Bochum. Klaus Schmitt (73) soll sein Geburtshaus verlassen. Die Stadt Bochum will es abreißen lassen. Warum nicht sanieren?, fragen kritische Bürger.
Die Fronten sind verhärtet. Die Stadt Bochum will fünf abbruchreife Häuser an der Kohlenstraße in Stahlhausen abreißen lassen. Der letzte Mieter Klaus Schmitt (73) weigert sich aber beharrlich, sein Geburtshaus zu verlassen. Beide Seiten wähnen sich im Recht.
Stadtbaurat antwortet im Rat auf kritische Fragen der Bürger
Die Stadt pocht dabei vor allem auf die juristische Seite des Falls. Sie hat als Eigentümerin der Gebäude eine Zwangsräumung erwirkt. Die sollte eigentlich schon Anfang März erfolgen, wurde aber um einen Monat verschoben.
Das Argument der Verwaltung, die Gebäude seien mit wirtschaftlich vertretbaren Mitteln nicht mehr zu sanieren, ist aus Sicht des Unterstützerkreises von Klaus Schmitt nicht nachvollziehbar. Außerdem stünden die Häuser in einem Mischgebiet, das ausdrücklich auch Wohnen zulasse. Und, was besonders schwer wiege: Mit dem Riss würde Bochum 25 Wohnungen verlieren. „Wo wird dafür Ersatz geschaffen?, fragt Andrea Wirtz vom Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung am Donnerstag im Rahmen einer Einwohnerfragestunde im Rat.
Stadt will neue Gewerbeflächen schaffen
„Ja“, bestätigt Stadtbaurat Markus Bradtke. „Die Häuser liegen in einem Mischgebiet.“ Allerdings hätten sich die Maßstäbe im Laufe der Zeit verschoben. Aus Sicht der Stadt sei an dieser Stelle direkt neben der A448 eine gewerbliche Nutzung richtig. Ob unmittelbar nach dem Auszug von Klaus Schmitt aus dem Haus mit der Nummer 153 die gesamte Häuserzeile abgerissen werde, ließ Bradtke offen. „Das geschieht dann, wenn die sicherheits- und baurechtlichen Voraussetzungen dafür erfüllt sind.“
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Den Vorwurf, die Stadt habe ihre eigenen Häuser teilweise 30 Jahre lang leer stehen und mutwillig verfallen lassen, hat er zurückgewiesen. Zwischen 1965 und 2012 seien die Gebäude treuhänderisch von einer Wohnungsgesellschaft verwaltet worden.
Bezahlbarer Wohnraum: Stadtbaurat verweist auf VBW-Projekte
Drei der fünf Häuser seien seit den frühen 1960er Jahren in Besitz der Stadt: die Hausnummer 135 seit 1961, die 139 seit 1962 und die 137 seit 1963. Die Häuser mit den Nummer 143 und 145 gehören Bochum seit 2007.
Sollten sie abgerissen werden, würde aus Sicht der Kritiker weiterer bezahlbarer Wohnraum fehlen. Der Baurat hält dagegen, es sei vor allem die stadteigene VBW, die den Bau von Sozialwohnungen vorantreibe. Sie habe den größten Teil von 200 neu geschaffenen Sozialwohnungen errichtet.