Bochum. Nach einem Flächentausch mit dem Eisenbahnzulieferer BVV reißt die Stadt Bochum alte Industriehallen ab. Sie braucht Platz für neues Gewerbe.

Neu gebaut werden soll in Bochum, falls möglich, auf bereits genutzten Flächen. Das gilt besonders für Industrie- und Gewerbeansiedlungen. Nach dem Flächentausch der Stadt mit dem Eisenbahnzulieferer BVV vor fast vier Jahren auf einem riesigen Industrieareal an der Alleestraße, Bochum hat damals 14.300 m2 Fläche übernommen, wird jetzt buchstäblich der Boden für ein neues Gewerbegebiet bereitet. Doch das wird teuer.

Abbruch, Sanierung und Erschließung kosten Bochum etwa 20 Millionen Euro

Etwa 20 Millionen Euro kostet es nach Schätzungen der Verwaltung, gut zwei Dutzend alte Industriehallen abzureißen, den Boden zu sanieren und ein etwa 43.000 m2 großes Gelände baureif vorzubereiten. Die erste Etappe ist dabei fast bewältigt. In den vergangenen Monaten hat das Abbruchunternehmen Heermann aus dem münsterländischen Gescher bereits 17 Industriehallen und Nebengebäude abgerissen, zuvor wurden Schadstoffe ausgebaut. „Die Dekontamination rückgebauter Stahlträger und deren Abtransport wird voraussichtlich bis Mitte Mai abgeschlossen sein“, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger.

Derweil wird die zweite Etappe der Abbrucharbeiten vorbereitet. Die Stadt hat den Rückbau von Hallen mit einer Grundfläche von 8700 m2 ausgeschrieben. Zu dem noch zu vergebenen Auftrag gehört auch, nach dem Rückbau der weiteren Hallenbereiche einige offene Giebelwände zu schließen. Denn: Der BVV wird Teile der Industriehallen weiterhin nutzen (Grafik). Mitte 2025 soll dieser Abschnitt der Arbeiten erledigt sein.

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Mit etwa 250 Tonnen belastetes Holz sei zu rechnen; außerdem u.a. mit jeweils vier Tonnen Asbest und Bitumgemische und drei Tonnen PCB. Zu den ungefährlichen Abfällen gehören u.a. etwa 8500 Tonnen Bauschutt. Abtransportiert wird das gesamte Material im laufenden Werksbetrieb über das Gelände der BVV und der Gußstahlstraße.

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Alte Industriegebäude sind mit Asbest, PCB und PAK belastet

Voruntersuchungen geben einen Hinweis darauf, mit welchen Schadstoffen das Abrissunternehmen zu rechnen hat: Asbesthaltige Fensterkitte, Dachbahnen und Brandschutzeinrichtungen, mit künstlichen Mineralfasern (KFM) versetzte Bauteile, mit Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) versehene Dachbahnen und außerdem belastetes Altholz. Der von früheren industriellen Nutzungen belastete Boden bleibt von den Arbeiten erst einmal fast unberührt, heißt es. Vorgesehen sind lediglich Rodungsarbeiten. 95 Prozent der zugewachsenen Flächen seien bestückt mit Birken, Pioniergehölzen und Fliederbüschen. Erst im Zuge der Baureifmachung werde dann auch der Boden saniert. Dazu müsse noch ein Sanierungsplan erstellt werden. Voraussichtlich werde der Boden ausgehoben und durch „unbelastete Materialien“ ausgetauscht, so Stadtsprecher Sprenger.

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Bis das gesamte Areal gesäubert und für Neubauten vorbereitet ist, werden allerdings noch einige Jahre ins Land gehen. Die Stadt kündigt außerdem einen Bebauungsplan an und rechnet derzeit damit, dass sich nach der Sanierung, der Erschließung und der Erteilung von Baugenehmigungen etwa von Jahr 2032 erste Firmen ansiedeln können. Die Zufahrt zum künftigen Gewerbegebiet „erscheint nur über die Anbindung Gußstahlstraße möglich“, so der Stadtsprecher.

Derweil hoffen Anwohner, dass mit der Erschließung auch einer neuer Zugang zum nahen Westpark möglich wird. Die Stadt schließt das nicht aus.

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