Bochum. „Den ersten Menschen, den ich wiederbeleben musste, vergesse ich nie.“ Der Bochumer Julian Möllenhoff wird Arzt. Reportage zeigt seinen Alltag.
Aus der Universität direkt ins Krankenhaus: Julian Möllenhoff (27) aus Bochum wird Arzt, aktuell macht er seine Facharztausbildung zum Orthopäden und Unfallchirurgen im Bergmannsheil. Eine Reportage des ZDF-Formats 37 Grad hat ihn während seiner ersten Monate begleitet und zeigt seinen Arbeitsalltag. Dieser bringt Dramatik und Dauerstress mit sich bringt, ist aber auch von Enthusiasmus und Leidenschaft geprägt.
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„Den ersten Menschen, den ich wiederbeleben musste, den vergesse ich nie. Das bleibt auf ewig in Erinnerung“, mit diesen Worten von Julian Möllenhoff startet die Reportage. Sein erster Arbeitstag auf der Intensivstation steht an, erklärt die Sprecherin. „Ich bin wahnsinnig aufgeregt, habe die letzte Nacht deutlich weniger geschlafen als sonst, einfach weil auch so viele neue Eindrücke auf einen zukommen“, erklärt der 27-Jährige.
Bochumer Arzt studierte die ersten zwei Jahre in Lettland
Im Frühjahr des vergangenen Jahres war dieser erste Drehtag. Möllenhoff hat zuvor sein Medizin-Studium abgeschlossen, hat zuerst zwei Jahre in Lettland studiert, weil er dort den Platz bekommen hat. „Zum klinischen Studienabschnitt bin ich dann zurück nach Deutschland gewechselt und habe witzigerweise in Bochum einen Platz bekommen“, sagt er im Gespräch mit der WAZ. Der angehende Arzt kommt aus Sprockhövel, Familie und Freunde wohnen also in der Nähe, in Bochum war er während seiner Jugend ohnehin oft.
Während seines Dienstes habe sein Chef ihn gefragt, ob er sich vorstellen könnte, Protagonist einer Fernsehreportage zu sein – das ZDF hatte im Bergmannsheil angefragt. Nach kurzer Bedenkzeit sagt er ja und erfährt erst dann, dass es sich um das Format 37 Grad handelt, das seit 1994 einmal wöchentlich zur Primetime läuft und von Millionen Menschen geschaut wird. „Da habe ich erstmal kurz geschluckt.“ Doch die Dreharbeiten hätten sehr viel Spaß gemacht, das Team – absolute Vollprofis – hätten Druck und Aufregung rausgenommen.
Halbstündige Reportage zeigt den Arbeitsalltag von jungem Bochumer Arzt
Abwechselnd werden in der rund halbstündigen Reportage drei Protagonisten gezeigt. Neben dem Bochumer Julian Möllenhoff auch Jule (26) aus Schwerin, die im vergangenen Jahr das Medizinstudium abgeschlossen und die Ausbildung zur Chirurgin beginnt, sowie die 24-jährige Laura-Muana. Sie hat 2022 ihr letztes Examen an der Hochschule Hannover absolviert und behandelt bereits Patientinnen und Patienten.
An drei Tagen wurde in den vergangenen Monaten in Bochum gedreht. „Einen Fehler zu machen, das ist die größte Angst, die man so hat“, erklärt Julian Möllenhoff an seinem ersten Tag auf der Intensivstation. Quasi ohne Berufserfahrung müssen die jungen Ärztinnen und Ärzte von Anfang an funktionieren – unter Hochdruck, immer im Bewusstsein, dass falsche oder schlechte Entscheidungen dramatische Folgen haben können. So ordnet es die Autorin der Reportage ein.
Erste Nachtschicht – große Verantwortung
Am zweiten Drehtag wird Julian Möllenhoff, der nun schon seit einiger Zeit auf der Intensivstation arbeitet, bei seiner ersten Nachtschicht begleitet. Auch diese beginnt mit Aufregung. „Du bist erstmal ganz alleine für deine acht, neun, zehn Intensivpatienten verantwortlich“, erklärt er. Zwar gebe es einen Oberarzt, den er rufen könne, doch im Notfall müsse er Entscheidungen zuerst allein treffen.
In den darauffolgenden Monaten gibt es immer wieder Notfälle, in denen der Mediziner seine Erfahrungen sammelt, es sind Fälle, die ihn sowohl menschlich als auch fachlich bis aufs Maximum gefordert haben. Die Intensivstation ist die härteste Station für junge Ärztinnen und Ärzte, aber auch die, auf der man wohl am meisten lernt.
Hohe Belastung und Verantwortung für junge Ärztinnen und Ärzte
Am Ende der Reportage resümiert er: „Das ist mein Traumjob, ich würde mich immer wieder dafür entscheiden, aber es ist auch deutlich krasser, als ich es erwartet hätte.“ Wie hoch die Belastung und Verantwortung seien, das erkläre einem in diesem Ausmaß während des Studiums keiner.
Reportage in der ZDF-Mediathek
Die 37°-Reportage „Dienste, Druck und Dauerstress – Junge Docs in der Klinik“ lief bereits im Fernsehen und ist inun n der ZDF-Mediathek zu sehen.
Sie kann über diesen Link https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-dienste-druck-und-dauerstress-100.html aufgerufen werden..
Gewisse Einblicke in die Arbeit als Arzt hat er aber schon früh bekommen, auch sein Vater arbeitet in der Orthopädie und Unfallchirurgie, die Mutter ist Dermatologin. „Ich habe das von Kindesbeinen aufgesogen.“
Facharztausbildung dauert etwa sechs bis sieben Jahre
An seiner Fachrichtung gefällt Julian Möllenhoff die Möglichkeit, den Menschen schnell helfen zu können. „Man hat eine Person, der es sehr schlecht geht, weil sie zum Beispiel ein Bein gebrochen hat oder Schmerzen im Rücken. Im Idealfall läuft es so, dass es der Person nach der OP schnell wieder gut geht und man ihr eine Menge Lebensqualität gibt.“
Ungefähr sechs oder sieben Jahre dauert die Facharztausbildung im Schnitt, Julian Möllenhoff aus Bochum hat etwa die Hälfte hinter sich. Auch später würde er gerne operieren, wohin es für ihn in Zukunft genau geht, das lässt er sich aber noch offen.