Bochum. Der Streit um die Nachfolge in einem Bochumer Traditionslokal geht weiter. Der Pächter wirft seinen Nachfolgern „schlechten Stil“ vor.
Ende des Jahres schließt das Haus Landau in Bochum-Langendreer. Der Pachtvertrag mit Gerd Beißert, der das Restaurant an der Alten Bahnhofstraße im „Dorf“ seit 23 Jahren führt, wurde nicht verlängert. Ehemalige Mitarbeiter von ihm werden das Traditionslokal weiterführen. Sie machen schon jetzt Werbung für ihren Neustart – während der bisherige Betrieb noch läuft. Beißert spricht von „schlechtem Stil“. Die Nachfolger sehen das anders.
Schlechter Stil? Streit um Bochumer Traditionslokal geht weiter
Über die Sozialen Medien verbreitet das Team der Galda Gastro GmbH die Kunde über den Wechsel im Haus Landau. „In nur zwölf Wochen schlagen wir ein neues Kapitel auf – und ihr seid immer mit dabei“, hieß es kürzlich auf Facebook. Dazu die Ankündigung, dass man auf Transparenz setze. „Von der Umbauphase (keine Sorge, der Charme bleibt!) über unser neues Team bis hin zu unseren Projekten und Visionen – ihr seid Teil jeder Entwicklung.“
Zu diesem Thema sind bereits folgende Texte erschienen:
- Neustart von Lokal platzt überraschend – Wirt abgesprungen
- Nach 23 Jahren: Ära von Traditionslokal endet im Streit
- Beliebtes Traditionslokal in Bochum: Nachfolge steht fest
Mit einem „Like“ (Daumen hoch) könne man immer auf dem Laufenden bleiben. Dazu der Hinweis, dass es bald eine neue Internetseite geben werde und eine Reservierungs-App – und dass man schon jetzt Idee und Vorstellungen einbringen könne. Zu sehen ist auch das neue Logo „das Landau – Tapas & More“.
Auch der Vorgänger findet Erwähnung: „Wir treten ein großes Erbe an, denn die bisherigen Pächter haben in 23 Jahren Großartiges geleistet. Unseren Respekt dafür könnten wir nicht mehr betonen, und wir sind bereit, diese Erfolgsgeschichte fortzuführen.“
Haus Landau in Bochum-Langendreer: Letzter Tag am 17. Dezember
Warme Worte, die Gerd Beißert emotional nicht wirklich erreichen. „Ich finde das nicht okay, das ärgert mich und tut mir weh. Die tun so, als würde der neue Laden schon existieren.“ Eigentlich wolle er nur noch einen Schlussstrich ziehen und seine Ruhe haben. „Doch jetzt überlege ich doch, ob ich meinen Anwalt anrufen soll.“
Von beiden Seiten gebe es auf Facebook böse Kommentare. Das sei hier und da vielleicht verständlich, meint Beißert, „aber das ist keine gute Ebene. Wo soll das hinführen?“ Das ganze Hin und Her führte auch zu einer Online-Petition, über die im Internet Unterschriften gesammelt wurde, um das Landau zu „retten“. Das sei eine Aktion seiner Frau und eher als Spaß gedacht gewesen, klärt Beißert auf. „Es gibt ja nichts zu retten. Die Banane ist geschält.“
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Am Sonntag, 17. Dezember, wird das Haus Landau in seiner jetzigen Form ein letztes Mal geöffnet sein. Schon jetzt sei er nur noch selten im Restaurant. Die Situation sei auch innerhalb des Teams „schwierig, denn es werden ja einige vom Personal bleiben“. Den aktuell schwelenden Streit blende man bei der Arbeit aus. „Über einige Dinge reden wir auch einfach nicht.“ Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden gute Arbeit leisten. „Und ich brauche sie ja auch. Der Laden ist immer voll.“
Haus Landau in Bochum-Langendreer: Neue Pächter wollen im Februar starten
Darauf hoffen auch die Nachfolger von der Galdo Gastro GmbH. Dahinter verbirgt sich Diana Galdo, die das „neue“ Landau zusammen mit ihrer Schwester Jolanthe führen wird. Beide waren über viele Jahre Mitarbeiterinnen von Beißert. Als Sprecher fungiert aktuell Diana Galdos Lebensgefährte Mike Schnabl. Ab 1. Januar 2024 wolle man das Restaurant neu, aber im bisherigen Stil einrichten. Die Wiedereröffnung sei für den 1. Februar vorgesehen.
Man habe nicht die Absicht, dem aktuellen Wirt „ins Geschäft zu funken“, erklärt Schnabl, der von einem „angespannten Verhältnis“ unter den Beteiligten spricht. „Aber auf dem freien Markt läuft das so. Wir können nicht warten, bis er seine Sachen packt.“ Von daher werde es immer wieder kleine Interaktionen geben. Es sei auch „keine aggressive Werbung“, die man betreibe. „Wir wollen nur darauf hinweisen, wann und wie es weitergeht.“ Er habe im Umfeld eine gewisse Unsicherheit darüber festgemacht, wie es mit dem Landau weitergeht. „Deshalb wollen wir aufklären.“
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Schnabl bestätigt, dass die meisten Servicekräfte blieben. „Die Gäste werden also auf einige bekannte Gesichter treffen.“ Auf der Speisenkarte sollen weiterhin spanische und portugiesische Tapas stehen, auch Wünsche dürften geäußert werden. Anfang Dezember soll die neue Internetseite aktiviert werden.
Rund 75.000 Euro wollen die neuen Pächter investieren, um das Landau neu herzurichten. „Wir werden den Thekenbereich neu machen und benötigen neue Tische und Stühle“, erklärt Mike Schnabl, der sich um Einkauf, Vertrieb und Marketing kümmert, während die Galdo-Schwestern den Betrieb führen. Ein Teil der Küche bleibe, der Rest werde modernisiert.
Langfristige Lösung gewünscht
Dass der Pachtvertrag nicht verlängert wurde, hatte Gerd Beißert sehr geärgert. Nachdem er zwischenzeitlich tatsächlich überlegt hatte, aufzuhören, habe er schließlich doch um drei Jahre verlängern wollen.
Das hatte die siebenköpfige Eigentümergesellschaft allerdings abgelehnt. Klaus-Peter Schlierenkämper, dem die Immobilie zu einem Siebtel gehört und der als Rechtsanwalt zugleich der juristische Vertreter der Gruppe ist, erklärte, dass man eine langfristige Lösung angestrebt habe und einen Vertrag über zehn Jahre abschließen wollte – wie mit den Nachfolgerinnen geschehen.