Bochum. „Wir steuern auf eine Bildungskatastrophe zu“, mahnen Schüler aus Bochum an und gehen auf die Straße. Welche Dinge an Schulen schlief laufen.

„Jetzt ist eine Grenze erreicht, wir müssen etwas verändern“, sagt Neele Uhlenbruch. Die 16-Jährige geht in Bochum zur Schule, ebenso wie Lukas Horstmann-Hartung (18). Die beiden wollen laut werden, zusammen mit weiteren Schülerinnen und Schülern. Sie rufen auf zum Bildungsprotest, gemeinsam mit der Bezirksschüler*innenvertretung (BSV).

Neele und Lukas sind Vertreterin und Vertreter der BSV in Bochum. Beide haben klare Wünsche, was die Zukunft der Schulen in Bochum betrifft und was sich ändern sollte. Die BSV schließt sich damit den Forderungen ihres Landesverbands an, die in fünf Punkte gegliedert sind.

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An manchen Schulen in Bochum fallen ganze Tage aus, weil Lehrkräfte fehlen

Doppelt so viele Lehrkräfte, halbe Klassen, heißt eine der fünf Forderungen. Nur so könne individuell auf die Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern eingegangen werden. „Es zeigt sich gerade, wie groß der Lehrkräftemangel ist“, schildert Neele. „An Bochumer Schulen fallen teils ganze Tage aus.“

Ebenso fordert die BSV eine Reduzierung von Stress und Leistungsdruck. „Die mentale Gesundheit leidet aktuell extrem“, sagt Neele. Das liege auch am starken Druck durch viele Klausurphasen in der Oberstufe. „Das macht total viel mit Schüler*innen.“ Eine Rolle spiele zudem Corona beziehungsweise dessen Nachwirkung. Lukas erklärt: „Der Unterrichtsstoff muss nachgeholt werden, uns fehlen zwei Jahre. Viele Leute haben zwar das Schuljahr bestanden, doch trotzdem fehlt ihnen vieles an Wissen.“

Neue Prüfungsformate, weniger Leistungsdruck?

Reduziert werden könnten Stress und Leistungsdruck zum Beispiel durch zeitgemäße und neu strukturierte Prüfungsformate. „Es ist uns wichtig, dass frühzeitig über mentale Gesundheit gesprochen wird, um Bewusstsein und Verständnis für diese Themen zu fördern“, heißt es. Die Schülerinnen und Schüler wünschen sich ausreichende Pausen in einer erholsamen Umgebung mit gesunder, ausgewogener und kostenloser Verpflegung an jeder Schule.

Was sie außerdem fordern: mehr Geld für die Schulen, genauer gesagt ein Sondervermögen von 10 Milliarden Euro für NRW: „Um die dringend notwendige Renovierung von Schulgebäuden und die moderne technische Ausstattung zu finanzieren.“ Da wäre zum Beispiel die Toilettensituation an den Schulen in Bochum. „Sie sind zum Teil stark sanierungsbedürftig“, sagt Lukas. Eine sofortige Renovierung und Modernisierung der Schulen sei notwendig.

Beteiligung an allen schulischen Entscheidungen

Auch die Digitalisierung an den Schulen müsse weiter vorangetrieben werden. „Die Stadt Bochum ist da aktuell schon auf einem guten Weg“, sagt Lukas, der beispielsweise auf Tablets anspielt, mit denen die Schulen ausgestattet wurden. Doch Lehrkräfte müssten ebenfalls besser fortgebildet werden. „Auf meiner alten Schule war ich derjenige, der das HDMI-Kabel anschließen musste.“

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Die Mitbestimmung bei allen Entscheidungen ist der fünfte Punkt, den die Gruppe für die Zukunft der Schulen fordert. „Schüler*innen müssen bei allen schulischen Entscheidungen beteiligt werden“, heißt es. Beispielsweise die Kommunikation zwischen Schülerschaft und Schulleitungen sei an manchen Schulen eine Katastrophe, schildert Neele, die die Matthias-Claudius-Schule besucht.

Auch an weiteren Punkten hapere es in Bochum. Immer wieder gebe es diskriminierende Situationen an Schulen, ob Klassifizierung oder Queerfeindlichkeit. Zudem bereite die Schule junge Menschen nicht auf das weitere Leben vor. „Ich weiß nicht, wie ich eine Steuererklärung mache, was ich bei einer Versicherung beachten soll“, so Lukas. Auch hier seien die Schulen in der Pflicht.

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Bildungsprotest – Bochumer Schüler gehen auf die Straße

Lukas, Neele und die anderen Schülerinnen und Schüler, die sich in der BSV in Bochum engagieren, hoffen, dass zeitnah etwas passiert. Deswegen rufen sie zum Bildungsprotest auf. „Die Idee kam vom Landesvorstand“, so Neele. Seit rund vier Monaten laufen auch in Bochum die Planungen. „Wir sind mit dem aktuellen Bildungssystem nicht zufrieden. Es gibt erhebliche Mängel, auf die wir hinweisen wollen“, so Lukas.

Die BSV Bochum plant den Bildungsprotest gemeinsam mit Fridays for Future Bochum für Mittwoch, 13. März. Die Demonstration startet um 15 Uhr am Bochumer Hauptbahnhof. Auch die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft in Bochum unterstütze den Protest, heißt es in der Ankündigung. Mehr Informationen zur Bezirksschüler*innenvertretung und der geplanten Demonstration gibt es im Internet unter https://bezirks-sv-bochum.de/bildungsprotest/