Bochum. Den Vorort wieder beleben, das plant eine Initiative in Bochum. Die Idee: Ein Feierabendmarkt mit historischem Ambiente. Woran es bisher hakt.
Ob der Moltkemarkt oder der Feierabendmarkt in Linden: Wo es sie gibt, sind Feierabendmärkte gefragt. Auch für Bochum-Stiepel gibt es schon lange die Idee, einen regionalen Versorgungsmarkt aufzuziehen. Denn bislang sei der Ortsteil unterversorgt, sagt Claus-Jürgen Giwer. Gemeinsam mit Rita Jobs und Jörg Große Munkenbeck aus dem Heimatverein hat er die „Initiative Dorfmarkt Stiepel“ gegründet. Vor einem Jahr stellte das Trio Pläne vor, einen Feierabendmarkt zu etablieren. Nun versucht die Initiative einen dritten Anlauf.
Stiepeler Feierabendmarkt: Warum es ihn braucht
Der Hintergrund: Obwohl Stiepel der flächenmäßig größte Stadtteil ist, gibt es dort nur einen Supermarkt an der Kemnader Straße. In Stiepel-Dorf sei es noch katastrophaler, die Versorgungssituation defizitär, sagt Rita Jobs. Derzeit werde der Masterplan Einzelhandel in den politischen Gremien neu beraten, um die Einkaufssituation zu verändern. Die Initiative möchte genau da ansetzen. Für Stiepel sei das überfällig.
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Ein Feierabendmarkt soll die Defizite in der Versorgung in Stiepel verbessern, so Jobs. Die Idee bestehe bereits seit 2020, musste wegen Corona aber pausieren. Im Jahr 2023 wurde sie dann wieder belebt, inklusive Gespräche mit dem Ordnungsamt, der Bezirksvertretung und dem Bezirksbürgermeister.
Das Problem ist die Standortsuche
Doch woran sind die Pläne bislang gescheitert? Derzeit hängt das Projekt vor allem an der Suche nach Standorten in Stiepel. Das Problem: „Es gibt eben keine!“, sagt Rita Jobs. Verschiedene Orte waren in der Vergangenheit bereits im Gespräch.
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Zunächst war der Markt auf dem Parkplatz unterhalb der Dorfkirche (Gräfin-Imma-Straße) angedacht. Nun werde der Standort an der Nettelbeckstraße vor der Trauerhalle des Friedhofs geprüft. Eine kleine Gemeindebedarfsfläche würde sich dort anbieten, so Giwer. Doch auch die Stadt habe Interesse an dem Platz gezeigt. Außerdem liege die Fläche nah an einer Wohnbebauung.
Kloster in Stiepel: „Mein Herz schlägt für den Standort“
Als weiterer Standort kommen die Parkflächen unterhalb des Klosters der Zisterzienser in Stiepel infrage. Dieser habe einige Vorteile, die einem Feierabendmarkt zugutekämen: zwei Gastronomien im Umfeld und das Kloster als mögliche Kooperationspartner, genügend Parkflächen, die den Durchgangsverkehr nicht stören, keine unmittelbare Wohnbebauung und Möglichkeiten, den Markt zu erweitern. Der große Nachteil: Das Kloster liegt recht außerhalb.
Doch die historische Kulisse spreche für sich. „Mein Herz schlägt für den Standort“, sagt Rita Jobs. Längerfristig könne über einen Shuttle-Dienst nachgedacht werden, um die Lage auszugleichen. Denn ansonsten sei das Kloster ein „idealer Standort“.
Der Feierabendmarkt in Stiepel soll ökologisch ausgerichtet sein
Beratend unterstützt wurde die Initiative durch Bochum Marketing, die Erfahrungen von dem Feierabendmarkt in Linden geteilt hat. Pressesprecher Felix Kannengießer stellt aber klar, dass es „beim Feierabendmarkt in Stiepel keine offizielle Beteiligung“ gibt.
Mitunter aus den Inspirationen von beliebten Bochumer Märkten speist sich die Vorstellung des Trios, wie der Markt aussehen könnte: Einmal im Monat sollen regionale Erzeuger ihre Produkte anbieten – Obst und Gemüse, Kräuter und Blumen, Backwaren, Fleisch, Käse, Eier, Marmeladen. „Es ist uns wichtig, dass der Markt ökologisch ausgerichtet ist und wir regionale, saisonale Produkte anbieten“, sagt Jobs, weitgehend biologisch, müll- und plastikfrei soll er sein. Auch Fingerfood, ein Bier- und Weinstand seien denkbar.
Durch Jörg Große Munkenbeck, selber Landwirt und Teil des Trios, bestehen gute Kontakte zu regionalen Erzeugern. Das könnte die Suche nach Händlerinnen und Händlern erleichtern. Sollte der Markt gut laufen und Interesse an einem regelmäßigeren Angebot bestehen, könnte der Markt auch zweimal im Monat oder sogar wöchentlich stattfinden. Das seien aber Zukunftsfragen.
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Schon 2025 könnten die ersten regionalen Produkte über die Verkaufstresen der Marktstände gehen: „Nächstes Jahr zur Pflanzperiode zu dieser Zeit hätten wir ihn schon gerne“, sagt Rita Jobs. Das Trio hofft auch auf finanzielle Unterstützung durch die Bezirksvertretung Süd.
Feierabendmarkt als sozialer Treffpunkt
Neben der Versorgung sei auch der Treffpunkt-Charakter eines abendlichen Marktes wichtig – ein Begegnungsort. Denn davon gebe es in Stiepel kaum noch welche, viel Gastronomie habe mittlerweile geschlossen. „Die Stiepeler treffen sich gern, feiern gern, auch rustikal“, sagt Jobs.
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Die Reaktionen der Stiepeler und Stiepelerinnen seien weiterhin positiv, erzählt Jobs. „Ich werde bei Rewe angesprochen und gefragt, wann der Markt kommt.“ Auch Giwer nimmt das Bedürfnis nach einem Dorfmarkt wahr: „Viele Stiepeler wünschen sich einen Feierabendmarkt, ähnlich wie in Hattingen.“
Trotz der bisherigen Rückschläge ist Rita Jobs optimistisch, dass es bald einen Feierabendmarkt in Stiepel geben wird: „Das ist der dritte Anlauf. Jetzt wird es auch gelingen.“