Bochum. Dominik Dos-Reis gehört zu den größten Talenten am Schauspielhaus Bochum. Der verdiente Lohn: der Theaterpreis. Jetzt wartet der „Jedermann“.
Um diese schöne Tradition wird das Schauspielhaus Bochum von vielen Theatern beneidet: Bereits zum 16. Mal sind hier die Theaterpreise verliehen worden. Die begehrten Bronzekugeln, die der Freundeskreis des Schauspielhauses stiftet, gehen in diesem Jahr an die Schauspielerin Jele Brückner (in der Kategorie „Arrivierte“) sowie an ihren Kollegen Dominik Dos-Reis („Nachwuchs“). Die Preise sind mit jeweils 3000 Euro dotiert.
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Rührende Szenen bei Verleihung des Theaterpreises in Bochum
Zu Tränen gerührte Sieger, launige Lobesreden, schwungvolle Musik: Die stets recht gut besuchte Preisverleihung bringt schon lange einen leichten Hauch von Hollywood ins Stadttheater. Dieses Jahr gibt es einige Überraschungen: Statt bei einer üblichen Sonntagsmatinée in den Kammerspielen werden die Preise erstmals seit langer Zeit wieder im großen Saal verliehen – und dies direkt im Anschluss an eine Vorstellung. Das gab es zuvor noch nie. „So stehen wir jetzt in diesem beeindruckenden Bühnenbild“, freut sich Hajo Salmen, Vorsitzender des Freundeskreises. Kurz zuvor wurde hier noch die Tragikomödie „Kinder der Sonne“ gespielt.
Mit dem Bochumer Theaterpreis werden zwei Schauspieler aus dem Ensemble geehrt, die im vergangenen Jahr auf besondere Weise auf sich aufmerksam gemacht haben. Die Mitglieder des Freundeskreises stellen eine Vorschlagsliste auf, über die Preisträger entscheidet dann eine Jury, die unter anderem aus Radio-Bochum-Moderatorin Danni Rösner und dem Autor dieser Zeilen besteht.
Dominik Dos-Reis spielt den „Tod“ in Salzburg
So viel sei verraten: Um die Auszeichnung für Dominik Dos-Reis hat es während der Jurysitzung Ende August keine langen Diskussionen gegeben. Kaum einer aus dem Kreis der „jungen Kräfte“ im Ensemble von Johan Simons genießt in der deutschsprachigen Theaterszene derzeit ein solch hohes Ansehen wie der 30-jährige Österreicher. Er bekam im Sommer den Alfred-Kerr-Darstellerpreis, wurde kurz darauf vom Fachblatt „Theater heute“ zum „Nachwuchsschauspieler des Jahres“ gekürt. Jetzt direkt die nächste Auszeichnung: „Es läuft ganz gut für ihn“, scherzt die Schauspielerin Friederike Becht in ihrer Laudatio. „Das Bochumer Ensemble ist prallvoll mit hochtalentierten Kollegen. Das muss man erstmal schaffen!“
In der Tat sind die Rollen, die Dos-Reis in jüngster Zeit spielt, immer größer geworden. Vom Nebendarsteller in „Hamlet“ bis zu einem der drei Brüder im Sieben-Stunden-Stück „Die Brüder Karamasow“ war es ein weiter Weg. Großen Eindruck hinterließ er als schwitzender Fabrikarbeiter in „Am laufenden Band“. „Dies ist die Krönung eines unglaublichen Jahres“, sagt er und hält gerührt die Bronzekugel in die Höhe. „Für mich ist das nicht selbstverständlich.“ Die nächste Großaufgabe wartet schon: Im kommenden Sommer spielt er bei den Salzburger Festspielen im „Jedermann“ den „Tod“.
Mit Jele Brückner wird in der Kategorie „Arrivierte“ eine Schauspielerin geehrt, die seit über 20 Jahren (mit längeren Pausen) zum Ensemble gehört und längst zum Publikumsliebling geworden ist. An ihre fulminante Darstellung der versoffenen Martha in „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ wird man sich noch lange erinnern, doch auch in Inszenierungen wie „Iwanow“, „Der große Gatsby“ und „Kinder der Sonne“ ist Brückner eine Bank.
Echte Teamspielerin
Daneben gilt sie als echte Teamspielerin: „Ob man einen Tee, eine Wärmeflasche oder nur einen Ratschlag braucht: Hinter der Bühne unterstützt sie einen, wo sie nur kann“, sagt die Schauspielerin Elisabeth Blonzen. Genau diese Verbundenheit, die im Ensemble derzeit herrsche, sieht Brückner als einen wichtigen Grund für den Erfolg: „Anders als an vielen anderen Theatern gibt es hier überhaupt kein Konkurrenzdenken“, schwärmt sie und erntet lautstarken Jubel von den Zuschauern, darunter auch viele Kollegen im Saal.