Lothringen. Elf Firmen haben sich Grund und Boden neu in Bochum gesichert. Insgesamt haben 32 Unternehmen Flächen gekauft oder gemietet. Dazu gehört z. B. ein Tochterunternehmen des japanischen Wärmepumpenkonzerns Daikin. 8000 m2 Gelände hat sich die DMT Gesellschaft und Bildung, die Trägergesellschaft des Deutschen Bergbaumuseums gesichert, die an der Wattenscheider Straße ein Forschungsgebäude und ein Lager für das Museum errichtet. Verlagert haben ihre Standorte die Innolectric AG sowie das Traditionsunternehmen Schrauben und Draht.

Alte Industrieflächen müssen erst aufbereitet werden

Zwar stehen mittelfristig voraussichtlich wieder Flächen von nennenswerter Größe zur Verfügung, so etwa an der Prinz-Regent-Straße und im Neuen Bahnhofsquartier Wattenscheid. Bis sich dort aber tatsächlich Firmen ansiedeln und damit neue Arbeitsplätze entstehen, wird noch einige Zeit verstreichen. Zuerst müssen die ehemaligen Industrieflächen saniert und aufbereitet werden; ebenso wie sechs weitere Gebiete, die die WEG als Entwicklungsflächen ausgemacht hat. Bis Ende 2025, so Beeck, sollen die ersten Bebauungspläne vorliegen. Erst danach kann die Vermarktung beginnen.