Bochum. Anfang der Woche schien es, als sei das Kakerlaken-Problem an einer Bochumer Grundschule beseitigt. Jetzt ist klar: Alles dauert deutlich länger.
Die mehr als 400 Kinder der Grundschule Leithe in Bochum-Wattenscheid können vorerst nicht zurück in ihre Schule. Das von Kakerlaken befallene und seit Anfang der Woche gesperrte Hauptgebäude an der Schulstraße bleibt noch für zunächst zwei weitere Wochen geschlossen. Solange wird es nach Einschätzung der Schädlingsbekämpfer mindestens dauern, bis der Schabenbefall beseitigt ist.
Die meisten Kinder ziehen vorübergehend zur Feldsieper Schule um
Daher werden die meisten Schülerinnen und Schüler in den nächsten Wochen in den früheren Räumen der Feldsieper Schule in Hamme unterrichtet. Die Klassen 2, 3 und 4 werden vorübergehend dorthin umziehen. Mit Bussen werden die Kinder morgens um 7.30 Uhr von Wattenscheid nach Hamme gefahren und um 12.30 Uhr wieder zurückgebracht.
Am Donnerstag und Freitag waren bereits die Zweit- und Drittklässler zur Feldsieper Straße gebracht worden, für die Viertklässler wurde Homeschooling organisiert. Nun werden auch sie zum Unterricht in die andere Schule gefahren.
Vier Klassenräume sind von Kakerlaken befallen
Die mit der Schädlingsbekämpfung beauftragte Firma hat nach Auskunft der Stadt den Kakerlaken-Befall mittlerweile genau eingrenzen können. „Es sind vier zusammenhängende Klassenräume betroffen; zwei nebeneinander sowie zwei weitere nebeneinander und im Flur genau darüber liegende Zimmer“, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger. Dort würden wie schon in den vergangenen Tagen Fressfallen mit Gift aufgestellt sowie Gift versprüht, „das für die Schaben tödlich, aber für Menschen ungefährlich ist“. Das Gift sei mikroverkapselt und wirke erst beim Kontakt mit den Schaben, so der Sprecher. Alle anderen, bislang nachweisbar nicht befallenen Bereiche der Schule werden weiterhin ständig kontrolliert, heißt es.
Die Stadt kündigt außerdem noch „bauliche Maßnahmen“ im Schulgebäude an; „Versiegelungen“, um den Lebensraum der Schädlinge zu zerstören. Nach zwei, drei Wochen „könnte es sein, dass der Schädlingsbefall dann erledigt ist“, so Stadtsprecher Sprenger. Dann müsse neu bewertet werden, wie es weitergeht.
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Der Schädlingsbefall an der Grundschule Leithe in Bochum-Wattenscheid hat sich damit längst als größeres Problem entpuppt. Hieß es am Montag bei der Stadtverwaltung noch, der Befall sei im Griff, zog sie am Dienstag die Notbremse. Sie hat das von Kakerlaken befallene Hauptgebäude geschlossen, „um die Schädlinge intensiv, wirksam und dauerhaft zu bekämpfen“, wie es in einer Mitteilung heißt. Auch im Schulausschuss kam das Thema zur Sprache.
Als Glücksfall hat sich erwiesen, dass die Räume an der Feldspieler Schule zur Verfügung stehen. Die alten Klassen der Grundschule, die mittlerweile in einen Neubau gezogen ist, sollen saniert und dann von der Gesamtschule Mitte genutzt werden. Kurzfristig mussten nun 13 Schulräume mit Möbeln ausgestattet sowie die technische Ausstattung u.a. für das Sekretariat organisiert werden.
Umzugspläne wurden kurzfristig wieder geändert
Im Zuge dessen überschlugen sich am Mittwoch noch die Nachrichten. In einem Schreiben hatten Stadt und kommissarische Schulleitung am späten Nachmittag die Eltern über die Modalitäten des Schülertransports informiert. Zweit- und Drittklässler sollen demnach um 7.30 Uhr zur Feldsieper Straße nach Hamme gebracht und von um 12.30 Uhr wieder zurück nach Wattenscheid gefahren werden.
