Bochum. In einigen Jahren entsteht nahe der City von Bochum ein Gewerbegebiet. Noch wird geplant. Dabei spielt ein Trampelpfad eine spannende Rolle.
Anwohner im Nordwesten der Innenstadt von Bochum haben es vielleicht gehört, zu sehen ist nur etwas für Passanten, die sich abseits der üblichen Wege bewegen: Drüben, jenseits der Bahngleise und des Industriewalds, haben Abbrucharbeiten auf dem ehemaligen Gelände des Eisenbahnzulieferers Bochumer Verein Verkehrstechnik (BVV) begonnen. In einigen Jahren soll dort ein Gewebegebiet entstehen – und vielleicht noch ein wenig mehr.
Flächentausch zwischen Bochum und Unternehmen schafft neue Möglichkeiten
Bernd Baumhold jedenfalls macht sich schon geraumer Zeit seine Gedanken über das Potenzial des Geländes. Im nördlichen Bereich, da wo mehrere, seit Jahren nicht mehr genutzte Schienenstränge verlaufen und sich die Natur nach und nach das Gelände zurückerobert, bliebe „noch reichlich Platz, um eine historische Wegeverbindung zumindest für Fußgänger und Radfahrer wieder herzustellen und einen zusätzlichen Zugang zum Westpark zu schaffen“, sagt der Bochumer. Anschließen könnte diese Strecke an das bereits existierende Fuß- und Radwegenetz im Park und Richtung Erzbahntrasse (Grafik).
„Der Westpark ist heute für die Bewohnerinnen und Bewohner des Gleisdreiecks allein über die Alleestraße erreichbar. Eine zusätzliche Anbindung vom Rathaus über die Windmühlenstraße, den Imbuschplatz und die Klosterstraße wäre nicht nur die kürzeste und ungefährlichste Verbindung mit dem Westpark, sondern würde auch den Freizeitwert der nordwestlichen Innenstadt deutlich erhöhen“, so Baumhold. Einst verlief die frühere Präsidentstraße als Verlängerung der Klosterstraße entlang der Zeche Präsident bis zur Gahlensche Straße.
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Stadt hält offiziellen Weg zwischen Innenstadt und Westpark für wünschenswert
Tatsächlich existiert eine Verbindung schon jetzt; gleichwohl nicht als offizieller Weg, sondern als Trampelpfad für Abenteurer, Partyvolk und ortskundige Spaziergänger, die nicht selten beim Gassigehen mit dem Hund dort unterwegs sind.
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Der Haken daran: Wer das Gelände queren will, der muss eine Eisenbahnlinie, die frühere Abellio-Strecke, passieren. Gleichwohl ist es kein unüberwindbares Hindernis. Bernd Baumhold hat sich jedenfalls schon vor geraumer Zeit an die Stadt gewandt und angefragt, ob sie daran denke, dort einen offiziellen Weg zu bauen. „In der Tat ist eine solche Verbindung auch aus Sicht der Stadtentwicklung durchaus wünschenswert“, hieß es damals. Deshalb behalte das Amt für Stadtplanung und Wohnen das Thema auch weiterhin im Blick. „Im Zuge des von Ihnen aufgegriffenen Flächentauschs hat unser Amt deshalb sich ausdrücklich dafür eingesetzt, dass eine solche Wegbeziehung in Zukunft realisiert werden kann.“
Passanten müssen eine Bahnstrecke queren
Eine konkrete Umsetzung sei noch nicht absehbar, „da der Bochumer Verein seine Betriebsabläufe umorganisieren und einige Baumaßnahmen durchführen möchte“. Tatsächlich hat das Unternehmen in der Vergangenheit erwogen, einen früher bereits genutzten Gleisanschluss an sein Firmengelände zu reaktivieren. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund hatte es eine große Fläche mit der Stadt getauscht.
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Auch aktuell ist das Interesse an einem Weg nördlich des früheren Industriegeländes der Stadt noch groß. „Eine Anbindung für Fußgänger und Radfahrer über die Bahntrasse im Bereich Klosterstraße/ Malteserstraße wäre aus Sicht der Stadtentwicklung wünschenswert“, heißt es auf Anfrage dieser Redaktion. „Zum einen, um eine Verbindung zwischen Innenstadt und Westpark herzustellen, zum anderen, um die Erschließungsqualität der neuen Nutzung auf dem Areal deutlich zu verbessern.“ Alles Weitere müsse im Rahmen weiterer Planung geprüft werden. Eine Einschränkung gibt es aber offenbar: „Die Schaffung eines ebenerdigen Bahnübergangs erscheint derzeit nicht möglich“, heißt es. Damit blieben zwei Optionen übrig: eine Brücke oder ein Tunnel.