Bochum. Unterricht fällt aus, Familien kommen in Zeitnot: Die Beschwerden über eine Bus-Firma häufen sich in Bochum. Das sagen Schulen und Eltern.
Dieser Artikel ist zuerst am 7. März erschienen. Die Stadt Bochum hat dem Busunternehmen Meobus am 15. März gekündigt.
Wieder einmal stehen die Schülerinnen und Schüler der Realschule in Höntrop draußen und warten. Eigentlich sollten die Sechstklässler längst auf dem Weg ins rund zweieinhalb Kilometer entfernte Schwimmbad sein. Doch der Bus kommt nicht.
Wartezeiten von 15 Minuten oder mehr seien keine Ausnahme. „Wenn der Bus 20 Minuten zu spät kommt, müssen wir abwägen, ob es sich überhaupt noch lohnt, zu fahren“, schildert Lehrer Bijan Rahimipour. Denn die Wasserzeit beträgt selbst bei einem pünktlichen Bus nur rund 35 Minuten.
Bus kommt zu spät: Bochumer Schüler müssen auf Schwimmunterricht verzichten
„Wenn der Bus dann deutlich zu spät kommt, fällt der Schwimmunterricht aus und wir müssen spontan theoretische Unterrichtsinhalte generieren“, ergänzt Schulleiterin Ursula Tetzlaff. Das sei problematisch, weil viele Kinder nicht schwimmen könnten und der Unterricht in der Schule die einzige Möglichkeit sei, das Schwimmen zu lernen.
- 3000 Schüler in Bochum werden wöchentlich von einem Essener Busunternehmen befördert. Die Probleme häufen sich. Gibt es jetzt Konsequenzen? Das sagt die Stadt.
Während der Wartezeiten seien die Lehrkräfte damit beschäftigt, den Frust der Schülerinnen und Schüler aufzufangen, gleichzeitig telefoniere man unzählige Male mit dem Busunternehmen und werde immer wieder aufs Neue vertröstet.
„Bei den Rückfahrten ist es häufiger vorgekommen, dass sich der Bus deutlich über 30 Minuten verspätet hatte, sodass der Anschlussunterricht ausgefallen ist. Im tiefsten Winter sind auch schon Rekordverspätungen in Höhe von 60 bis 70 Minuten aufgestellt worden, während derer alle sehr gefroren haben“, erzählt Tetzlaff weiter.
Essener Busunternehmen befördert mehr als 3000 Kinder in Bochum
Seit dem Schuljahr 2022/23 fährt das Unternehmen Mesenhohl die Kinder der Realschule Höntrop, aktuell sind es drei Schulklassen. Laut Stadt Bochum werden pro Woche über 3000 Schülerinnen und Schüler von der Firma mit Sitz in Essen befördert.
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Auf eine Anfrage der WAZ Bochum, wie es zu den Problemen kommt, hat das Busunternehmen nicht reagiert.
Dabei häufen sich die Beschwerden. Erst im Februar kam es zu zwei Vorfällen auf der A40 in Bochum. Einmal brannte ein Schulbus, in dem sich zu dem Zeitpunkt keine Kinder befanden, voll aus. Eine Woche später mussten 25 Kinder auf der Autobahn aus dem Bus in Sicherheit gebracht werden. Grund war ein technischer Defekt.
Eltern aus Bochum sorgen sich um ihre Kinder
Daraufhin wandte sich Özlem Keser, Mutter einer betroffenen Viertklässlerin, an die WAZ. „Wir machen uns große Sorgen“, erklärte sie. „Wir haben Angst um unsere Kinder“, sagte eine andere Mutter. Beide Kinder besuchen die Else-Hirsch-Schule. Jeden Morgen werden die Kinder abgeholt und am Nachmittag wieder von der Förderschule nach Hause gebracht. Dieser Schülerspezialverkehr wird auch von den Schülerinnen und Schülern der Brüder-Grimm-Schule genutzt.
„Es gab noch nie so viele Probleme wie aktuell“, berichtet Christiane Wasserloos , erste Vorsitzende der Schulpflegschaft. Erst Anfang der Woche sei ihr Sohn, der die dritte Klasse besucht, fast eine halbe Stunde zu spät abgeholt worden. „Da habe ich auch gesagt, das geht nicht“, so Wasserloos. Sie habe deswegen beinahe einen wichtigen Termin verpasst.
Busunternehmen reagiere desinteressiert
Auch auf dem Rückweg würden die Kinder immer wieder viel zu spät nach Hause gebracht. „Mein Sohn muss zur Physio, das musste ich nun schon zweimal verschieben.“ Die Mutter habe daraufhin bei Mesenhohl angerufen, die Reaktion habe sie jedoch als sehr desinteressiert empfunden.
„Der Wunsch der Eltern wäre ein neues Busunternehmen“, macht Wasserloos klar. „Ich bin alleinerziehend, ich muss mich doch darauf verlassen können“, sagt sie.