Bochum. Die Neuauflage des Streetfood-Marktes „Food Lovers“ auf dem Gelände von Fiege war ein Erfolg. Einer der Foodtrucks war besonders beliebt.

Der Kamera-Mann hat das Handy gezückt, die Kamera läuft. Ahmed Sharif (40) schiebt die Sandwiches in den Toaster, verteilt das Rindfleisch auf dem Grill. Ein junger Mann hält das fertige Pastrami-Sandwich vor dem Food-Truck währenddessen schon in der Hand. Noch vor dem ersten Bissen kommt die Frage, die Ahmed an diesem Wochenende noch häufig hören wird. „Hey, können wir noch ein Foto machen?“ Ahmed Sharif ist bei seinen Fans als „Sharo45“ bekannt. Mit seinen Videos auf Youtube, Instagram und Tiktok erreicht er mehrere 100.000 Menschen.

Sharo45 und Veranstalter Max Sollmann (v.l.) posieren in Bochum mit dem Pastrami-Sandwich.
Sharo45 und Veranstalter Max Sollmann (v.l.) posieren in Bochum mit dem Pastrami-Sandwich. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Auf dem Streetfood-Markt „Food Lovers“ auf dem Gelände der Fiege-Brauerei ist Ahmed Sharif mit seinem „Beast Kitchen“ ohne Zweifel der heimliche Star. Dabei war es alles andere als vorgezeichnet, dass der gebürtige Gladbecker einmal als Koch-Influencer sein eigenes Unternehmen mit sechs Angestellten führt.

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Bochum kennt der heute 40-Jährige ganz gut. Sechs Jahre lang saß er in der Krümmede im Gefängnis. „Haus 2 war ich.“ Das Gericht hatte ihn verurteilt, weil er rund 570 Kilogramm Cannabis über die holländische Grenze geschmuggelt hatte. Nicht das erste Mal, dass Ahmed Sharif Ärger mit dem Gesetz hatte: Der gelernte Maurer prügelte sich auf einer Baustelle, landete deshalb zum ersten Mal im Knast.

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Wie es dazu kam? Zu der Gewalt, den Drogen? Das erzählt er seinen Fans auf Youtube. „Ich hatte eine schwierige Kindheit“, fasst er kurz zusammen. Sein Blick huscht zum Foodtruck hinüber. Die Ehefrau hat Kunden und Pastrami-Sandwiches im Griff.

„Kochen ist das neue Feiern!“
Ahmed Sharif

„Ich habe das Kochen schon immer geliebt. Aber zu Milieu-Zeiten war das schwierig, das galt aus uncool“, erzählt der 40-Jährige. „Als ich dann aus dem Gefängnis kam, hab ich die Hosen dann runtergelassen.“

Mehrere Tausend Besucherinnen und Besucher waren beim Streetfood-Markt bei Fiege in Bochum.
Mehrere Tausend Besucherinnen und Besucher waren beim Streetfood-Markt bei Fiege in Bochum. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Als Bodybuilder probierte sich Ahmed an ersten Videos, bis er schließlich auch erste Koch-Videos veröffentlicht. „Kochen ist das neue Feiern!“ Er wolle der jüngeren Generation das Kochen näher bringen, sie dafür begeistern. „Die wissen doch oft nicht einmal mehr, was eine Artischocke ist.“ Aber es geht nicht nur um knusprige Halal-Ente oder Döner-Tests. Regelmäßig trifft Ahmed Sharif auch Gäste, die er interviewt.

Zufrieden mit der Resonanz: Veranstalter Max Sollmann.
Zufrieden mit der Resonanz: Veranstalter Max Sollmann. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Streetfood-Markt bei Fiege in Bochum: Veranstalter zeigt sich zufrieden

2023 sei ein schwieriges Jahr für ihn gewesen. Nachdem er in den sozialen Medien einen Salafisten interviewt hatte, erhielt er Morddrohungen. „Das war sehr schwierig für uns alle.“ Mit seiner Frau hat Ahmed zwei Kinder. „Das war natürlich dann besonders belastend für alle. Wir haben uns dann zurückgezogen und einmal durchgeatmet. Jetzt sind wir wieder zurück.“ Offensichtlich mit Erfolg: Fans pilgern 300 Kilometer, um ein Pastrami-Sandwich ihres Idols kaufen zu können – gemeinsames Selfie inklusive.

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Und auch die übrigen Stände des Streetfood-Marktes sind gut besucht. Chips am Spieß, Pulled Pork Burger, Kuchen. Organisator Max Sollmann zeigt sich zufrieden. Vor acht Jahren hatte den ersten „Food-Lover-Markt“ bei Fiege organisiert. Nach einer kleinen Pause wegen der Corona-Pandemie und zwischenzeitlich sinkendem Interesse an Streetfood ist er nun zurück in Bochum. Wie es weitergeht? „Wir können uns durchaus vorstellen, wieder regelmäßiger in Bochum zu sein.“

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