Bochum. Essensreste, Sperrgut, Ratten: In Bochum ärgern sich Anwohner über überfüllte Müllplätze. Wie Eigentümer Vonovia das Problem lösen will.
Wer von der Essener Straße in Bochum-Weitmar in die Ahbachstraße einbiegt, dem kommt der Müll oft schon entgegen. Neben den Tonnen stapeln sich blaue und schwarze Säcke, Abfall liegt auf dem Boden verteilt, die Tonnen quellen über. Für die Anwohner an der Ahbachstraße ist das eine Belastung. Sie sorgen sich um die Siedlung und wissen nicht mehr weiter.
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Die Mülltonnen gehören zu Vonovia-Miethäusern an der Essener Straße. „Seit drei Jahren ist das hier schon so“, sagt Bärbel König. Die Bochumerin ist eine von vielen verzweifelten Bewohnern der Ahbachstraße. Sie haben seit Jahren mit dem Problem zu tun, schreiben abwechselnd an die Stadt, den Umweltservice Bochum (USB) und die Hauseigentümer, versuchen, etwas zu verändern.
Dutzende Anrufe und Briefe hätten die Anwohner schon geschrieben
Die Rede ist von Mietern, die ihre Tonnen überfüllen und daneben Sperrmüll und große Abfallsäcke ablegen. Von Vögeln, die diesen Müll aus den Tonnen ziehen und auf der Ahbachstraße verteilen. Von Ratten, die durch Vorgärten huschen oder tot auf dem Gehweg liegen. Als Freunde zu Besuch gekommen seien, hätten sie gefragt: „Wohnt ihr an der Müllhalde?“, erinnert sich Anwohner Günter Sylla.
Die Geschichte der Bewohner der Ahbachstraße ist eine Geschichte von verschiedenen Zuständigkeiten, von dutzenden Anrufen und Briefen, von verzweifelten Anwohnern. Sie ist eine Geschichte von Menschen, denen ihre Siedlung am Herzen liegt. „Wir möchten doch nur, dass wir gehört werden. Wie sollen wir denn noch vorgehen?“, fragt Bärbel König.
Anwohner kritisieren: Vonovia kümmere sich nicht um die Müllplätze
Schlimm sei die Müllsituation in den vergangenen Jahren immer gewesen. „Eine Zeit lang konnten wir aber zumindest einen Hausmeister erreichen“, schildert König. Er habe sich um die Miethäuser gekümmert. Früher habe Vonovia als Eigentümer dort Zettel aufgehängt, auf denen das Unternehmen in verschiedenen Sprachen erklärt habe, wie die Mieter ihren Müll entsorgen müssten.
Mittlerweile sei das anders. „Vonovia ist das egal“, mutmaßt Anwohnerin Anke Steinau. „Die wissen das und sagen: ‚Das ist unser Sorgenprojekt.‘“ Zu den vermüllten Plätzen komme es immer wieder, weil Vonovia die Mieter nicht aufkläre, vermutet Steinau. „Sie geben sich nicht die Mühe, ihnen das zu zeigen.“ Steinau und die Nachbarn hätten sich regelmäßig an Vonovia gewandt und Fotos geschickt, aber nichts sei passiert. Steinau allein habe das mindestens 15 Mal gemacht. „Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen.“
Laut den Anwohnern sind die Mülltonnen groß genug
Im Mai 2020 haben die Nachbarn einen Brief mit Fotos an den Oberbürgermeister geschickt, in dem sie das Problem schildern. 17 Anwohnerfamilien der Ahbachstraße haben unterschrieben. Die Stadt habe sich dann regelmäßig gekümmert. Die Situation sei besser geworden, aber nur für eine begrenzte Zeit. „Seit einem halben bis Dreivierteljahr ist es wieder schlimmer“, sagt Thorsten König.
An zu kleinen Mülltonnen liegt das laut den Anwohnern nicht. „Früher hatte das Haus zwei Tonnen, heute sind es fünf und es liegt Müll daneben. Das passt vom Verhältnis her nicht“, sagt Anke Steinau. Abgesehen von Hausmüll lägen dort mittlerweile Glas, Möbel und Säcke voller Imbiss-Abfälle. „Es wird immer schlimmer“, klagt Steinau. „Das sind auf jeden Fall essbare Sachen, weil Ratten und Elstern das sehr gerne mögen“, ergänzt Thorsten König.
Vonovia kläre Mieter mit Flyern auf
Der USB leere die Tonnen alle zwei Wochen. Auch ihm sei das Problem an der Essener Straße bekannt. „Unseren Mitarbeitern fällt regelmäßig auf, dass Müllbehälter überfüllt oder falsch befüllt sind“, sagt Pressesprecher Jörn Denhard. Der USB habe Vonovia daher darum gebeten, das Volumen der Tonnen zu erhöhen. Das habe das Wohnungsunternehmen umgesetzt. „An der Gesamtsituation hat das aber wenig geändert“, sagt Denhard. Vonovia habe deswegen angekündigt, den Platz von Grund auf umgestalten zu wollen.
Vonovia sei das Problem an den Miethäusern in der Essener Straße bewusst. Das Unternehmen kläre dazu mit Flyern in verschiedenen Sprachen auf und appelliere an ihre Mieter. Zudem stehe es im Austausch mit der Stadt Bochum und dem USB. Dass sich Vonovia nicht kümmere, könne Pressesprecherin Bettina Benner daher so nicht stehen lassen. „Wir sind bei dem Thema Müll und Müllentsorgung immer sehr schnell aktiv.“
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Ein Objektbetreuer kontrolliere die Häuser und Müllplätze einmal pro Woche. „Sofern es unordentlich ist, räumt er selbstverständlich auf“, betont Benner. Bei Missständen beauftrage der Betreuer, dass die Plätze gereinigt werden. Dass zwischen Auftrag und Umsetzung oft einige Tage lägen, lasse sich „aufgrund von Auslastungen“ nicht vermeiden. Ab dieser Woche wechsele Vonovia zudem den Dienstleister, der sich um die Häuser kümmere. Darüber hinaus prüfe das Unternehmen, inwiefern es den Müllplatz verlegen und erweitern könne.
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