Bochum. Jean-Pascal Lohof erfüllt als Bochumer Karnevalsprinz den Wunsch seines verstorbenen Vaters. Er tritt in große Fußstapfen. Keine leichte Aufgabe.
„Er ist immer bei uns – und fehlt trotzdem“: Jean-Pascal Lohof erlebt es bei Veranstaltungen immer wieder. Inmitten des jecken Trubels denkt er an seinen Vater. „Dann brauch‘ ich zwei, drei Minuten nur für mich, ehe es weitergeht“, sagt der 36-Jährige. Der Sohn von Bernd Lohof erfüllt in diesen Wochen Vaters letzten Wunsch. Als Prinz Karneval verbreitet er Frohsinn. Auch und gerade in traurigen Momente ist er sicher: Papa hat es gewollt. Genau so.
Karneval in Bochum: Festausschuss-Präsident starb 2023
Für den Bochumer Karneval war es ein Schock, als Bernd Lohof nach kurzer, schwerer Krankheit im August 2023 im Alter von 67 Jahren starb. 20 Jahre stand der Rechtsanwalt an der Spitze des Festausschusses, war mit seiner Frau Petra als Geschäftsführerin Motor und Seele der Narretei. Hinter den Kulissen zog er die Strippen, im leidenschaftlichen Bemühen, das Brauchtum am Leben zu halten. Auf der Bühne gab er dem Karneval Gesicht und Stimme: kraftvoll, glaubwürdig, sich selbst und den organisierten Frohsinn dabei nie zu ernst nehmend.
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In dieser Session ist es Jean-Pascal, der in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Wie Papa von 1997 bis 1999 schwingt er als erster Bochumer Karnevalsprinz seit 13 Jahren das Zepter. Er möge diesen Traum unbedingt wahr machen, egal was passiert, hatte Bernd Lohof seinem Stammhalter kurz vor dem Tod auf den Weg gegeben. Mach‘ ich, versprach Jean-Pascal. Und hält Wort.
Prinzenpaar: Wir werden oft in den Arm genommen
An der Seite von Prinzessin Julia I. (Klimczok) hat Pascal I. inzwischen etliche Termine absolviert, vom närrischen Landtag in Düsseldorf bis zu Gastspielen in Altenheimen, vom Seniorenkarneval mit 500 Besuchern im Ruhrcongress bis zum Kinderprinzentreffen mit 17 Nachwuchsregenten in der Stadtwerke-Lounge des Vonovia Ruhrstadions (wo ausgerechnet der Bochumer Kinderprinz Jann I. als Gastgeber mit 40 Grad Fieber fehlte).
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Gelingt ihm der Spagat zwischen Man Tau und Melancholie, zwischen Helau und Herzschmerz? „Ja, auch wenn‘s nicht leicht ist“, sagt Lohof im WAZ-Gespräch. Nicht nur die Familie gebe ihm Kraft. „Wo wir auch hinkommen, werden wir in den Arm genommen, liebevoll gedrückt und darin bestärkt, dass es die richtige Entscheidung war. Manchmal gibt‘s auch Tränen“, ergänzt Petra Lohof.
Biwak in der Innenstadt und Rathaussturm am Rosenmontag
Mag sein, dass sich manche(r) denkt: Wie kann man nur, so kurz nach dem schrecklichen Verlust, mutmaßt Petra Lohof. „Aber wir erleben nur positive Reaktionen. Immer wieder hören wir: Gut, dass ihr das trotzdem durchzieht“, bekräftigt Jean-Pascal, der wie sein Vater Rechtsanwalt ist und aktuell Nachtschichten einlegt, um das berufliche Pensum halbwegs zu bewältigen.
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Das dürfte in den nächsten Tagen noch schwieriger werden. Denn der Karneval startet in die heiße Phase. Der Kalender des Stadtprinzenpaares ist prall gefüllt, in Bochum u.a. mit dem Biwak am Samstag (10.) ab 11.11 Uhr auf dem Dr.-Ruer-Platz, dem Rathaussturm am Rosenmontag (12.) ab 10.11 Uhr im Ratssaal und dem großen Umzug in Linden am Nachmittag. Schlusspunkt: die Bacchus-Beerdigung der „Schlappen Lappen“ am Veilchendienstag.
Zweite Amtszeit soll in der Session 2024/25 folgen
Doch nach dem Karneval ist vor dem Karneval. Mit Julia strebt Jean-Pascal Lohof in der Session 2024/25 eine zweite Amtszeit an: „Wir hätten große Lust!“ Ob er in diesem Frühjahr als Nachfolger seines Vaters auch das derzeit vakante Präsidentenamt im Festausschuss anstrebt, lässt er noch offen, sagt nur: „Ich müsste ja erst gewählt werden“ und „Es wäre mir eine große Ehre.“ Und weiß doch genau: Papa hätte es gewollt. Genau so.