Bochum. Eine frühere Zeche in Bochum wurde eingerüstet – aus Sicherheitsgründen. Tragende Elemente müssen ausgetauscht werden. Doch das dauert.
Seit gut drei Jahren ist der Förderturm der früheren Zeche Robert Müser in Bochum-Werne von einem Gerüst umgeben. Riesige Stahlträger stützen den Giganten, der nicht nur an die Bergbau-Vergangenheit erinnert, sondern auch noch aktiv genutzt wird. Doch der Zahn der Zeit hat an dem Koloss genagt und so muss das fast 60 Meter hohe Konstrukt gesichert werden.
Förderturm in Bochum muss abgestützt werden: Sanierung zieht sich hin
Die Ruhrkohle AG (RAG) will am Schacht Arnold die nicht tadellos aufrechte Haltung des 1928 für das Bergwerk Robert Müser erbaute Fördergerüst korrigieren. Tatsächlich haben Wind und Wetter die Stahlkonstruktion, die ursprünglich nur für 50 Jahre ausgelegt war, sehr geschwächt. „Trotz der Denkmalschutzmaßnahmen hat Korrosion das senkrecht stehende Führungsgerüst in den mittlerweile neun Jahrzehnten so stark geschädigt, dass der zukünftige Betrieb der Anlage laut RAG nicht gewährleistet ist“, teilte Christof Beike von der RAG schon vor drei Jahren mit.
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Doch seither ist nicht viel passiert „auf“ Robert Müser, wie es im Bergmann-Jargon heißt. Aus Kapazitätsgründen auf Seiten von Gutachtern und Behörden sei „die Planung zu Gunsten des Rückzugs aus der Emscherregion zurückgestellt, aktuell aber wieder aufgenommen“ worden, erklärt Beike nun auf erneute WAZ-Anfrage. Hintergrund: Die beiden Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Lippeverband hatten vor zwei Jahren 156 Grundwasser- und Vorflutpumpwerke der RAG übernommen.
An der Sanierung des „grünen Riesen“ von der Brandwacht in Werne hält RAG aber weiter fest. Nicht nur, weil der Förderturm unter Denkmalschutz stehe und als Landmarke zu erhalten sei, so Beike. „Der Standort Robert Müser ist nach wie vor Ewigkeitsstandort und wird mit drei Tauchmotorpumpen betrieben.“ Der Förderturm wird noch von Wartungspersonal für die Pumpen genutzt, die das sich ansammelnde Grubenwasser zutage fördern. Das gleichmäßig warme Wasser wird zum Beheizen umstehender Gebäude genutzt (u. a. Willy-Brandt-Gesamtschule, Von-Waldthausen-Grundschule und Feuerwehr-Hauptwache), bevor es in den Harpener Teich läuft.
Bis zur Reparatur dauert es noch
Doch die Reparatur zieht sich und lässt noch ein bisschen auf sich warten. „Gemäß unserer Planung wird in 2025 die Schachthalle sowie das innere alte Führungsgerüst zurückgebaut und durch ein neues ersetzt, um die Statik des Gerüstes wieder herzustellen“, erklärt RAG-Sprecher Christof Beike. „Dies ist für den zukünftigen Umbau erforderlich. Die Planungen hierzu laufen.“
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Sorgen um die Standfestigkeit des Förderturm brauche sich niemand zu machen. „Das mittels der Baugerüste abgestützte Fördergerüst an Schacht Arnold obliegt einer kontinuierlichen statischen Überwachung“, versichert Beike. „Der Zustand ist somit sicher und verursacht keine Probleme beim Betrieb der Wasserhaltung.“
Wie genau der Zeitplan ab 2025 aussieht, werde noch „im Rahmen der technischen Planung festgelegt“. Auch der Rückbau von Schachthalle und Führungsgerüst müssten noch statisch berechnet werden, „hieraus resultieren die sich anschließenden Bauabläufe“. Während der Sanierung laufe der Pumpbetrieb weiter.
Am 31. März 1968 hatte die Zeche Robert Müser ihren Betrieb eingestellt. Die verbliebenen Bergleute wurden auf andere Schachtanlagen verlegt, einige schulten um oder wechselten zu Opel. Geblieben ist der Förderturm. Das 57 Meter hohe Strebengerüst wurden in den Jahren 1928/1929 erbaut und hat ein Gewicht von insgesamt 300 Tonnen, die Seilscheibe haben einen Durchmesser von sieben Metern.
Aufgabe für die Ewigkeit
Seit das Verbund-Bergwerk Robert Müser (entstanden aus den Zechen Heinrich Gustav, Caroline und Prinz von Preußen) 1968 stillgelegt wurde, nutzt die RAG die beiden Schächte Gustav und Arnold für die Wasserhaltung – eine Aufgabe für die Ewigkeit. Hierbei fördern Pumpen kontinuierlich das zufließende Grubenwasser, das sich als versickernder Regen auf dem Weg in die Tiefe erwärmt und unter anderem mit Salz angereichert hat.
Das mineralisierte Wasser wird dadurch dauerhaft auf einem sicheren Niveau unterhalb des Grundwassers gehalten und seit 2012 auch zur Wärmeversorgung genutzt. Dies spart laut RAG mindestens 245 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Das Grubenwasser speist zudem die Harpener Teiche und den Ümminger See. Ohne gäbe es diese Gewässer nicht.