Bochum. Aus einem übervollen Taubenschlag hat die Stadt Bochum 24 Vögel ins Tierheim bringen lassen. Dessen Mitarbeiter werden „aufs Übelste beschimpft“.

Die Kommentarfunktion unter ihren jüngsten Facebook-Postings haben sie abgeschaltet, am Mittwoch ein komplett schwarzes Bild veröffentlicht, dazu die Ansage: „Hier bleibt es jetzt ruhig auf diesem Kanal“. Nachdem die Stadt Bochum am Dienstag, 5. Dezember, rund zwei Dutzend Tauben aus einem Taubenschlag in Weitmar sichergestellt hat, sieht sich das hiesige Tierheim einem Shitstorm im Netz ausgesetzt. „Wir werden aufs Übelste beschimpft“, sagt Tierheim-Leiterin Carmen Decherdt.

Die sichergestellten Tiere sind im Tierheim untergebracht. Die „Taubenhilfe NRW“, aus deren Obhut die Vögel geholt wurden, kritisieren den Einsatz des Veterinäramts als unprofessionell und unverhältnismäßig – und die Wut der Taubenfreunde entlädt sich auch beim Tierheim. „Wir werden in Facebook-Nachrichten ,dumme Gestalten’ genannt“, erzählt Decherdt. Mitarbeitende seien am Telefon bedroht worden. „Wir werden zerrissen bis zum Gehtnichtmehr.“

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Tierheim Bochum: Wissen selbst nicht, wie es mit den Tauben weitergeht

„Wir werden zerrissen bis zum Gehtnichtmehr“: Tierheimleiterin Carmen Decherdt sieht sich und ihre Mitarbeitenden nach dem Einsatz in einem Taubenschlag einer Welle der Wut ausgesetzt.
„Wir werden zerrissen bis zum Gehtnichtmehr“: Tierheimleiterin Carmen Decherdt sieht sich und ihre Mitarbeitenden nach dem Einsatz in einem Taubenschlag einer Welle der Wut ausgesetzt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Dabei, das betont die Tierheim-Leiterin im Gespräch und das stellt der Tierschutzverein auf seiner Facebook-Seite klar: Den Einsatz und die Beschlagnahmung der Tauben hätten sie nicht zu verantworten und nicht veranlasst. „Wir sind ja nur der Verein, der im Auftrag der Stadt sichergestellte Tiere aufnehmen muss!“, erklärt Carmen Decherdt. Dazu sei der Tierschutzverein vertraglich verpflichtet. Normalerweise bringe er keine Tauben bei sich unter.

Jetzt sind die Tiere auf der Quarantänestation untergebracht. Wie es weitergeht, „wissen wir selbst nicht“. Zum Zustand der beschlagnahmten Tiere will sie sich auf Nachfrage nicht näher äußern. Was auch immer sie sage, es werde ihr im Zweifel ohnehin im Mund herumgedreht.

Bei Facebook schreibt das Tierheim immerhin so viel: „Wären die dort untergebrachten Tiere nur in der von der Stadt genehmigten Anzahl dort gewesen und auch entsprechend tierärztlich versorgt, sauber und behandelt… ja, dann würde doch ein Veterinäramt keine Tiere dort wegnehmen, denkt doch da mal drüber nach!“

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass die Tauben aus der Obhut von „Taubenhilfe NRW“ und „Stadttauben Bochum“ geholt wurden. Dies haben wir korrigiert. Der Verein „Stadttauben Bochum“ teilt mit: „Die Betreiberin der Voliere ist zwar Mitglied bei uns, aber sie hatte die Voliere bereits vor dem Eintritt in unseren Verein. Die Voliere wird weder organisatorisch, noch durch Geld- oder Sachleistungen durch unseren Verein unterstützt.“