Bochum. . Ernst Kratzsch ist tot. Der Architekt war von 2006 bis 2014 Stadtbaurat in Bochum. Mit seinem Namen verbunden bleibt der Gesundheitscampus.
„Die Politik denkt viel konservativer als die Verwaltung.“ Nicht nur zu seinem Abschied in einem großen Interview mit dieser Zeitung bewies Ernst Kratzsch Haltung. So sehr ihm sein SPD-Parteibuch bei seiner Wahl im Dezember 2006 zum Stadtbaurat geholfen haben mag, so wenig verstand er sich als Parteisoldat.
Und seine Arbeit richtete der in Münster geborene Kratzsch schon gar nicht allein an sozialdemokratischen Wünschen aus. 2014 führte das schließlich zum Bruch mit der rot-grünen Koalition in Bochum, die ihm die Wiederwahl verweigerte.
Grüner als die Grünen
Kratzsch, der, so oft es ging, mit dem Rad ins Rathaus fuhr, hatte sich häufig vergeblich für den Ausbau des Bochumer Radwegenetzes engagiert – und war damit vermutlich grüner als die Grünen, die das Thema jahrelang aus den Augen verloren hatten.
„Es gibt in Bochum eine tief verwurzelte Einstellung zur Mobilität, die durch den Autoverkehr geprägt ist. Wir haben bislang in Sachen Radwege viel zu wenig erreicht. Städte wie Essen und Dortmund zeigen, was man machen kann“, kritisierte Kratzsch 2014.
Kulturhauptstadt 2010
Nicht nur den Ausbau der Radinfrastruktur hätte Kratzsch in Bochum gern erfolgreicher vorangetrieben, sondern sicher auch die Bauarbeiten zu Musikforum und Justizforum bis zum Ende begleitet.
Mit seinem Namen verbunden bleiben in Bochum aber nicht nur diese Großprojekte, sondern insbesondere auch die Entwicklung des Gesundheitscampus, die Farbgestaltung an der A40, der Platz des europäischen Versprechens und das Thema Kulturhauptstadt 2010.
Der promovierte Architekt Ernst Kratzsch ist am Samstag nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 66 Jahren in Rheine gestorben.