Bochum. Großer Unmut herrscht unter Anwohnern zweier Straßen, an denen viele Pkw beschädigt wurden. Sie fühlen sich im Stich gelassen.

Auch nach der vorübergehenden Festnahme eines 32-jährigen Mannes, der im dringenden Verdacht steht, in einer Serie fremde Autos in Bochum-Hofstede demoliert zu haben, herrscht unter Anwohnern weiterhin große Sorge. „Die Leute haben Angst“, sagt ein Bewohner – weil der Tatverdächtige erneut zuschlagen könnte.

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Er und weitere Nachbarn fühlen sich im Stich gelassen von der Polizei und Stadt. „Es fühlt sich schlecht an, zuschauen zu müssen, wie jemand solche Straftaten begehen kann, ohne rechtliche Konsequenzen. Das erschüttert mich in meinem Rechtsempfinden“, sagt eine betroffene Anwohnerin.

„Vom Fenster gesehen, wie er in ein Auto reingetreten hat“

Am Abend des 30. April wurden an der Bergmannstraße in Hofstede die Spiegel von fünf Autos abgetreten. Dringend tatverdächtig ist laut Polizei ein 32-jähriger Mann, der in einer städtischen Unterkunft für wohnungslose Menschen und Flüchtlinge ganz in der Nähe an der Herzogstraße lebt. „Ich habe vom Fenster aus gesehen, wie er in ein Auto reingetreten hat“, berichtet ein Anwohner.

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Mehrere Nachbarn seien auf die Straße gelaufen: „Stopp! Stehenbleiben!“, hätten sie gerufen. Er sei aber einfach weitergegangen, habe „nur gelächelt“, weil die Bürger ihn nicht am Demolieren gehindert hätten, und gesagt: „Ihr dürft nichts machen. Was wollt Ihr von mir?“

Eines der an der Herzogstraße in Bochum beschädigten Autos: Frontscheibe eingeschlagen.
Eines der an der Herzogstraße in Bochum beschädigten Autos: Frontscheibe eingeschlagen. © WAZ

Die alarmierte Polizei Polizei nahm den 32-Jährigen wenige Augenblicke später in Tatortnähe fest. Sie brachte ihn in eine psychiatrische Klinik, denn er habe gesagt, dass er Stimmen gehört habe, die ihm die Taten befohlen hätten.

Ein Anwohner hatte allerdings nicht den Eindruck, dass der Beschuldigte nicht Herr seiner Sinne oder desorientiert gewesen sei. Während der Taten habe er zum Beispiel an seinem Handy über Bluetooth Musik gehört.

Einkaufswagen in den fließenden Verkehr geworfen

Der 32-Jährige ist an der Bergmannstraße kein Unbekannter. Zwei Anwohner berichten, dass er am 5. Januar an der Herzogstraße einen Einkaufswagen vor ihr fahrendes Auto geworfen habe. Eine Notbremsung habe auf der Gegenspur geendet, wo glücklicherweise kein anderes Auto entgegengekommen sei. Der Täter habe ihnen dann den „Stinkefinger“ gezeigt. „Wir müssen uns viel gefallen lassen, wirklich viel“, sagt eine betroffene Anwohnerin. Die alarmierte Polizei habe gesagt, den Mann bereits zu kennen, dann aber nie wieder etwas von sich hören lassen.

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Nur drei Tage später habe der 32-Jährige Mülltonnen in den Verkehr geworfen. „Ich habe ihn zu 100 Prozent erkannt“, sagt ein Anwohner. Nachbarn und Müllwerker hätten den Abfall aufgesammelt. Die Polizei hätte den Vorfall abgetan nach dem Motto: Ist ja jetzt wieder in Ordnung.

Eine Anwohnerin hat sich an die Stadt als Eigentümerin der Unterkunft an der Herzogstraße gewandt mit der Bitte um Abhilfe. Diese verweist an die Polizei und Justiz und den kommunalen Ordnungsdienst. „Jeder sagt, er hat für uns Verständnis, aber niemand fühlt sich dafür zuständig, das abzustellen“, so die Anwohner. Und weiter: „Die Akzeptanz zu der Unterkunft schwindet mit jeder weiteren Straftat.“

Auch Sachbeschädigungen an der Herzogstraße

Auf WAZ-Anfrage konnte die Polizei nicht sagen, ob der 32-Jährige wieder aus der Klinik entlassen worden sei. Zeugen zufolge wurde er aber wieder in Hofstede gesehen. Deshalb kehrt wohl vorerst keine Ruhe in der Nachbarschaft ein, denn es gab vorher schon weitere Sachbeschädigungen an Pkw im Umfeld der Unterkunft. Zuletzt wurden am 25. April die Scheiben zweier geparkter Pkw an der Herzogstraße zerstört.

Die Beschädigungen gibt es schon länger“, sagt eine Anwohnerin der Herzogstraße, deren Familie zu den Geschädigten gehört. „Es gibt Zeiten, in denen es besser ist, dann häuft es sich wieder. Von meiner Nachbarin weiß ich, dass bei ihrer Tochter um Ostern herum der Spiegel abgebrochen wurde, die anderen Nachbarn hatten auf jeden Fall vor Ostern Beschädigungen.“

Auch dafür kommt laut Polizei der 32-Jährige als Täter in Betracht.

Elf Autos in der Bochumer Innenstadt demoliert

Einen ähnlichen Fall von Vandalismus gab es am 13. April in der Innenstadt. Auch hier ist ein dringend Tatverdächtiger (40) in eine psychiatrische Klinik gebracht worden, aus der er aber längst wieder entlassen wurde.

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Im Bereich des Musikforums soll der Bochumer an sieben Fahrzeugen die Scheibenwischer verdreht und abgeknickt haben. „An einem Pkw ist hierdurch sogar die Heckscheibe geborsten“, so die Polizei mit.

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Der Randalierer sei dann in Richtung Springerplatz gegangen, wo er auf der Annastraße vier weitere Autos auf dieselbe Art beschädigt haben soll. Die Polizei, die einen Diensthund einsetzte, fasste den Bochumer am Tatort.

Ein Polizeisprecher zur WAZ: „Wir gehen davon aus, dass beide Beschuldigte für eine ganze Menge anderer gleichgelagerter Taten in Frage kommen.“ Geschädigte sollten weiterhin jeden Fall anzeigen.