Bochum. Mit einem Neubau für 500 Beschäftigte auf Mark 51/7 setzt der IT-Sicherheitsspezialist Etas auf die Kompetenz in der Region. Er gilt als Pionier.
Opel und Bochum, das gehörte 50 Jahre lang untrennbar zusammen – bis dann doch die Trennung kam. Heute sind es andere Weltkonzerne, die mit der Stadt verbunden sind: Volkswagen und Bosch. Die Schwaben sind am Freitag sesshaft in Bochum geworden. Auf Mark 51/7, dem früheren Opel-Werk im Stadtteil Laer, haben sie offiziell ihr Hauptquartier für Cybersicherheit eröffnet – eine Millioneninvestition mit Langzeitcharakter.
Etas baut Hauptquartier in Bochum, die Rede ist von einem „perfekten Umfeld“
„Mit unserem neuen Standort setzen wir ein klares Zeichen für die Zukunftssicherheit und unser Engagement in der Region“, sagt Nicolet Eglseder, Geschäftsführerin Finanzen von Etas; einem 100-prozentigen Bosch-Tochterunternehmen mit insgesamt etwa 2300 Beschäftigten und einem „führenden Anbieter für Lösungen rund um die Entwicklung automobiler Software“, so Eglseder. Mark 51/7 bilde das „perfekte Umfeld“ für ihr Unternehmen.
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++
500 Arbeitsplätze fasst das viergeschossige, trapezförmige Gebäude entlang der Robert-Bosch-Straße. Als Bochum 2018 die Straßennamen in dem Innovationsquartier vergeben hat, zollte es dem Bosch-Gründer u.a. wegen dessen sozialen Engagements Anerkennung. Außerdem, so hieß es, unterstreiche Boschs Gründergeist die internationale Ausrichtung von Mark 51/7.
Bochums Oberbürgermeister Eiskirch bezeichnet Etas als „Pionier“
Ausgeprägte Sparsamkeit und Gemächlichkeit wird den Schwaben nachgesagt. Beides lässt sich in Bochum – mit Abstrichen – belegen. Denn: Es sei gar nicht so einfach gewesen, das Mutterunternehmen von einer Investition im Ruhrgebiet zu überzeugen, so ein Insider. Und: „Es war ein langer Weg und hat länger gedauert als fünf Jahre“, so Etas-Standortleiter Christopher Paul, wobei nicht zuletzt auch „globale Ereignisse“ ihren Anteil daran hatten. Ein paar Monate wird es auch noch dauern, bis das komplette Gebäude fertiggestellt ist.
Gleichwohl spielen Bosch und Etas bei dem rasanten Umbau des Opel-Werks in einen Hotspot für Wirtschaft und Wissenschaft eine besondere Rolle. „Etas ist so etwas wie Pionier in diesem Innovationsquartier“, sagt Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Als 2018 Stadt und Unternehmen die entscheidenden Gespräche über die Ansiedlung geführt haben, standen noch Teile des alten Autowerks, darunter die mit 95.000 m2 größte Halle.
Diese Texte haben viele Menschen interessiert
- Säureangriff in Bochum: „Hätt‘ jeder von uns sein können“
- Bombendrohung in Bochumer Sparkasse: Angeklagter verurteilt
- „Wir zahlen nicht!“: Streit um Zäune bei Bochum Total
- Bochum Total 2024: Was man vor dem Start wissen muss
Etas will softwaredefinierte Fahrzeuge mitentwickeln
„Heute sind wir ausverkauft“, so Eiskirch. Fünf Forschungseinrichtungen und 28 Unternehmen haben sich angesiedelt. Und: „Es werden deutlich mehr als 10.000 Arbeitsplätze hier entstehen.“ Fast das Vierfache dessen, „was am Ende der Autoproduktion noch hier war.“ Als im Dezember 2014 der letzte Opel Zafira in Laer vom Band lief, waren noch zwischen 2500 und 3000 Menschen im damaligen Werk I beschäftigt. Vergangenheit.
- Zehn Jahre nach Opel-Aus: So hat sich das Quartier gewandelt
- „Spitzenforschung ist für uns absoluter Raketentreibstoff“
- Warum Bochumer Start-Ups internationale Investoren anlocken
- IT-Sicherheit statt Autoproduktion: Bochum erfindet sich neu
- Escrypt erobert von Bochum aus die Auto-Welt
„Ich finde es super, dass wir hier den historischen Faden des ehemaligen Automobilstandorts aufgreifen und weiterspinnen“, so Nicolet Eglseder. Die Zukunft aus Sicht der Etas sieht so aus: „Unser Ziel ist es, das softwaredefinierte Fahrzeug mitzuentwickeln.“ Dafür hat ihr Unternehmen 2022 eine Allianz geschmiedet, bei dem auch ein Nachbar eine Rolle spielt: Bosch und die VW-Softwaretochter Cariad, zu der das am anderen Ende von Mark 51/7 beheimatete Bochumer Unternehmen Volkswagen Infotainment gehört, wollen gemeinsam Funktionen für selbstfahrende Autos entwickeln. Schon Anfang 2022 haben sie dazu eine Partnerschaft vereinbart.
Ein Teil der Entwicklungsarbeit des Softwarespezialisten Etas wird auf Mark 51/7 erledigt. Und das buchstäblich mit Knowhow made in Bochum. Denn: Zum Unternehmen gehört seit 2012 ein vor 20 Jahren aus der Ruhr-Universität gegründetes Start-Up namens Escrypt, das mittlerweile nicht mehr eigenständig ist, sondern 2022 in Etas aufgegangen ist. Zu den Gästen der Eröffnungsfeier am Freitag gehörte Prof. Christof Paar, einer der Escrypt-Gründer.
Demnächst werden er und seine früheren Arbeitskollegen Nachbarn auf Mark 51/7. Denn: Nur einen Steinwurf vom Etas-Hauptquartier entfernt wird das Max-Planck-Institut für Sicherheit und Privatsphäre gebaut, dessen Gründungsdirektor Paar ist. Beides gehört zu der beeindruckenden Ansammlung von Firmen und Einrichtungen, die, so OB Eiskirch, ein „Ökosystem“ bilden, „in dem man voneinander lernen und sich austauschen kann“.
Auch das war offenbar ein gewichtiger Grund für die Schwaben, im Ruhrgebiet zu investieren. „Wir haben in der nächsten Umgebung Zugang für ganz viele Talente in der Softwareentwicklung und wir erhoffen uns guten Zulauf“, sagt Etas-Chefin Eglseder.
500 Arbeitsplätze
In knapp drei Jahren ist auf dem 8.200 m² großen Grundstück auf Mark 51/7 ein vierstöckiges Gebäude mit Büro- und Nutzfläche von mehr als 10.000 m² entstanden. Auf den vier Büroetagen finden jeweils bis zu 125 Mitarbeitende Platz. 120 Frauen und Männer arbeiten dort momentan bereits für Etas, weitere 40 in drei weiteren Bosch-Tochterunternehmen.
Der neue Standort ermögliche Etas ideale Bedingungen für interdisziplinäre Forschung und Entwicklung und fördert die Zusammenarbeit mit akademischen Partnern, um den Technologietransfer weiter zu intensivieren“, so das Unternehmen.