Bochum-Langendreer. Seit 25 Jahren verkaufen die Eheleute Kursat in Bochum Lebensmittel. Jetzt aber wollen sie ihren Supermarkt verkaufen. Aus einem traurigen Grund.

Es gehe einfach nicht mehr, sagt Hülya Kursat. Und man sieht ihr den Kummer über die schwere Entscheidung an, die sie und ihr Mann Abdullah getroffen haben. Nach 25 Jahren wollen sie ihren Supermarkt am Alten Bahnhof in Bochum-Langendreerverkaufen. Nicht ganz freiwillig. Die Gesundheit zwinge sie dazu, erklärt Hülya Kursat.

Bochum: Nach 25 Jahren ist Schluss – Supermarkt wird verkauft

Der Umut-Supermarket, benannt nach dem ältesten Sohn der Kursats, ist am Alten Bahnhof eine Institution. Er ist aus der Einkaufsmeile Alte Bahnhofstraße eigentlich nicht wegzudenken. Und er soll ja auch bleiben, wenn es nach den Kursats geht. „Wir suchen jetzt gute Leute, die uns das Interieur abkaufen und den Laden weiterführen“, sagt Hülya Kursat, während sie an der Kasse steht und die Kundschaft bedient.

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Sie muss sich immer wieder abstützen, kann kaum aufrecht stehen. „Der Rücken“, sagt die 48-Jährige. „Ich habe so große Schmerzen, muss operiert werden. Es geht nicht mehr.“ Die viele Arbeit. Morgens um kurz nach vier komme sie in den Laden, um das Brot in Empfang zu nehmen und in den Ofen zu schieben. „Dann gehe ich von fünf bis sechs Uhr nebenan bei der Targo-Bank putzen. Anschließend stehe ich von 6 bis 22 Uhr im Laden.“ Und das Tag für Tag, seit 25 Jahren.

Der Umut-Supermarkt liegt an der Alten Bahnhofstraße 207 in Bochum-Langendreer und bietet in erster Linie türkische Lebensmittel und Spezialitäten.
Der Umut-Supermarkt liegt an der Alten Bahnhofstraße 207 in Bochum-Langendreer und bietet in erster Linie türkische Lebensmittel und Spezialitäten. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Nun mache der Körper nicht mehr mit. Auch bei ihrem Mann nicht, „um den ich mich auch noch kümmern muss“. Ihn, 55 Jahre alt, könne sie nicht allein lassen, sagt Hülya Kursat.

Ihre beiden Söhne, 18 und 22, helfen mit, fahren zum Beispiel zum Großmarkt, um Lebensmittel einzukaufen. Übernehmen wollen die beiden den Supermarkt nicht. „Und das sollen sie auch nicht“, sagt die besorgte Mutter. „Sie sollen sich nicht auch noch ihre Gesundheit ruinieren.“

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Also gibt es für Hülya Kursat nur eine Lösung: Verkaufen. Doch das ist gar nicht so einfach. Im Internet hat sie bei Ebay ein Angebot eingestellt. Die Miete für das Ladenlokal beträgt demnach 925 Euro warm. Der Preis für die Inneneinrichtung (Regale, Kasse, Kühlschränke etc.) ist Verhandlungssache.

Supermarkt-Verkauf: Ein paar Interessenten haben sich schon gemeldet

Ein paar Interessenten hätten auch schon angerufen, berichtet Hülya Kursat. „Doch was die angeboten haben, war eine Frechheit.“ Und so sucht sie weiter nach einem passenden Nachfolger, der bereit ist, für einen fairen Kurs zu übernehmen – und den Supermarkt auch hoffentlich weiterzuführen.

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Das wünscht sich Hülya Kursat im Sinne ihrer vielen Kunden so sehr. „Viele, denen ich davon erzählt habe, sind total traurig“, sagt sie. „Einige hoffen sogar, dass sich kein passender Käufer finden wird – damit wir ihnen erhalten bleiben.“ Das würden sie auch so gerne. Aber Hülya Kursat sagt immer wieder: „Es geht nicht mehr.“

Supermarkt-Verkauf: Vielen Kunden sind traurig

Kundin Annegret Straller wird von der Nachricht, dass die Kursats aufhören wollen, völlig überrascht. „Oh nein“, sagt sie voller Bedauern. „das gibt es doch nicht.“ Aber verwundert ist sie nicht. „Die arbeitet so viel“, sagt sie im Plausch mit Hülya Kursat. „Und sie steht hier immer im kalten Eingang. Das kann auch nicht gut für die Gesundheit sein.“

Annegret Straller gehört zu den vielen Stammkunden, die dem Umut-Supermarket von Beginn an die Treue halten. Sie hat auch schon dort eingekauft, als der Laden noch schräg gegenüber (im ehemaligen „Zwischenfall“-Gebäude) beheimatet war.

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„Die Lage hier am Alten Bahnhof ist super“, sagt Hülya Kursat. „Und auch das Geschäft läuft gut.“ Von daher ist sie guter Dinge, einen passenden Käufer zu finden. Danach will sie sich erstmal um ihre Gesundheit kümmern und dann ganz schnell wieder arbeiten. Nur nicht mehr so viel, so vier, fünf Stunden am Tag, „egal was“. Denn eines wolle sie auch weiterhin vermeiden: „Ich will nicht vom Amt leben.“

Wer Interesse an dem Umut-Supermarket, Alte Bahnhofstraße 207, hat, kann sich mit Hülya Kursat unter Tel. 0163 483 04 04 in Verbindung setzen.