Bochum. Der Pächterwechsel in einem Bochumer Restaurant geht nicht geräuschlos über die Bühne. Die Fronten zwischen Wirt und Eigentümern sind verhärtet.

Seit dem Jahr 2000 führt Gerd Beißert das Haus Landau in Bochum-Langendreer. Das 23. Jahr wird sein letztes als Wirt des Traditionslokals an der Alten Bahnhofstraße im „Dorf“ sein. Der Pachtvertrag wurde nicht verlängert, zwei Frauen übernehmen 2024. Geräuschvoll geht der Wechsel nicht vonstatten. Die Fronten zwischen Gastronom und der siebenköpfigen Eigentümergesellschaft sind verhärtet.

Nach 23 Jahren: Ära in Bochumer Traditionslokal endet im Streit

Beißert fühlt sich hintergangen. Während er zunächst im Herbst 2022 mündlich und dann im Dezember per Einschreiben auch schriftlich mitgeteilt habe, das Haus Landau auch weiterhin führen zu wollen, seien hinter seinem Rücken schon Verhandlungen über die Nachfolge geführt worden, behauptet er. Das habe er auch nur über Mitarbeiter erfahren. „Ich selbst habe davon nichts mitbekommen.“

Beliebtes Traditionslokal in Bochum: Nachfolge steht fest

Zwei Frauen, die früher selbst im Haus Landau gearbeitet haben, führen das Restaurant ab 2024 weiter. Es stimme, dass er beiden schon vor drei Jahren ein Übernahmeangebot gemacht habe, es aber wohl am Finanziellen gescheitert sei. „Damals hatte ich tatsächlich überlegt, aufzuhören, um mich mehr um die Familie zu kümmern“, sagt Beißert der WAZ gegenüber. Inzwischen habe er diesen Gedanken aber wieder verworfen und wolle weitermachen.

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Doch dazu kommt es nun nicht mehr – zumindest nicht im Haus Landau. Aus Sicht des 65-Jährigen „sehr schade“. Er hätte sich gut vorstellen können, „noch drei Jahre zu machen und dann an meinen Thekenmann zu übergeben“. Dieser sei seit zwölf Jahren im Landau „und die Seele des Ladens“. So sei es auch immer schon geplant gewesen. „Das wäre eine schöne Sache gewesen, auch für das Personal.“

Wechsel in Traditionslokal: Eigentümer wollten Pachtvertrag über zehn Jahre

Von Eigentümerseite meldet sich Klaus-Peter Schlierenkämper zu Wort. Schlierenkämper gehört nicht nur ein Siebtel der Immobilie, als Rechtsanwalt ist er zugleich der juristische Vertreter der Eigentümergruppe aus Langendreer. Der Kontakt zu Gerd Beißert bestehe aktuell ausschließlich auf juristischem Weg. „Ich bedaure sehr, dass die Geschichte so aus dem Ruder läuft.“

Die Fakten lägen klar auf der Hand und seien rechtlich auch nicht anfechtbar: „Wir haben hier ein auslaufendes Vertragsverhältnis, das zum 31. Dezember 2023 endet.“ Es gebe keinen Rechtsanspruch und es liege auch keine Vertragsverletzung vor. Man habe nur aus einem Grund mit Beißert nicht verlängert: „Er wollte lediglich für drei Jahre weitermachen, wir strebten jedoch einen Pachtvertrag über zehn Jahre an.“ Darüber habe man im Januar gesprochen.

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Alle Eigentümer seien schon relativ alt und wollten im Sinne der Erben eine langfristige Lösung für das Haus Landau. „Von daher konnten wir eine kürzere Laufzeit nicht akzeptieren“, erklärt Schlierenkämper. Mit Beißert hätte man ihm zufolge gerne weitergemacht. „Wir waren doch sehr zufrieden und haben seine Arbeit sehr geschätzt. Wir haben damals großes Glück mit ihm gehabt.“

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Doch alles habe auch seine Zeit. Der Pachtvertrag mit den beiden Nachfolgerinnen laufe über zehn Jahre. Schlierenkämper bestreitet, schon vorher mit ihnen verhandelt zu haben. „Dazu gab es doch gar keinen Anlass. Der Pachtvertrag läuft ja noch. Außerdem ist das Objekt sehr nachgefragt.“ Da habe man sich über den Fortbestand einer Gastronomie keine Sorgen machen müssen.

Wechsel in den Kulturbahnhof

Wie so oft im Leben öffnet sich eine Tür, wenn sich eine andere schließt. So war es auch für Gerd Beißert, als er den Anruf vom Kulturbahnhof Langendreer erhielt und gefragt wurde, ob er dort nicht die Gastronomie übernehmen wolle. „Das war just zu dem Zeitpunkt, als klar wurde, dass es für mich im Haus Landau nicht weitergeht.“

Beißert war Gründungsmitglied des soziokulturellen Zentrums und hatte die Gastronomie dort früher schon mal geleitet, lange bevor das Haus Landau ein Thema für ihn wurde. Es gebe schon einen „guten Vorvertrag“. Ein paar Kleinigkeiten seien aber noch zu regeln. Beißert plant, mit dem selben Konzept wie im Landau am Wallbaumweg weiterzumachen und auch langjährige Mitarbeiter mitzunehmen.

Sein Wunsch ist es, im Oktober das Lokal im Kulturbahnhof zu renovieren und dann im November umzuziehen. „Das wäre optimal.“ Das Landau sei dann wahrscheinlich ab Ende Oktober geschlossen und müsse von ihm noch leergeräumt werden.

Die beiden neuen Pächterinnen planen, das Haus Landau im Januar 2024 zu renovieren und dann Anfang Februar zu starten. Der Name soll künftig „das Landau – Tapas & more“ lauten. Das kulinarische Angebot ähnelt dem aktuellen – mediterrane Küche.