Bochum. In der Bochumer Gastronomie endet eine Ära. Nach 23 Jahren schließt ein Restaurant. Das Aus ärgert die Wirtin noch immer, der Stachel sitzt tief.
„Die Stimmung ist schon ein bisschen bedrückend“, sagt Thomas Kloß, Thekenchef im Haus Landau. Für ihn ist hier an der Alten Bahnhofstraße in Bochum-Langendreer nach Feierabend endgültig Schluss. Das Kultlokal mit den beliebten mediterranen Tapas schließt. Nach 23 Jahren. Allerdings geht es im neuen Jahr weiter. Mit ähnlichem Namen, dem nahezu identischen Konzept. Und auch vom Personal wird man einige Gesichter wiedersehen.
Letzter Abend im Bochumer Kultlokal: So geht es weiter
Der Wechsel im Haus Landau erfolgt alles andere als geräuschlos und harmonisch. Wirtin Anne Lücking ist immer noch sauer über die Art und Weise, der Stachel sitzt tief. Sie fühle sich betrogen, sagt sie am letzten Abend im Gespräch mit der WAZ. Sie beende das Kapitel nicht freiwillig. Das stellen sie und ihr Partner Gerd Beißert auch in einem Schreiben an ihre Gäste klar, das in den vergangenen Tagen der Speisenkarte beilag.
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Man hätte gerne weiter gemacht, ist dort zu lesen, „jedoch interessieren sich unsere Verpächter überraschenderweise nicht mehr für eine Zusammenarbeit, sondern haben Verträge mit ehemaligen Kellnerinnen abgeschlossen“. Für drei Jahre habe man weitermachen wollen. Für die siebenköpfige Eigentümergruppe um Klaus-Peter Schlierenkämper offenbar zu kurz. Man habe einen über zehn Jahre laufenden Vertrag angestrebt, erklärte er der WAZ gegenüber.
Haus Landau in Bochum-Langendreer: Zwei frühere Angestellte übernehmen das Restaurant
Dieser wurde letztlich mit der Galdo Gastro GmbH abgeschlossen. Dahinter verbirgt sich Diana Galdo, die das „neue“ Landau zusammen mit ihrer Schwester Jolanthe führen wird. Beide waren über viele Jahre Mitarbeiterinnen von Lücking und Beißert. Im Februar will man nach kurzer Renovierungsphase neu eröffnen.
Vom jetzigen Personal werden einige Mitarbeiter weiter dabei bleiben. „Dieses Thema haben wir in den vergangenen Wochen aber ausgeblendet und uns auf den laufenden Betrieb konzentriert“, berichtet Thekenmann Thomas Kloß. Wie es für ihn selbst weiter geht, weiß er noch nicht genau. Er habe aber einige Angebote und schaue sich jetzt um. „Ich muss mich ja auch wohlfühlen.“ So wie in den vergangenen zwölf Jahren im Haus Landau. Nächste Woche werde hier ausgeräumt. „Das tut schon weh.“
Haus Landau: Am letzten Abend gibt‘s ein kostenloses Buffet für die Stammgäste
Am letzten Abend gibt es für die Stammgäste noch einmal ein kostenloses Buffet. Viele nutzen die Gelegenheit, um sich vom Team zu verabschieden. Sogar aus Hamburg kommen Landau-Freunde angereist. Alle werden von Anne Lücking herzlich begrüßt. Sie wirkt gefasst. „Das Ende hatte sich ja lange angekündigt.“ Was die Zukunft für sie bringen wird, weiß sie noch nicht. „Ich bin erstmal urlaubsreif und muss zur Ruhe kommen.“
Sie habe einige Optionen, sagt die 69-Jährige. Aufhören wolle sie nicht. „Ich war ja 23 Jahre in Aktion und wurde dann plötzlich ausgebremst. Ich fühle mich nicht so, als sei es das jetzt gewesen.“ Lange Zeit sah es so aus, dass sie und Beißert die Gastronomie im Kulturbahnhof Langendreer übernehmen würden. Das hat sich aber zerschlagen.
Aus für Haus Landau in Bochum: Stammgäste bedauern das Ende der Ära
„Das Landau, wie wir es unverwechselbar gestaltet haben, wird es so nun nicht mehr geben“, enden Anne Lücking und Gerd Beißert in ihren Abschiedsworten an die Gäste. Diese sehen das genauso. „Das war hier schon einmalig“, sagt Winfried Michalski, der jeden Donnerstag mit seiner Knobelrunde im Landau auflief. „Ich habe den Laden über die Jahre wirklich lieben und schätzen gelernt. Das Team war immer herzlich und familiär. Wir wissen jetzt gerade wirklich nicht, wo wir hin sollen.“
Dem neuen Landau wollen Michalski und Knobel-Kumpel eine Chance geben. „Wir testen das bestimmt mal aus. Aber es wird ganz sicher nicht so, wie es war.“ Auch Dieter Oestreich will im Februar „mal gucken“ kommen. Er sei geschockt gewesen, als er vom Aus für das Haus Landau unter der jetzigen Führung erfahren hat. „Die Atmosphäre, das Essen, das Bier – alles war top. Aber so ist das Leben. Irgendwann kommen dann die jungen Leute.“