Bochum-Weitmar. Ehrenamtler kümmern sich um verletzte Stadttauben. Jetzt holte das Veterinäramt Tiere aus ihrem Taubenschlag. Wie die Stadt Bochum das erklärt.
Auch am Tag danach ist Jennifer Dorp noch aufgebracht. „Horror“ sei das gewesen, sagt sie über den Einsatz vom Dienstag. Dorp kümmert sich als Gründerin der „Taubenhilfe NRW“ um verletzte und kranke Stadttauben, gemeinsam mit Kelly McGregor („Stadttauben Bochum“) unterhält sie Voliere und Stall auf einem Hinterhofgrundstück in Weitmar. Hier päppeln die beiden Bochumerinnen Tiere auf, die ihnen gemeldet werden. Am Dienstag rückte das Veterinäramt an und ließ rund zwei Dutzend Vögel mitnehmen.
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Die Stadt habe, so teilt deren Sprecher Peter van Dyk mit, den Taubenschlag „aufgrund von Anwohnerbeschwerden nach vorheriger Terminvereinbarung mit den Betroffenen“ aufgesucht, um die Haltung dort zu überprüfen. Dass der Schlag zu klein ist für die Zahl der untergebrachten Tiere, ist weder neu noch strittig. Schon im Oktober 2022 suchten Dorp und McGregor öffentlich, unter anderem mit einem Aufruf in der WAZ, nach einem neuen Zuhause für ihre Schützlinge. Ohne Ergebnis.
Erlaubt sind 50 Tauben im Schlag – drin waren dreimal so viele
Genehmigt ist der Taubenschlag für maximal 50 Tiere. „Vorgefunden wurden, genau wie schon bei früheren Kontrollen, etwa 150 Tiere, also die dreifache Anzahl“, sagt Stadtsprecher van Dyk. Die Taubenhilfe habe in der Vergangenheit mit dem Bauordnungsamt vereinbart, die Zahl der Tiere zu reduzieren. „Diese Vereinbarung (...) wurde seitens der Taubenhilfe nicht eingehalten, da der Taubenstand gestern ziemlich genau so groß war, wie zum Zeitpunkt der Vereinbarung.“
„Natürlich ist der Schlag voll“, sagt Jennifer Dorp, „aber nur so voll, dass sie noch ordentlich leben können.“ Die Tiere seien bei ihr gut versorgt. „Wir ziehen nicht auf Biegen und Brechen Tiere durch“, beteuert sie, „aber die, die bei uns sind, die haben einen Grund zu leben.“ Auch, wenn einige von ihnen vielleicht flugunfähig sind – so wie etwa „Tobi“, den sie vor gut zwei Jahren aufgenommen habe, als er unter die Straßenbahn geraten sei und dabei einen halben Flügel verloren habe.
Stadt: Nur sichtbar kranke oder verletzte Tiere eingesammelt
Das Veterinäramt sah das anders. Es seien Amtstierärzte mit vor Ort gewesen, die die es für notwendig erachtet hätten, Tiere aus dem Schlag herauszuholen, weil das Tierschutzgesetz dort verletzt worden sei, erklärt der Stadtsprecher. „Es wurden die auffälligsten, das heißt, sichtbar kranke oder verletzte Tauben eingesammelt. Da seitens des Vereins jede Mitarbeit verweigert wurde, musste das Einfangen der Tiere durch den Tierschutzverein Bochum erfolgen.“
Jennifer Dorp hingegen sagt, es seien „willkürlich 24 Tiere eingepackt“ worden, „auch gesunde“. Sie habe den Einsatz als „unprofessionell“ erlebt, die Vögel seien durch den Schlag gescheucht worden, zwei Tauben dabei verletzt worden. Zu diesem Vorwurf sagt Peter van Dyk: „Darüber ist uns nichts bekannt.“
Die sichergestellten Tauben würden nun im Tierheim tierärztlich untersucht. „Was mit den Tieren passiert, hängt vom Ergebnis der Untersuchung ab“, so van Dyk. „Sofern gesund, werden ,Rassetauben’ ihren Besitzern zurückgegeben, ,Stadttauben’ wieder ausgewildert.“ Dorp sagt, sie habe sich einen Anwalt genommen, wolle ein Eilverfahren anstrengen: „Damit die Tiere nicht getötet werden, weil: Das wird passieren.“
Taubenhilfe: Fast jeden Tag werden kranke Tiere gemeldet
Die 38-Jährige betont, sie bemühe sich seit Jahren darum, gemeinsam mit der Stadt eine Lösung zu finden. „Alles, was sich selbst nicht helfen kann, braucht unsere Hilfe“. Inzwischen sei sie so sachkundig und bekannt, dass sie fast täglich Meldungen über verletzte oder kranke Tiere bekomme.
„In der Stadt muss sich was ändern“, sagt sie. „Wir wollen ja, dass es weniger Tauben werden.“ Wenn aber nichts gegen wilde Brutplätze gemacht werde, dann werde es so weitergehen. Noch während der Einsatz an ihrem Taubenschlag am Dienstag lief, erzählt Jennifer Dorp, klingelte ihr Handy. Ein Bürger hatte eine verletzte Taube gefunden. Ihre Nummer habe er von der Leitstelle der Polizei bekommen.