Bochum. Bis Ende Juni wird ein Parkplatz in einem Bochumer Stadtteil umgebaut, danach sind es einige Plätze weniger. Die Stimmung vor Ort ist angespannt.

Geschäftiges Treiben herrscht am Donnerstagvormittag auf dem Park- und Marktplatz Am Poter in Bochum-Linden. Die Stellplätze sind wie immer voll belegt, auch auf dem Wochenmarkt ist allerhand los. Obst, Kartoffeln, Eier oder Fisch: Die Lindener decken sich hier gern mit den wichtigsten Lebensmitteln ein und halten nebenbei noch ein angeregtes Schwätzchen: übers Wetter, über die letzte, böse Pleite des VfL – und natürlich über den nahenden Umbau ihres Parkplatzes, mittlerweile das Gesprächsthema Nummer eins. So manchem steigt dabei die Zornesröte ins Gesicht.

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Umbau eines Marktplatzes in Bochum sorgt für Unmut

„Wie soll das funktionieren?“, fragt ein Händler, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „42 Parkplätze weniger? Für uns eine Katastrophe.“ In der Tat sind die Pläne der Stadt, den großflächigen Park- und Marktplatz direkt neben der Hattinger Straße in den nächsten Monaten grundlegend umzugestalten, durchaus ambitioniert.

Der Stand von Fischfeinkost Schwirske ist auf dem Wochenmarkt in Bochum-Linden eine feste Institution. Mitarbeitern Susanne Hendrich sieht den geplanten Umbau des Parkplatzes kritisch.
Der Stand von Fischfeinkost Schwirske ist auf dem Wochenmarkt in Bochum-Linden eine feste Institution. Mitarbeitern Susanne Hendrich sieht den geplanten Umbau des Parkplatzes kritisch. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Weil Baumwurzeln das Pflaster der Stellplätze beschädigt und hochgedrückt haben, bilden sich auf dem Parkplatz größere Pfützen – das Wasser kann nicht ablaufen, was auch den Marktbetrieb erheblich beeinträchtige, so die Stadtverwaltung. So sollen die Wurzeln künftig mehr Platz zur Ausbreitung bekommen, was zur Folge hat: Die Grünstreifen werden verbreitert, der Parkplatz wird neu gepflastert. Bislang gibt es hier 269 Stellplätze auf drei Ebenen. Am Ende der Baumaßnahmen, die bis Ende Juni dauern sollen, dürften es 42 weniger sein.

Viele Markthändler sehen den Umbau kritisch

„Das finde ich nicht in Ordnung“, sagt Burghild Harbecke, die regelmäßig auf dem Wochenmarkt einkaufen geht. „Der Parkraum ist in Linden ohnehin sehr knapp. Schon morgens um neun Uhr ist hier rappelvoll.“ Gerade die Anwohner, die in den engen Seitenstraßen Am Poter und in der Nöckerstraße wohnen, hätten darunter zu leiden. „Der Parkplatz ist ständig überfüllt, weil es in der Nähe kaum vernünftige Alternativen gibt.“ Statt mit dem Auto fährt Burghild Harbecke schon länger mit der Bahn zum Markt: „Dann brauche ich nicht zu suchen.“ Dass die Bäume durch den Umbau geschützt werden, hält sie allerdings für sinnvoll.

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Auch die Händler sehen die Umgestaltung des Marktplatzes kritisch. Zweimal die Woche (Donnerstag und Samstag) erfreut sich der Lindener Wochenmarkt großer Beliebtheit. „Jetzt werden unsere Stände während der Baumaßnahmen auf die letzte Parkebene ganz nach unten verlegt“, erzählt Susanne Hendrich von Fischfeinkost Schwirske.

Sollen sich die Leute ihre Autos in die Tasche stecken?
Günter Perlitz von Kartoffeln Sieg kritisiert den Wegfall vieler Parkplätze

Ihre Befürchtung: Viele Kunden könnten dann Mühe haben, ihren Stand überhaupt noch zu finden. „Das hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben“, erzählt sie. „Wenn man auch nur zehn Meter woanders als normalerweise üblich steht, dann sehen einen die Leute schon nicht mehr.“ Viele Marktbesucher würden eben von der Gewohnheit getrieben.

Samet Gündogdu (links) und sein Kollege vom Hof Vechtels sind mit ihrem Obst- und Gemüsestand zum ersten Mal auf dem Wochenmarkt in Bochum-Linden.
Samet Gündogdu (links) und sein Kollege vom Hof Vechtels sind mit ihrem Obst- und Gemüsestand zum ersten Mal auf dem Wochenmarkt in Bochum-Linden. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Günter Perlitz von Kartoffeln Sieg steht seit 37 Jahren auf dem Lindener Marktplatz und beobachtet die aktuelle Lage mit Sorge. „Weniger Parkplätze nützen niemandem“, sagt er. „Sollen sich die Leute ihre Autos in die Tasche stecken?“ Gerade die Älteren hätten Mühe, ihre schweren Einkaufstaschen mit Bus und Bahn nach Hause zu bekommen. Daneben sieht er noch ein ganz anderes Manko: die fehlenden Toiletten. „Hier gibt es für uns nicht mal ein Waschbecken, um sich die Hände zu waschen.“

Richtig gut ist die Stimmung eigentlich nur am Obst- und Gemüsestand des Hofs Vechtels aus dem Kreis Gütersloh: „Wir sind zum ersten Mal hier auf dem Markt“, sagt Samet Gündogdu. „Die Kunden sind nett, die Atmosphäre ist gut. Es ist wirklich schön hier.“

Umbau des Marktplatzes verzögert sich

Ursprünglich hätte der Umbau des Markt- und Parkplatzes Am Poter in Bochum-Linden schon am Dienstag, 9. April, starten sollen. Jetzt soll es voraussichtlich nächste Woche losgehen: „Die Firma hatte bei einem anderen Auftrag Verspätung und kann erst in der kommenden Woche beginnen“, erklärt Stadtsprecher Thomas Sprenger die leichte Verzögerung.

Der Wochenmarkt in Linden ist geöffnet: donnerstags von 8 bis 13 Uhr, samstags von 8 bis 14 Uhr.