Noch am frühen Nachmittag hatte es geheißen, Erst- und Zweitklässler würden weiter an der Schulstraße unterrichtet. Und: Dritt- und Viertklässler wichen an die Feldsieper Straße aus. Dieser Plan wurde am späten Nachmittag wieder geändert.
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Am Dienstag war der Schädlingsbefall in der Grundschule auch ein Thema im Schulausschuss. „Obwohl keine unmittelbare Gesundheitsgefährdung besteht, ist klar, dass Schabenbefall in einem städtischen Schulgebäude auf keinen Fall geduldet wird“, so Schuldezernent Dietmar Dieckmann. Für Mittwoch hatte er eine Notbetreuung in den OGS-Räumen und Container angekündigt.
Schulausschussvorsitzender spricht von einem „unappetitlichen Thema“
Wann das Hauptgebäude der Grundschule an der Schulstraße in Leithe wieder genutzt werden kann, ist derweil unklar. Der Ausschussvorsitzende Ernst Steinbach (SPD) spricht von einem „unappetitlichen Thema“. Er hoffe, dass in spätestens drei Wochen das Problem behoben sei.
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Stadt informierte Eltern am Dienstag in zwei Schreiben
Bei den Zentralen Diensten, beim Gesundheitsamt und bei weiteren Stellen der Stadtverwaltung hatten am Dienstagmorgen zahlreiche besorgte Eltern angerufen.
In zwei Schreiben, die noch am Dienstag, an die Eltern geschickt wurden, würden sowohl die Situation und die getroffenen Maßnahmen erklärt als auch Hinweise für den „wenig wahrscheinlichen Fall“, wie es heißt, gegeben, dass Kinder Schädlinge aus der Schule mit nach Hause tragen. Im Schulausschuss war die Rede von „präventiven Informationen“.
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Stadt Bochum räumt Kommunikationsfehler ein
Am vergangenen Freitag hatte die Schule darüber informiert, dass das Gebäude von Schädlingen befallen ist und der Unterricht am Montag ausfällt. „Die Schule bleibt auf Entscheidung der kommissarischen Schulleitung hin am Montag geschlossen“, hatte Stadtsprecher Peter van Dyk auf Anfrage dieser Redaktion gesagt. Und: „Es geht um die Waldschabe. Deshalb findet eine Schädlingsbekämpfungsmaßnahme statt.“
In beiden Fällen musste sich die Stadt am Montag korrigieren, die Rede war von einem Kommunikationsfehler. Tatsächlich sei, so van Dyk, auch die Schulaufsicht der Stadt am Freitag in die Entscheidung mit einbezogen worden, die Schule zu schließen. Und: Es handele sich bei dem Schädling nicht um die Waldschabe, sondern um die Deutsche Schabe, auch als Kakerlake bekannt. Einen Tag vor dem Beginn der Osterferien hatten die Eltern von dem Schädlingsbefall erfahren.
„Käfer“ im Klassenraum im September
Eine Info aus dem Herbst 2023 sorgt bei den Eltern angesichts des aktuellen Schädlingsbefalls für weitere Verunsicherung: Am 21. September sei sie per Mail informiert worden, dass in einem Klassenraum „ein großer Käfer gesehen“ worden sei, „der einer Kakerlake ähnelte“, berichtet eine Mutter. In dem Schreiben, das die WAZ einsehen konnte, heißt es weiter, dass der Hausmeister das Tier „als Waldschabe identifiziert“ habe: „Dieser Käfer ist harmlos.“
Nachdem auch Ende vergangener Woche zunächst von Waldschaben die Rede war, hegen Eltern Zweifel. Sie fürchten, dass das Kakerlaken-Problem bereits länger besteht.